ADB:Huth, Heinrich Wilhelm von

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Artikel „Huth, Heinrich Wilhelm von“ von v. Huth. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 520–522, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Huth,_Heinrich_Wilhelm_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 14:25 Uhr UTC)
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Huth: Heinrich Wilhelm von H. wurde am 17. August 1712 (1717?) im „Rothen Hause“ vor Costewitz (unweit Pegau) geboren. Seine Eltern waren: Kammersecretär bei der Herzogin zu Sachsen-Zeitz, Gutsbesitzer Salomon H. (geboren am 22. Juli 1660, † am 27. Oktober 1748) und Catharina Maria geb. von Lüschwitz († am 29. März 1747). Auf dem Gymnasium zu Schleusingen wurde er erzogen, und studirte später, namentlich Mathematik an der Leipziger Universität. Von dort trat er in hessischen Kriegsdienst und [521] war 1745 Hauptmann bei der Artillerie, 1759 Oberst, und machte von 1742 bis 1762 alle Feldzüge dieser Truppen mit. Im siebenjährigen Kriege wurde er Generalmajor in kurhannöverischen Diensten, nämlich als Chef des Ingenieurcorps, mit der ausdrücklichen Bedingung, daß er die Belagerungen, die diese Truppen vornehmen würden, commandiren wolle, sowie auch Commandant in den hannöverschen Festungen zu sein, die der Feind belagerte. Im letztgenannten Kriege wohnte H. 17 Bataillen, außer vielen Attacken und Belagerungen bei, welche alle in einem geistlichen Buche, unter seiner nachgelassenen Buchsammlung, verzeichnet sind. Er war aber so glücklich, nie erheblich verwundet zu werden.

Wie aus einem Anerkennungsschreiben des Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg hervorgeht, trug H. durch sein glorreiches Eingreifen mit seiner Artillerie hauptsächlich zum Siege von Thonhausen bei, und als Belohnung für seine Bravour erhielt er vom Herzoge 4000 Rthlr., welche er aber unter seine Krieger vertheilte, mit der Bemerkung, daß sie es seien, welche das Geld verdient hätten. Als der Herzog diesen edlen Zug erfuhr, schenkte er H. eine massive goldene „Tabatière“ mit Inschrift. Nach Beendigung des siebenjährigen Krieges trat H. wieder in hessischen Dienst und wurde Commandant in Hanau, wo er auch den jungen Prinzen von Hessen Unterricht in der Kriegskunst ertheilte, und mit den jüngsten Prinzen eine militärische Reise durch Thüringen, Brandenburg, Sachsen und Franken machte, wobei der nachmalige General v. Binzer (geb. 1746, † 1811) als Begleiter folgte, um sich ebenfalls unter Huth’s Leitung auszubilden. Mit dem Prinzen Karl von Hessen-Cassel stand H. im besonderen freundschaftlichen Verhältniß, bis an sein Ende, und in seinen „Denkwürdigkeiten“ erwähnt Prinz Karl seines alten Mentors mit größter Liebe und Hochachtung, und nennt ihn einen Artillerieofficier ersten Ranges, welche Bezeichnung sich auch durch seine großen Verdienste in Dänemark und Norwegen bestätigte. Unter dem landgräflichen Geheimen Staatsminister Jacob Friedrich Weitz, Frhrn. v. Eschen, Erbauer des berühmten „Wilhelmsthal“ bei Cassel (Kreis Hofgeismar), bildete H. sich zum Ingenieur aus, und als er nach Dänemark berufen wurde (1765), geschah dieses in der vereinten Eigenschaft als Chef des Artillerie- und des Ingenieurcorps. Am 26. Februar 1766 wurde er Generallieutenant und erhielt am 4. Juli 1766 das Großkreuz vom Danebrog (Friedrich der Große empfahl H. dem dän. König mit den Worten: „Ein kleiner Huth, aber ein großer Kopf“). H. veränderte die Organisation der ihm anvertrauten Zweige der Armee, und administrirte beide Corps auf eine Weise, die ihm den Dank seiner Zeitgenossen sowie seines Königs zuwendete, und sein Nachruhm lebt noch fort und wird in Dänemark fortleben solange Artillerie und Ingenieurwesen daselbst existiren.

