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ADB:Platner, Georg Zacharias

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Artikel „Platner, Georg Zacharias“ von Ernst Mummenhoff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 260–261, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Platner,_Georg_Zacharias&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:47 Uhr UTC)
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Platner: Georg Zacharias P., geb. am 27. Juli 1779 zu Nürnberg, † daselbst am 8. Juli 1862, Sohn des Anton Lorenz P. und der Anna Susanna geb. Köhler, trat 1795 in die Großhandlung seines Vaters als Lehrling ein, war dann bei Lotzbeck in Nürnberg, von 1797–1799 in der Handlung von Rochet und Ryhiner in Basel, von 1799–1801 in dem französischen Handlungshause Taner u. Comp. in Hamburg thätig. Durch die vielfachen und bedeutenden Geschäftsreisen bereitete er sich für das väterliche Geschäft vor, in das er im J. 1801 eintrat. 1808 verheirathete er sich mit Elise Cramer, der Tochter des Kaufmanns Arnold Friedrich Cramer. Dieser Verbindung verdankte er, seinen eigenen Aufzeichnungen nach, das Glück seiner häuslichen Verhältnisse. Nach seines Vaters Tode im J. 1811 übernahm er unter dem Beistand eines bewährten Freundes – J. J. Knauer – das Geschäft, aus dem er sich 1846 zu Gunsten seiner Söhne zurückzog. 1829 gründete er die Tabakfabrik Platner u. Comp. Bei der Gründung der 1847 vollendeten Gasfabrik war er mit einem Capital von 100 000 Gulden betheiligt. Das Unternehmen prosperirte nicht und 1852 mußte die Fabrik mit einem Verluste von 45% verkauft werden. Besonders hervorzuheben sind seine Verdienste, die er sich als Mitbegründer der am 7. December 1835 eröffneten, die beiden Schwesterstädte Nürnberg und Fürth verbindenden Ludwigsbahn, der ersten deutschen Eisenbahn mit Dampfbetrieb, erworben hat. Dr. R. Hagen hat in seiner vortrefflichen und erschöpfenden Monographie über die Ludwigsbahn die ungeheuren Schwierigkeiten dargelegt, welchen die Durchführung dieses Unternehmes begegnete. Der geistige Vater des Gedankens war Johannes Scharrer. Ihm gebührt zugleich das Verdienst, durch sein thatkräftiges Eintreten und Arbeiten dem von ihm angeregten Plane eine lebenskräftige und dauernde Verwirklichung gesichert zu haben. Aber auch Platner’s Wirken war für das glückliche Zustandekommen der Ludwigsbahn von [261] außerordentlicher Bedeutung. Im Besitze bedeutender Geldmittel, einflußreich auch durch seine vielfachen Beziehungen als Landtagsabgeordneter und seine weitverzweigten Verbindungen als Geschäftsmann vermochte er Scharrer’s Thätigkeit in hervorragender Weise zu ergänzen. Beide Männer waren erforderlich, damit das mit ebenso großen Schwierigkeiten als bedeutendem Risiko verbundene Unternehmen ins Leben treten konnte. Platner’s Verdienst fand darin seine Anerkennung, daß man ihn für die Jahre 1834–36 zum Director und Kassirer der Ludwigseisenbahngesellschaft erwählte. Als dann 1836 das Directorium an Scharrer übergegangen war, blieb P. das Amt des Kassirers, das er mit großer Umsicht verwaltete. Wegen vorgerückten Alters und mangelnden Augenlichts erklärte er 1850 seinen Austritt aus dem Directorium. Die Gesellschaft ernannte ihn nun zum lebenslänglichen Ehrenmitglied des Directoriums und vermochte ihn zur Weiterführung der Kassirergeschäfte unter dem Beistand seiner Söhne. Infolge von Differenzen mit Fürther Ausschußmitgliedern, die sich in mißbilligender und unhöflicher Weise über den Vollzug des ihm aufgetragenen Verkaufs von 5000 Gulden Eisenbahnobligationen geäußert hatten, legte er 1852 das Kassireramt nieder und war nur dazu zu bewegen, dasselbe bis zum Jahresschluß weiterzuführen. Weiterhin muß Platner’s Wohlthätigkeits- und Gemeinsinnes gedacht werden, der ihm in hohem Grade eigen war. Seine vielfachen Stiftungen und Schenkungen bezeugen dies. Er versäumte keine Gelegenheit, um sich als edlen Menschenfreund zu bewähren und in Zeiten der Noth zeigte er sich stets hülfsbereit. So kaufte er 1829 den Platz zu einem allgemeinen Krankenhause, dem er auch späterhin noch namhafte Geldsummen zur Verfügung stellte. In dem Theuerungsjahre 1846 war es sein Verdienst, daß dem Elend der niederen Volksclassen durch Errichtung einer Brodbäckerei, aus der Brod an die Armen vertheilt wurde, gesteuert werden konnte, wie er auch durch Errichtung einer Pferdemetzgerei und Speiseanstalt zur Linderung der Noth beitrug. Die Vergrößerung des berühmten Nürnberger Johanniskirchhofes durch den Erwerb des alten Schießplatzes und Hauses, die Erbauung des Leichenhauses daselbst, die Gründung einer Kleinkinderanstalt in dem nahe bei Nürnberg gelegenen Erlenstegen, die Erweiterung des Sebastianspitals wurden durch reiche Geldspenden Platner’s gefördert. Sein humaner Sinn drückt sich am deutlichsten aus in der Stiftung eines Capitals zur Unterhaltung von Hülfsbedürftigen jeden Standes und Religionsbekenntnisses. Noch weitere Schenkungen sind auf ihn zurückzuführen, ganz abgesehen von den äußerst zahlreichen Gutthaten, von denen in der Oeffentlichkeit nichts bekannt geworden ist. Die Stadt und die Einwohnerschaft überhaupt ist ihm gleichfalls zu Danke verpflichtet. Schon in den Jahren 1816 bis 1818 hatte er die nach ihm benannten Anlagen vor der Stadt herstellen lassen, die er ihr dann als Geschenk überwies, die Umgestaltung des von Einheimischen wie Fremden vielbesuchten Dutzendteichparkes war sein Werk und für die Anlagen des sogen. Judenbühls, des heutigen Stadtparks, spendete er eine namhafte Summe.

P. liebte es glänzend aufzutreten, gewissermaßen äußerlich seine günstige Lage deutlich zu machen. Er hielt darauf, sich anerkannt und geehrt zu sehen. Tüchtig, rechtschaffen und edel, von einem ausgeprägten Wohlthätigkeits- und Gemeinsinn fand er ein reiches Arbeitsfeld und seine Lage gestattete es ihm, den edlen Trieben seiner Natur fast unbedingt Folge zu leisten und sich so um seine Vaterstadt dauernde Verdienste zu erwerben.

Fränkischer Kurier, Jahrgang 1862, Nr. 195. – Rud. Hagen, Die erste deutsche Eisenbahn mit Dampfbetrieb zwischen Nürnberg und Fürth. Nürnberg 1886.