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ADB:Herzog, Marianus

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Artikel „Herzog, Marian“ von Gabriel Meier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 264–265, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herzog,_Marianus&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 01:09 Uhr UTC)
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Herzog: P. Marian H., Pfarrer von Einsiedeln, geb. zu Münster, Canton Luzern, 1758, wurde Mitglied des Klosters Einsiedeln 1775, Priester 1781, lehrte zuerst Rhetorik und Theologie im Stifte, wurde dann Archivar und Bibliothekar und bearbeitete mit P. Fintan Steinegger die Einsiedler Chronik von 1783, die beste bis jetzt erschienene. J. L. Haller in seiner Bibliothek der Schweizergeschichte nennt die Verfasser aufgeklärte Capitularen. Als im Jahre 1798 die Franzosen in die Schweiz eindrangen, ihr „die Freiheit“ aufzuzwingen und die meisten Kantone die helvetische Constitution bereits angenommen hatten, war neben dem Kapuziner Paul Styger P. Marian, seit 1789 Pfarrer von Einsiedeln, der eifrigste Heißsporn, der die Urkantone zum Widerstande gegen die Franzosen aufmunterte. Beiden schien die Religion gefährdet und sie hatten beim Volke großen Anhang. Die Landsgemeinde vom 16. April schwur mit Gut und Blut für Freiheit, Vaterland und Religion einzustehen. Die Grenzen wurden besetzt, Aloys Reding zum Landeshauptmann ernannt. Einen gewaltigen Schutzwall gegen den Zürchersee hin bildet die waldige Höhe des Etzels, neben welchem zwei Straßen in das Land, zunächst nach Einsiedeln führen, eine über die Schindellegi, die andere ist der Etzelpaß. Im Kriegsrathe zu Rothenthurm, in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai erschien auch Pfarrer H. und versprach mit seinen Einsiedlern [265] den Posten am Etzel bis zum letzten Blutstropfen zu verfechten. Doch verlangte er vergebens einen Anführer. „Kein Officier wollte mit dem Mönche das Commando theilen“ (Zschokke). Das war ein Fehler. Am Morgen darauf, 2. Mai, war Reding an der Schindellegi siegreich gegen 2000 Franzosen; aber 6000 derselben rückten gegen den Etzel vor, wo die Einsiedler standen. H. erzählt: „Alle sahen ein, daß sie sich unmöglich wehren könnten und ganz Einsiedeln unglücklich machen würden, wenn sie gegen die anrückenden Vorposten der Franzosen Gewalt brauchen würden. Sie entschlossen sich also in Ruhe nach Hause zu gehen“. Durch diesen verhängnißvollen Rückzug war der Widerstand gebrochen, die Franzosen marschirten in Einsiedeln ein und Reding mußte, um nicht umgangen zu werden, sich nach Rothenthurm zurückziehen. Umsonst war der glänzende Sieg, den er dort noch am gleichen Tage errang, sowie ein dritter der Schwyzer und Urner bei Morgarten. Am 4. Mai mußte er capituliren und die Landsgemeinde nahm, auf Anrathen der gemäßigten Geistlichen, die Constitution an. Pfarrer H., auf dessen Kopf die Franzosen einen Preis von 200 Louisd’or gesetzt hatten, war über die Berge nach Oesterreich geflohen, kehrte aber nach der Mediation wieder zurück, war wieder Pfarrer von Einsiedeln 1818–26 und starb am 26. Nov. 1828. Sein Charakter und seine Handlungsweise haben die verschiedensten Beurtheilungen erfahren. Verrath, Sittenlosigkeit, alle Verbrechen wurden ihm vorgeworfen. Sicher mit Unrecht. Am richtigsten hat wol G. Meyer von Knonau geurtheilt, wenn er sagt: „Marianus H. und Paul Stiger hat mehr als eine Erzählung zu Bösewichtern und Verräthern gestempelt; allein sie gehören nur in die Classe der Schreier, die in jeder aufgeregten Zeit bald aus blindem Irrthume, bald aus Eitelkeit, Ehrgeiz, Haß, Parteigeist oder anderen Leidenschaften die Menge aufreizen, den auf Einsicht und Erfahrung begründeten Rath als Feigheit oder Zweideutigkeit darstellen und gewöhnlich zuletzt ihre Anhänger entweder mit sich ins Verderben stürzen oder ebenso oft im Augenblicke der Entscheidung zaghaft verlassen“.

D. Kant. Schwyz, S. 45. Vgl. Faßbind, Gesch. d. Kant. Schwyz, Bd. V. Steinauer, Gesch. d. Kant. Schwyz, Bd. I. Zschokke, Gesch. vom Kampf und Untergang d. schweiz. Kantone (parteiisch). Dettling, Schwyz. Chronik.