ADB:Scheda, Joseph Ritter von

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Artikel „Scheda, Joseph Ritter von“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 737–738, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Scheda,_Joseph_Ritter_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 09:48 Uhr UTC)
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Scheda: Josef Ritter von Sch., k. u. k. Generalmajor, geboren 1815 in Padua als Sohn eines k. k. Feldstabsarztes, trat 1829 in die Grazer Cadettencompagnie ein, aus welcher er am 1. Mai 1832 als Cadett zum Infanterieregiment Nr. 41 ausgemustert und noch in demselben Jahr zum Fähnrich befördert wurde. Drei Jahre später wurde er dem Generalquartiermeisterstabe in Wien zugetheilt und schon damals erregten seine topographischen Arbeiten die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten. Bei Errichtung des k. k. militärgeographischen Institutes erhielt er am 1. October 1842 die Leitung der lithographischen Abtheilung und wurde organisationsgemäß zum Militärbeamten übersetzt. Nach Errichtung des Militäringenieur-Geographencorps wurde Sch. am 20. Juli 1851 zum Hauptmann I. Classe, am 27. März 1857 zum Major und am 11. Februar 1860 zum Oberstlieutenant befördert, dann anläßlich der 1861 erfolgten Auflösung jenes Corps zum 61. Infanterieregimente eingetheilt und im J. 1868 zum Obersten im Armeestande ernannt. Unter Scheda’s Leitung wurde die Lithographie auf eine bis dahin unerreichte Vollkommenheit gebracht, insbesondere muß die Specialkarte von Mittel-Italien im Maaße von 1 : 86 400 unter seinen officiellen lithographischen Arbeiten hervorgehoben werden; sie concurrirt mit jener in Kupfer gestochenen nicht minder berühmten Specialkarte des lombardischen Königreiches. Sch. war der erste in Europa, der den Farbendruck bei lithographischen Karten mit dem besten Erfolge angewendet hat. Von seinen Privatarbeiten erregten insbesondere zwei große Werke die Bewunderung aller Kartographen. Es sind dies die Uebersichtskarte von Europa auf Stein in vierfachem Farbendruck in dem Maaße von 1 : 2 500 000 in 25 Blättern und die Generalkarte der österreichischen Monarchie, welche später auf Centraleuropa ausgedehnt wurde, in dem Maaße 1 : 576 000, in 20, beziehungsweise 40 Blättern. Alle kartographischen Arbeiten Scheda’s zeichnen sich sowohl durch bis dahin unerreichte Schönheit, aber auch durch die große Gewissenhaftigkeit in der Benutzung der Quellen aus, die er einem eingehenden Studium unterzog, wobei auch der Einfluß der geologischen und geognostischen Verhältnisse auf die äußere Form der Erdoberfläche berücksichtigt wurde. Er war unstreitig der erste, der bei Darstellung der Bodenerhebungen auf Karten wissenschaftlich vorging. Ihm und dem im J. 1879 verstorbenen FML. v. Fligelly dankt das militärgeographische Institut vorzugsweise seinen Weltruf. Wie hoch Scheda’s Leistungen in der Kartographie und in der geographischen Wissenschaft gehalten wurden, geht auch daraus hervor, daß er von Seiten des russischen Generalstabes drei Mal aufgefordert wurde, unter den glänzendsten Bedingungen in russische Dienste zu treten, daß dort eine Insel im Nordpolarmeere südwestlich des Caps Nassau von Novaja Semlja seinen Namen erhalten hat. Scheda’s Verdienste wurden 1863 durch Verleihung des Ordens der eisernen Krone 3. Classe, Erhebung in den erblichen Ritterstand und 1874 durch Verleihung des Comthurkreuzes vom Franz Joseph-Orden gelohnt; viele fremde Monarchen ehrten ihn durch Auszeichnungen, zahlreiche wissenschaftliche Gesellschaften wählten ihn zum Mitglied. Als Oberst v. Sch. im J. 1876 infolge seiner leidenden Gesundheit in den Ruhestand treten mußte, wurde ihm der Stern [738] zum Comthurkreuz des Franz Joseph-Ordens und der Generalmajorscharakter verliehen. Sch. hat während seiner Dienstzeit eine staunenswerthe Thätigkeit entwickelt. Er arbeitete in der Regel von 8 Uhr Morgens mit kurzen Unterbrechungen bis 2 Uhr nachts, wobei ihm seine ungewöhnlich kräftigen Augen sehr zu statten kamen. Doch untergrub diese übermäßige Anstrengung auch seine Gesundheit, so daß in letzter Zeit sein Magen keine Nahrung mehr vertrug und Scheda am 23. Juli 1888 in Mauer bei Wien nach viermonatlichem Leiden buchstäblich Hungertodes starb.

Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik, XI. Jahrg. 1889. – Wurzbach, Biographisches Lexikon, 29. Bd. – Oestr.-ungar. Wehrzeitung, Jahrg. 1888, Nr. 59. – Geographisches Jahrbuch, XIV. Bd. 1890/91. – Vedette, Jahrg. 1888, Nr. 62. – Löbell, Jahresberichte 1888. – Litterar. Centralblatt 1865 und 1867.