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ADB:Phalesius, Pieter (Musikverleger)

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Artikel „Phalesius, Pieter (Musikverleger)“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 807–808, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Phalesius,_Pieter_(Musikverleger)&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:47 Uhr UTC)
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Phalesius *): Pieter P. der Aeltere, berühmter Buchdrucker und Musikverleger, aus dem Geschlecht der van der Phaliesen, ein Nachkomme des flamändischen Jan van der Phaliesen, der 1384 in Löwen das Bürgerrecht erhielt, wurde ungefähr 1510 in Löwen geboren. Ueber sein Leben und seine Thätigkeit sind nur wenige Nachrichten auf uns gekommen. P. war anfänglich nur Buchhändler, später aber auch Buchdrucker geworden. Er verband sich zunächst 1550 mit Marlin Raymakers oder Rotarius zur Herausgabe von Musikwerken, und Renier Velpen oder Renerius Velpius, Buchdrucker in Löwen, arbeitete für die gemeinschaftlich betriebene Handlung, während das erste von ihm allein herausgegebene Werk „Carminum quae chely vel testudine canuntur etc. Lovanii apud Petrum Phalesium bibliopolam anno 1546“, aus der Druckerei von Servais Sassenus oder Sassen van Diest (seit 1531 in L.) hervorgegangen ist, da die Schlußschrift auf der letzten Seite lautet: „Lovanii. Ex officina Servatii Zassenii Diestensis anno 1546“. In demselben Jahre ließ er bei Jacobus Batius in L. ein Musikwerk drucken, wie überhaupt die von P. bis 1546 edirten Werke in verschiedenen Druckereien in L. hergestellt wurden, in welchem Jahre er aber eine eigene Druckerei errichtete. Das erste aus seiner Presse hervorgegangene Werk war: „Chansons à quatre parties nouvellement composez et mises en musicque par Maistre Jehan de Latre. Premier livre. Imprimé à Louvain par Piere Phalese, pour luy et Marlin Rotaire.“ M.D.L.II. Vier Jahre später erschien: „Missa cum quatuor vocibus. Ad imitationem Misericorde, condita. Auctore D. Clemente non papa. Lovanii ex typographia Petri Phalesii bibliopol.“ M.D.L.VI. Von demselben belgischen Componisten Clemens non papa gingen später noch mehr Werke aus der Druckerei des P. hervor. Ferner druckte dieser noch: „Cantuale juxta usum insignis ecclesiae Amstelredamensis nunc primum numerorum formulis excusum, multisque antiphonis onosoriis hymnis aliisque ejusdem generis sacris cantionibus locupletatum.“ 1561. – „Canticum B. Mariae quod Magnificat nuncupatur per octo musicae modos variatum. F. Guerrero Musices apud Hispalensem Ecclesiam Praefecto Authore.“ 1563. – „Luculentum theatrum musicum.“ 1568. – Dreistimmige Motetten und Gesänge von Gérard Turnhout: „Sacrarum ac aliarum cantionum trium vocum.“ 1569. – „Praestantissimorum divinae musices auctorum missae decem, [808] quatuor, quinque et sex vocum.“ 1570. – „Sacrarum cantionum quinque et octo vocum. Jean de Castro.“ 1571. Vermuthlich das letzte seiner Druckwerke ist folgendes: „Canzoni scelti di diversi eccellentissimi musici a 4 voci. Lovanii apud Petrum Phalesium.“ 1587. Für sein erstes Werk von 1546 hatte P. ein Privilegium auf drei Jahre erhalten. Nachdem er sein Verhältniß zu Rotarius aufgelöst hatte, blieb P. einige Zeit hindurch allein, doch finden wir ihn 1570 wieder in Gemeinschaft mit einem anderen, nämlich mit Jan Bellère oder Bellerus in Antwerpen, ohne daß einer von den beiden seinen Wohnort verließ, oder sein bisheriges Geschäft aufgab, wovon die Titel mehrerer Bücher Zeugniß geben, so z. B.: „Een Duytsch Musyck boeck daer inne begrepen syn vele schoone Liedekens met vier, met vyf ende zes partyen. Tot Löwen by Peeter Phalesius ende t’ Antwerpen by Jan Bellerus.“ 1572. Nach seinem nicht mehr festzustellenden, doch anscheinlich um 1573 erfolgten Tode setzte sein Sohn Pieter P. die väterliche Druckerei fort. Er hatte die Buchdruckkunst und den Buchhandel in seines Vaters Geschäft erlernt, und etablirte sich i. J. 1579 zu Antwerpen, wo er sich mit dem Socius seines Vaters, Bellère, verband. Eine der ersten Ausgaben dieser gemeinschaftlichen Firma war von 1582; ferner: „Musica divina di XIX autori illustri“ etc. „In Anversa appresso Pietro Phalesio et Giovanni Bellero 1583“. Auch gab derselbe 1577 den zweiten Theil von „Patrocinium Musices“ heraus: „Lovanii apud Petrum Phalesium jun.“ Später wurden die Pressen des P. überwiegend von den Italienern beschäftigt, die immer mehr Eingang fanden. Der Name Bellerus erlosch 1589, wogegen der des P., obwohl auch er 1617 starb, noch der Firma erhalten blieb. Seine Tochter führte die Druckerei bis 1650 fort. Das erste Werk, welches sie herausgab, hat den Titel: „Cantici novi a due voci con basso per l’organo 1618. Magdalena Phalesio nella tipografia Phalesia.“ Sie starb im hohen Alter, doch wußten auch deren Erben die berühmte Firma noch lebendig zu erhalten, wie das Werk „Sinfonie boscavecie a violino solo e basso, di Marco Uccellini; Anversa, presso i Heredi di Pietro Phalesio, al Ré David“ beweist, da dieses die Jahreszahl 1669 trägt.

Vergl. Goovaerts, Die Musikdrucker Phalesius und Bellerus in Leeuwen und Antwerpen 1546–1674. Aus d. Franz. ins Holländ. übersetzt von C. v. Bergen. Antwerpen 1882. – Goovaerts, Histoire et bibliographie de la typographie musicale dans les Pays-Bas. 1877. – Le Bibliophile belge. III. 1868. S. 139–151. 215–237. 292–337. – Musikalisches Conversationslexikon, Bd. VIII. S. 68–69. – Clessius, unius sec. elenchus. I. S. 393.

[807] *) Zu Bd. XXV, S. 737.