Die von H. errichtete Artillerieschule, deren Plan am 22. April 1772 approbirt wurde, bildete in mehr als 50 Jahren tüchtige Officiere heran, bis dieselbe von der „Hochschule“ abgelöst wurde. H. verbesserte sowol in Dänemark als in Norwegen die Festungen und Festungswerke, legte Chausseen und Landstraßen sowie Alleen in und um Kopenhagen an, ließ die Zeughäuser mit allen nothwendigen Gegenständen und Lebenmitteln füllen, und errichtete ein Geschützsystem, das größtentheils noch 1858 im Gebrauch war, und damit seine Tüchtigkeit erprobt hat. In Norwegen errichtete er die noch bestehende „Militärische geographische Aufmessung“ mit Kartenaufnahme des Landes, und ordnete in beiden Reichen die Avancementsverhältnisse auf neue und bessere Art. Auch bemühte er sich, die fürchterliche und unmenschliche „Spießruthen“-Strafe in der Armee abzuschaffen, das aber gelang ihm freilich nicht, trotz aller Anstrengungen. H. errichtete 1775 innerhalb der [522] Artillerie einen Fond für die wissenschaftliche Ausbildung der jungen Officiere, und wurde am 17. Januar 1772 zum General der Infanterie ernannt. Er war in verschiedenen Zeitperioden höchstcommandirender General in Norwegen, z.B. 1772 und 1774 sowie 1788. Er war als warmer und treuer Anhänger des Kronprinzen Friedrich (später Friedrich VI., dessen Lehrer in der Kriegskunst er auch war) wirksamer Theilnehmer an der Hofrevolution 1784, und wurde Staatsminister vom 14. April d. J. bis an sein Ende. – Ritter vom Elephanten, 9. December 1783. „Symbolum Recte faciendo neminem timeas“. Wurde am 25. Januar 1776 naturalisirt und in den dänischen Adel aufgenommen. General v. H. war vermählt mit Charlotte Wilhelmine geb. Wagner und hinterließ einen Sohn, Hauptmann, und eine Tochter, vermählt mit Kammerherrn Reichsgraf C. F. E. v. Rantzow (Rantzau).

H. war ein bescheidener und gerechter Mann, aber von einem cholerischen Temperament, und nichts brachte ihn so in Harnisch als begangene Ungerechtigkeiten; er schonte dann keinen, er sei hoch oder gering, aber sein Zorn war wie eine hell auflodernde Flamme, – ein freundliches Wort, ein Lächeln machte ihn wieder gut und mild. Er sprach außer seiner Muttersprache noch Französisch und verstand Lateinisch, aber Dänisch lernte er nie recht, weil damals noch alles in deutscher Sprache verhandelt wurde. H. stand in freundschaftlichem Verhältniß zu den meisten hervorragenden Personen seiner Zeit als: Bernstorff, Schimmelmann, Peymann, Reventlow, Classen, v. Essen, Gedde u. s. w., des Prinzen Karl nicht zu vergessen, und während des Schloßbrandes wohnte der Kronprinz Friedrich eine Zeitlang bei H. auf dem sogenannten „Gießhause“.

H. starb am 6./7. Mai 1806, Nachts 21/2 Uhr und wurde am 20. Mai, nach eigenem Wunsche ohne Militärhonneur in dem Familienbegräbniß in der hiesigen deutschen „St. Petrikirche“ beigesetzt, aber dessen ungeachtet hatte sich ein freiwilliges Gefolge von über 500 Personen, Officiere aller Waffengattungen, eingefunden, und der Kronprinz befahl der dänischen und norwegischen Armee eine achttägige Trauer über den Verschiedenen anzulegen.

v. Huth.