Zum Inhalt springen

ADB:Jugel, Johann Gottfried

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Jugel, Johann Gottfried“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 658–659, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jugel,_Johann_Gottfried&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 03:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Judith
Nächster>>>
Jügel, Carl
Band 14 (1881), S. 658–659 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Gottfried Jugel in der Wikipedia
Johann Gottfried Jugel in Wikidata
GND-Nummer 100297714
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|14|658|659|Jugel, Johann Gottfried|Wilhelm von Gümbel|ADB:Jugel, Johann Gottfried}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100297714}}    

Jugel: Johann Gottfried J., ein berühmter Montanist und Metallurg des achtzehnten Jahrhunderts, über dessen Leben sehr wenig bekannt wurde, wahrscheinlich weil J. nie eine öffentliche Stellung einnahm. Wenigstens nannte er sich in seinen zahlreichen Schriften nie anders, als Philosophiae oder der geheimen Wissenschaft Cultor. Geboren 1707 wahrscheinlich in Sachsen, weil er sich daselbst längere Zeit aufhielt – in Zittau und Dresden – lebte J. später in Berlin, wo er auch im Mai 1786 starb. Als ein wahrer Polyhistor umfaßte J. mit seinem Wissen verschiedene Zweige der Wissenschaft, der Mathematik, Physik, Technologie, Baukunst, Kosmologie, vertiefte sich aber besonders in die Gebiete der Mineralogie, der Chemie, des Berg- und Hüttenwesens. In allen diesen Zweigen, in denen er sich auch schriftstellerisch thätig zeigte, klebt ihm etwas Mystisches und Alchemistisches an. Vorherrschend beziehen sich seine Publikationen auf montanistische und metallurgische Gegenstände und sind, obwohl meist weitschweifig und großsprecherisch abgefaßt, nicht ohne Werth. Mehrere derselben sind sogar für seine Zeit von hervorragender Bedeutung und auch in mehreren Auflagen erschienen. Schon die schwülstischen Titel seiner Werke kennzeichnen ganz den Mann. Es genügt einen derselben vollinhaltlich mitzutheilen. Er lautet: „Philosophische Unterredung zwischen dem fliegenden Mercurium und einem gemeinen Schmelzer, worinnen gantz vollkommen und gründlich gezeiget und gewiesen wird, das sonst noch nie entdeckte und zu der großen Welt-Oekonomie höchst benöthigte wahre und natürliche geheime Röst- und Schmelzwesen, alle flüchtige und subtile metallhaltigen Ertz- und Berg-Arten den erforderten Umständen nach mit ihren dazu gehörigen Beschickungen zu zeitigen und figiren etc.“ 1743. Unter seinen zahlreichen Publicationen sind anzuführen: „Berg- und Schmelzbuch“ 1743; „Gründlicher und deutlicher Begriff von dem ganzen Bergbau, Schmelzwesen und Markscheiden“ 1743, dessen neue Auflage 1773 unter dem Titel: „Geometria subterranea“ erschien; ferner „Gründliche Anweisung zur vollkommenen Baukunst“ 1744; „Philosophische Betrachtung der geheimen Natur“ 1744; „Scheidung der vier Elemente aus dem ersten Chaos“ 1744; „Bericht vom Gold- und Silberdrahtziehen“ 1744; „Gespräch zwischen einem gelehrten Philosophen und einem alten verständigen Bauern“ 1744; „Mineralischer Hauptschlüssel als Anweisung zu Röst- und Schmelzarbeiten“ 1752; „Gründlicher Unterricht von dem wahren metallischen Samen oder prima materia metallorum“ 1754; verbesserte Auflage: 1787. Es ist historisch wichtig, in diesem Werk über die damalige wissenschaftliche Vorstellung [659] in Bezug auf die Natur der Metalle Kenntniß zu erhalten. J. drückt sich hierüber in folgender Weise aus: „Der erste Anfang derer Metallorum in der Erde war zwar nur eine einzige Materie, aber das dreifache Naturwesen, nehmlich Sal, Sulphur und Mercurius waren darinnen verborgen und wurde in der elementischen Wirkung, da aus solcher mineralisches Wesen zum Wachsthum kam, erst offenbahr gemacht. Denn da dieser chaotische Liquor, durch Anregung derer obern Elemente in eine liebliche Wärme gerieth, entstand daraus eine Fermentation oder Gärung, wodurch sich der feuchte vaporische Geist, so itzt Mercurius genannt wird, in die Höhe schiede etc.“ Im Uebrigen schwärmte er für die Wandlung der Stoffe durch Maturation und Fixation. Weiter schrieb J.: „Unterricht des annoch geheimen Röst-, Schmelz- und Probewesens“ 1754; „Sehr wahre und wahrhafte chymische experimentirte Kunststücke“ 3 Thle. 1758 bis 1763; verbesserte Auflage 1789; „Dicta philosophorum“ 1764; „Natürliche Berg-, Schmelz- und Figirkunst“ 1766; „Unvorgreiflicher Vorschlag, Reichthum durch Bergbau zu fördern“ 1767; „Das beste Hülfsmittel, zur g. Beantwortung der Frage, welches der w. Endzweck ist, zu welchem die Natur den Arsenik bei den Bergwerken bestimmt zu haben scheint“ 1771; „Die vollkommene Bergwerkskunst“ 1771–72, zweite Auflage: 1785; eine sehr schätzbare Encyclopaedie des gesammten Berg- und Hüttenwesens, das den tüchtigen Fachmann erkennen läßt; „Reden des Orakels in seiner Natursprache, welches das Geheimniß der wirkenden Natur im Mineralreich entdeckt“ 1772; „Physica mystica und Sacra sacratissima“ 1782; „Physica subterranea“ 1783; „Entdeckungen der verborgenen Schatzkammern der Natur“ 1781, nebst Anhang über die reichen Silberbergwerke, welche von jeher in dem kursächsischen Erzgebirge betrieben worden sind.

Poggendorff, Biogr. 1207.