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ADB:Hafner, Jakob

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Artikel „Hafner, Jacob“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 322–323, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hafner,_Jakob&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 07:21 Uhr UTC)
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Hafner: Jacob H., abenteuerlicher Reisender und Reisebeschreiber, wurde 1755 in Halle geboren, wo sein aus Colmar stammender Vater als Arzt lebte. Als ältestes von drei Kindern begleitete er schon im Alter von 11 Jahren seinen Vater nach Batavia, als dieser von der niederländisch-ostindischen Compagnie in ärztlicher Stellung dorthin gesandt wurde; aber sein Vater starb an Bord des Schiffes und der Knabe sah sich nach der Ankunft in Batavia gezwungen, Dienste auf Schiffen zu nehmen, die ihn einen großen Theil der Welt sehen ließen und ihm Sprachkenntnisse zuführten, wie sie zu jener Zeit nicht häufig waren. Er sprach 5 europäische und mehrere malayische Idiome. Großentheils dieser Kenntniß verdankte er die Anstellung in Diensten der niederländisch-ostindischen Compagnie, welche er nach 12jährigen Seefahrten erhielt. In dieser Stellung zauderte er nicht, seine schönen Naturgaben, unter welchen ein hervorvorragendes Gedächtniß [323] besonders genannt wird, zur Geltung zu bringen und rückte schon 1779 zum Buchhalter der an den Küsten Vorderindiens gelegenen Besitzungen vor. Als die Engländer 1781 sich dieser Besitzungen bemächtigten, verlor er seine Stelle und ging nach Calcutta, wo er neuerdings in kaufmännische Dienste trat, um aber schon 1795 nach Europa zurückzukehren. Er verheirathete sich in Amsterdam, wo er den größten Theil der Jahre bis zu seinem Tode verlebte. Er starb am 3. September 1809. In dieser Zeit veröffentlichte er zwei Reisebeschreibungen, welche ihm rasch Ruf verschafften: „Lotgevallen op eene reis von Madras over Tranquebar naar het eiland Ceilon. Met eene Plaat“, Amsterdam 1806 und „Reize in eenen palanquin of Lotgevallen op eene reiz langs der Kusten Orixa en Choromandel. 2 deelen met platen“, Amsterdam 1807. Eine Preisarbeit: „Onderzoek naar het nut der zendelingen en zendelingsgenootschappen in de twee latste eeuwen“ erschien in den Verhandelingen of Teyler’s Goodgeleerd Genootschap 1807 und 1797 legte er der Amsterdam’sche Dicht- en Letteroefenend Genootschap“, Proben aus Ramajana und Mahabarata vor. Kleinere Arbeiten von ihm finden sich in verschiedenen niederländischen Zeitschriften seiner Zeit, vorzüglich den: „Vaterlandsche Letteroefingen“, und andere wurden nach Hafner’s Tode von seinem Sohne herausgegeben. – Die Reisebeschreibungen Hafner’s, welche schon kurz nach ihrem Erscheinen ins Deutsche und Französische übersetzt worden waren, wurden zu ihrer Zeit mit unter die hervorragendsten Werke dieses Zweiges der Litteratur gezählt. In der That ist ihr Stil leicht und lebhaft und sie lesen sich bequem, oft selbst spannend. Aber sind auch nicht mehr als Unterhaltungsschriften. Gehäufte Abentheuer, die nicht immer wahrscheinlich, romanhafte Verhältnisse, übermäßig in den Vordergrund geschoben und breit behandelt, daneben Vernachlässigung des wirklich Wissenswerthen und ein bald sentimentaler, bald hochtrabender Stil weisen ihnen einen Platz an in derjenigen Reiselitteratur, welche näher ist den Reiseromanen à la Chateaubriand als den eigentlichen Reisebeschreibungen.

Notice sur la vie de M. Jaques H. in Bd. I. der französischen Uebersetzung der Lotgevallen (Paris 1811). Biographisch Woordenboek der Nederlanden I. S. 5.