ADB:Hebra, Ferdinand Ritter von
Skoda und lenkte hier seine Aufmerksamkeit besonders auf die Hautkrankheiten, deren Studium fortab seine Lebensaufgabe wurde. Es gelang ihm durch eine Reihe von schriftstellerischen Leistungen und wesentlichen Neuerungen das Gebiet der Dermatologie derartig zu erweitern und umzugestalten, daß es durch seinen Einfluß zum Rang einer Specialdisciplin mit einem eigenen Lehrer erhoben wurde. Es wurde für die Hautkranken eine selbständige Abtheilung 1845 gebildet und an die Spitze derselben H. gestellt, seit 1849 als außerordentlicher, seit 1869 als ordentlicher Professor. Diese Stellung behielt H. bis zu seinem Lebensende. Durch Lehrcurse in seinem Fach, die er bereitts 1842 zu halten begonnen hatte, wurde er das Haupt einer Schule, deren Vertreterzahl unübersehbar ist. Es ist sein Verdienst, der Dermatologie, die vor ihm kaum besondere Beachtung und eine wissenschaftliche Bearbeitung nur in vereinzelten Versuchen erfahren hatte, allgemeine Geltung als einer den übrigen Fächern der Medicin durchaus ebenbürtigen Disciplin verschafft zu haben. Ausgestattet mit genialer Beobachtungsgabe gelangte er dank einem relativ reichhaltigen Material dazu, für eine größere Zahl bekannter Krankheiten den typischen Verlauf zu beschreiben, verschiedene neue Krankheitsbilder zu differenziren, Verlauf und Merkmale in präcisester Weise und in classischer Sprache festzusetzen und vor allem, was sein Hauptverdienst ist, die alte humoral-pathologische Auffassung zu beseitigen und an Stelle der sogen. Dyscrasie die Ursachen der Hautkrankheiten in einer Reihe von anderen, meist äußeren Factoren experimentell nachzuweisen und demgemäß die Therapie wesentlich zu ändern bezw. zu bessern. Auch das von ihm in seinem „Versuch einer auf pathologische Anatomie gegründeten Eintheilung der Hautkrankheiten“ [89] (1845) niedergelegte, rationell wissenschaftliche System der Dermatologie fand den Beifall der Zeitgenossen und ist auch gegenwärtig mit geringen Modificationen gültig. 1856 begann H. die (1876 vollendete) Herausgabe eines prächtig ausgestatteten „Atlas für Hautkrankheiten“, eines Werks von bleibendem und heute noch anerkanntem Werth. Zum großen von Virchow herausgegebenen „Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie“ lieferte H. 1860 den dermatologischen Beitrag u. d. T.: „Acute Exantheme und Hautkrankheiten“. – Auch unternahm H. mehrere große Studienreisen, so u. a. 1852 nach Norwegen zur Erforschung der Lepra. Eine sehr eingehende Würdigung der Bedeutung und Leistungen Hebra’s stammt von Caspary im Biogr. Lex. herv. Aerzte hrsg. von A. Hirsch III, 97. Auf diese Quelle sei hiermit verwiesen.
Hebra: Ferdinand Ritter von H., in Wien, der berühmte Dermatolog, am 7. September 1816 in Brünn geboren und am 5. August 1880 in Wien gestorben, studirte und promovirte am letztgenannten Orte 1841, war zunächst einige Monate lang Assistent an der Lehrkanzel für Staatsarzneikunde, trat dann als Aspirant und später als Secundararzt an die Abtheilung für Brustkranke über unter