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ADB:Liesch von Hornau, Johann Balthasar

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Artikel „Liesch von Hornau, Johann Balthasar“ von Colmar Grünhagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 636–637, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Liesch_von_Hornau,_Johann_Balthasar&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 00:30 Uhr UTC)
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Liesch: Johann Balthasar L. von Hornau, † am 13. September 1661 als Weihbischof von Breslau. Geboren am 4. August 1592 zu Berching in Baiern (wenigstens stellt ihm der Magistrat dieses Städtchens den 12. August 1624 einen Geburtsbrief aus, Neißer Lagerb. 1716, 47), ausgebildet in dem Collegium germanicum zu Rom, erlangt er durch die Gunst des damaligen Fürstbischofs von Breslau, Erzherzog Karl, 1623 ein Breslauer Canonicat (Investitur d. d. Wien 7. October 1623, Neiß. Lagerb. 1716, 47) und bald auch 1624 die Ernennung zum Bischof von Nikopolis i. p. und Suffragan von Breslau (Kastner, Archiv des Bisthums Breslau, III. 42), erscheint dann 1625 unter den Vorfechtern des Breslauer Domcapitels, als dieses sich, wenngleich vergeblich, der Octroirung des 11jährigen polnischen Prinzen Karl Ferdinand zum Bischof von Breslau widersetzt. Eine päpstliche Bulle ernannte ihn damals zum Administrator des Bisthums (Heyne, Bisth. Breslau III. 857). Wol muß er dieses Amt niederlegen, als das Kapitel 1626 sich zur Annahme des Prinzen bequemt, doch 1635 durch das Vertrauen seiner Mitcapitulare als Dompropst zur Leitung des Kapitels berufen, übernimmt er von jetzt an auch die Leitung des Bisthums an Stelle des trotz aller Bitten und Mahnungen der Domherren ewig abwesenden Bischofs, und ist nun durch alle die schweren Kriegszeiten hindurch als Administrator und bischöflicher Rath die Seele der Regierung des Bisthums gewesen unter Karl Ferdinand und dessen Nachfolger Leopold Wilhelm bis an den eignen Tod 1661. Er hat unzweifelhaft einen großen Antheil an den gewaltigen Fortschritten, welche in jener Zeit der Katholicismus in dem einst fast ganz für die neue Lehre gewonnenen Schlesien machte, und sein Glaubenseifer mochte sich der Resultate freuen, wenngleich viel grausame Härte und Gewaltsamkeit daran haftete. Sehr lebhaft interessirte er sich für die Heranziehung der eifrigen Streiter des alten Glaubens, der Jesuiten und Kapuziner. Die Niederlassungen der Letzteren in Neustadt (Oberschlesien) und Breslau dürfen wir geradezu als sein Werk ansehen. Der langjährige Besitz reicher Pfründen (der beiden höchsten Prälaturen zugleich des Dom- und des Kreuzstiftes) und der höchsten kirchlichen Aemter des Landes (als Weihbischof und Administrator) hatten ihn ansehnliche Glücksgüter sammeln lassen, über die er am Abende seines Lebens unter dem 15. September 1660 letztwillig verfügte. Ohne seiner Verwandten zu vergessen, für die er auf die Güter Kühschmalz und Zindel ein Fideicommiß gründete, hinterließ er nicht nur den Armen- und Krankenanstalten Neiße’s ansehnliche Summen, sondern machte auch zwei noch heute bestehende Stiftungen, deren erste den Unterhalt von 12 Klerikern fundirte, die in eigenem Hause nach gemeinsamer Regel lebend die Vicarien bei dem Gottesdienste in der Dom- wie in der Kreuzkirche unterstützen sollen, während eine zweite Stiftung einen besonderen Fonds für Paramente aussetzte. Seine letzte Ruhestätte hat er seinem Wunsche entsprechend in der Annakapelle der Neißer Pfarrkirche gefunden. Das Breslauer Kapitel aber setzte ihm in der Breslauer Domkirche an dem Pfeiler zwischen der Elisabeth- und der Mansionarienkapelle ein Denkmal aus grauem Marmor durch seine Büste geziert.

[637] Heyne, Gesch. d. Bisth. Breslau III. (an mehreren Orten, vgl. das alphabet. Register, doch Alles unzulänglich), dazu K(noblich) im schles. Kirchenblatte 1862 S. 271–275. Erdmann, Beschreibung der Kathedralkirche etc., Breslau 1850, S. 83 ff.