Zum Inhalt springen

ADB:Hartung, Ernst Ritter von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hartung, Ernst Ritter von“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 34–35, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hartung,_Ernst_Ritter_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 20:07 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Hase
Band 50 (1905), S. 34–35 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ernst von Hartung in der Wikipedia
Ernst Hartung in Wikidata
GND-Nummer 137434456
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|34|35|Hartung, Ernst Ritter von|Oscar Criste|ADB:Hartung, Ernst Ritter von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137434456}}    

Hartung: Ernst H., k. k. Feldzeugmeister, einer hannoveranischen Familie entstammend, wurde im J. 1808 in Wien geboren und trat nach Absolvirung der k. k. Ingenieurakademie im J. 1827 als Fähnrich in das 1. Infanterieregiment, in welchem er am 15. März 1831 zum Lieutenant, am 16. August 1834 zum Oberlieutenant und am 1. März 1844 zum Hauptmann befördert wurde. In den Kämpfen der Jahre 1848 und 1849 in Italien that sich H. wiederholt so sehr hervor, daß er noch während des Feldzugs zum Major und Oberstlieutenant befördert, mit dem Militär-Verdienstkreuz und mit dem Orden der Eisernen Krone 3. Classe ausgezeichnet ward. Nach kurzer Dienstleistung als Adlatus des Generaladjutanten Radetzky’s wurde H. am 5. März 1850 zum Obersten im Infanterieregimente Nr. 23 befördert und bald darauf zum Commandanten dieses Regiments ernannt. Am 25. Septbr. 1854 Generalmajor geworden, nahm H. 1859 an dem Kriege gegen Frankreich und Piemont mit seiner Brigade im 3. Armeecorps theil an der Kanonade bei Valenza, behauptete sich in der Schlacht von Magenta, trotz der feindlichen Uebermacht die ganze Nacht vom 4. auf den 5. Juni auf dem Schlachtfelde und kämpfte bei Solferino von 8 Uhr früh bis 5 Uhr Nachmittags, vorwärts Giudizzolo, gegen die von Medole über Casanuova vordringenden Infanteriemassen trotz verheerenden Artilleriefeuers und eines gewaltigen Cavallerieangriffes des Feindes unerschütterlich bis zum allgemeinen Rückzug. Für seine Leistungen in den beiden Schlachten wurde H. mit dem Orden der Eisernen Krone 2. Classe [35] und dem Ritterkreuze des Leopoldordens ausgezeichnet. Am 15. August 1862 wurde H. zum Truppencommandanten im Küstenlande und in Istrien ernannt, am 13. August 1863 zum Feldmarschalllieutenant befördert und am 12. Mai 1864 Inhaber des Infanterieregiments Nr. 47. In dem Feldzug des Jahres 1866 befehligte H. das 9. Corps in der Südarmee des Erzherzogs Albrecht und trug durch seine Führung wesentlich dazu bei, daß die Schlacht von Custoza am 24. Juni sich zu einem der glänzendsten Siege der kaiserlichen Waffen gestaltete. In richtiger Würdigung der Gefechts- und Geländeverhältnisse und entgegen den Dispositionen des Generalcommandos, welches die Ausdehnung des 9. Armeecorps bis zum Thaleinschnitte von Stafallo angeordnet hatte, ließ H. den rechten Flügel seines Corps sogleich nach der Besetzung von Sommacampagna und Berettara gegen den Feind vorgehen und seine wiederholten Angriffe gegen die auf dem Monte Croce aufgestellten feindlichen Truppen paralysirten die ernstliche Gefährdung des Pivots der ganzen Armee. Dem Feinde gelang es nicht, gegen die Höhen von Casa del Sole vorzudringen. Nach den blutigen Angriffen seiner Brigaden Weckbecker und Böck und nach dem hartnäckigen Widerstand von Seite des Regiments Thun auf dem Belvedere und dem Monte arabico, wodurch der Angriff des 7. Armeecorps wesentlich erleichtert wurde, konnte H. seiner Aufgabe stundenlang nur durch das muthige Ausharren und das vorzüglich geleitete Feuer seiner fast isolirt vorgeschobenen Artillerie gerecht werden, zog aber dann im entscheidenden Augenblick seine letzte Reserve vor und verwendete sie so glücklich gegen den Monte Croce, daß die Stellung nebst den feindlichen Geschützen genommen wurde. Für seine Thätigkeit in der Schlacht von Custoza erhielt H. am 29. August 1866 das Ritterkreuz des Maria-Theresienordens, nachdem ihm schon vorher die Würde eines Geheimen Rathes verliehen worden war. Im October 1866 zum commandirenden General von Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, Mähren und Schlesien ernannt, am 22. April 1868 zum Feldzeugmeister befördert und am 19. Februar 1869 mit dem Orden der Eisernen Krone 1. Classe ausgezeichnet, trat H. am 1. März 1869 auf eigenes Ansuchen in den Ruhestand. H., der ein hervorragend gebildeter Officier und glänzender Stilist war, hat auch die Neubearbeitung des Dienstreglements geleitet und sich an der nach dem Kriege des Jahres 1859 in Angriff genommenen Umarbeitung des Exercierreglements betheiligt. Nach seinem Uebertritt in den Ruhestand zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt, nahm H. regelmäßig an allen Sitzungen theil, wurde wiederholt auch in die Delegationen des österreichischen Reichsrathes entsendet und widmete auch da allen Heeresangelegenheiten die regste Aufmerksamkeit. H. starb am 1. October 1879 in Wien.

Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Lukeš, Militärischer Maria-Theresienorden. Wien 1890. – Vedette, Jahrgang 1879, Nr. 80.