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ADB:Lynar, Moritz Graf zu

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Artikel „Lynar, Moritz Karl Graf von“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 732–733, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lynar,_Moritz_Graf_zu&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 19:35 Uhr UTC)
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Lynar: Moritz Karl Graf von L., geb. am 14. Febr. 1702, † 1768, Sohn des kursächsischen Kammerherrn und Oberamtsraths Friedrich Casimir v. L., Besitzers von Lübbenau in der Lausitz, aus dessen Ehe mit Eva Elisabeth v. Windischgrätz. Nach Absolvirung seiner Studien auf der Universität Wittenberg trat er in die sächsische Diplomatie ein und vermählte sich am 17. Novbr. 1728 mit Christiane Friederike Henriette, Tochter des Grafen Joachim Friedrich von Flemming. 1734 wurde er Gesandter in Berlin, bald darauf in Petersburg und hier geschah es, daß er durch seine auffallende Schönheit die Aufmerksamkeit der bereits dem Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig bestimmten Prinzeß Anna (Elisabeth) von Mecklenburg in einer Weise auf sich zog, welche die Kaiserin Anna veranlaßte, 1735 seine Abberufung zu verlangen. Kaum aber hatte Anna von Mecklenburg sich 1740 nach der letzteren Tode der Regentschaft bemächtigt, als eine ihrer ersten Sorgen war, Lynar’s Rückkehr zu betreiben und der sächsisch-polnische Hof ging um so bereitwilliger auf ihren Wunsch ein, je sicherer er auf diesem Wege das russische Cabinet für seine Pläne in Bezug auf Polen sowohl als auf Preußen günstig zu stimmen hoffen durfte. L. wurde der erklärte Liebhaber Annas, er genoß freien Zutritt in ihre Gemächer. Um ihr Verhältniß vor der Welt zu verdecken, verlobte sie ihn mit ihrer Favorithofdame Julie v. Mengden, einer Verwandten Münnich’s, die sie auch veranlaßte 30 000 Thlr. Schulden für den Verschwenderischen zu bezahlen, und beabsichtigte ihn zu ihrem Oberkammerherrn zu ernennen. L. begab sich daher nach Dresden, um seinen Abschied aus sächsischen Diensten zu nehmen; auf dem Rückwege nach Rußland traf ihn jedoch die Nachricht von dem am 6. Decbr. 1741 erfolgten Sturze der Regentin. Er kehrte deshalb nach Dresden um und wurde dort Geheimrath, mußte aber trotz anfänglichen Weigerns seiner gewesenen Braut die [733] erhaltenen 30 000 Thlr. herauszahlen. Die Herrschaft Lübbenau erbte von ihm sein Bruder Rochus Friedrich.

F. Bülau, Geh. Geschichten und räthselhafte Menschen VIII, 354 ff.