ADB:Jürgen
Ph. J. Rehtmeier (II, 879): „Eben dazumal (1530) sollen auch die Spinnräder, deren sich jetzo das Frauenvolk bedient, von einem Bürger und kunstreichen Steinmetzer und Bildschnitzer mit Namen Meister Jürgen erdacht und hierher gebracht seyn, welcher Meister in einem Kruge jenseits Oelper damals gewohnt, wovon derselbe Krug noch jetzo den Namen hat, daß er zum Spinnrade genannt wird. Dieser Meister hat auch das Epitaphium des alten berühmten Patricii Gerhardi Pauls in der St. Martinikirche gegen die Kanzel über gemacht und sein eigen Bildniß darunter eingehauen.“ Die gemeinte Wirtschaft zum Spinnrad besteht noch in Watenbüttel. Schon Görges (Vaterländ. Geschichten 1843, I, 269) bezweifelte die Zuverlässigkeit der Jahreszahl 1530, im Hinweis auf die sogenannte Glockendon-Bibel der Großh. Bibliothek zu Wolfenbüttel von 1524. Auf S. 1963 des zweiten Bandes zeigt nämlich das untere Bild eine Hausfrau mit ihren Mägden spinnend; während diese noch die alte Spindel führen, sitzt jene an einem Handspinnrade. Genau sind die Einzelheiten an der Spindel dieses Apparates nicht in der Malerei wiedergegeben, doch stimmt der Typ des Spinnrades mit einer genauen Zeichnung überein, die ich kürzlich fand. Sie steht in der Bilderhandschrift der Familie Waldburg-Wolfegg, die Essenwein 1887 unter dem Titel „Mittelalterliches Hausbuch“ reproducirte. Sicherlich stammt diese Handschrift aus dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts. Das Spinnrad findet sich reproducirt in der Textil-Zeitung 1904, S. 1212. Als Erfinder des Spinnrades oder auch des Spinnflügels kann J. hinfort nicht mehr auf 1530 angesetzt werden. Wie schon lange angenommen wurde, kann [730] er der Erfinder des Tretrades sein. Beglaubigt ist J. durch das noch bestehende, schon erwähnte Epitaphium.
Jürgen, angeblich der Erfinder des Spinnrades im Jahr 1530. Die älteste Nachricht über ihn findet sich aber erst 1722 in der Braunschweig-lüneburg. Chronika von- Vgl. Andree im „Braunschweiger Magazin“ 1896, S. 103. – Feldhaus ebenda, 1905, S. 14.