ADB:Schindler, Emil Jakob
A. Zimmermann; 1878 Karl Ludwigsmedaille Wien, 1886 kleine goldene Medaille Berlin, 1888 silberne Staatsmedaille Wien, 1881 Reichelpreis Wien, 1891 auf der XX. Jahresversammlung des Wiener Künstlerhauses die goldene Staatsmedaille, Ehrenmitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste Wiens, Besitzer des belgischen Leopoldordens, des bairischen Verdienstordens 1. Classe, Mitglied der Wiener Künstlergenossenschaft seit 4. Februar 1869; † am 9. August 1892 auf Westerland (Sylt), beigesetzt im Ehrengrabe auf dem Centralfriedhofe zu Wien.
Schindler: Jacob Emil Sch., Maler, geboren am 15. Juli 1842 zu Wien, Schüler von1859 kam Sch. an die Wiener Akademie zu Zimmermann, der bald die [17] Bedeutung des neuen Schülers ahnte; er nahm Sch. auf seine Streifzüge ins bairische Hochgebirge in die Ramsau mit; hier ging Sch. der Sinn für den Wald auf, und in seiner ersten großen Schöpfung aus jener Zeit ist er noch ganz Romantiker. Er plante Compositionen zu Zedlitz’ „Waldfräulein“, die bis auf eine jedoch unausgeführt blieben. Dies eine Werk, erfüllt vom Geiste Schwind’s, hängt jetzt in der akademischen Galerie zu Wien. Nach Zimmermann’s Rücktritt kam Sch. in den Bann der großen Franzosen Rousseau, Daubigny, die Anfang der 70er Jahre in Wien ausstellten. Er ging nach Dalmatien, und diese Reise ward für ihn entscheidend. Bis zum Jahre 1880 entstanden, in Italien: Canal in Venedig (1875), Fischerbarken in Venedig (1875), Motiv aus Lacroma (1877), Ansicht von Ragusa (1880), Lacroma (1874), die vielen Tusch- und Federzeichnungen für das große Kronprinzenwerk „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“, die sich jetzt, 40 Stück, in der k. k. Familien-Fideicommis-Bibliothek zu Wien befinden, Straße in Ragusa (1880). In Holland: Holländischer Canal (1875), Partie aus Holland (1880), Straße in der Amsterdamer Judenstadt (1875), Partie aus dem Stadtpark von Amsterdam (1875), Bei Amsterdam (1875).
Schon in den 70er Jahren war er in den Prater gezogen. Die vielen schönen Landschaften, die da entstanden, geben noch nicht jene breite Behandlung seiner Spätzeit, noch fehlt die so unnachahmlich getroffene Feuchte der Luft, das Zittern der thaubespritzten Gräser und Halme. Die Frühmorgenstimmung der feuchten, nebligen Praterauen ward ihm das, was Ville d’Avray dem alternden Corot wurde. Die Technik war leicht, locker und flüssig geworden. Mit Vorliebe studirte er die Bewegung des Süßwassers, wie sein vielfach variirtes Bild „Waldbach Strub“ beweist. Vom Prater zog er dann nach Weiskirchen an der Donau, wo er die nachher so viel nachgeahmten Bauerngärten creirte, dann nach Goisern bei Ischl, endlich nach Schloß Plankenberg bei Neulengbach (Fürst Liechtenstein), wo er sich ganz dem stillen Zauber der heimathlichen Landschaft hingab. Sein Höhepunkt ist die herrliche Friedhofslandschaft „Pax“ (1891, kunsthistorisches Museum zu Wien), eine Spätfrucht seiner vielen dalmatinischen Reisen. Es ist dies Standard-work der heimischen Landschaftskunst. Leider ward er nie zum Lehrer an die Akademie berufen. Sein Wirken hätte für Jung-Oesterreich segensreich werden können. An Privatschülern sind Karl Moll, Tina Blau, Olga Wiesinger-Florian, Marie v. Parmentier, Robert Ruß, Marie Egner zu nennen, die ihm besondere Kenntnis der Perspective nachrühmen. Er ließ sie sogar das Skelett plastisch nachmodelliren, um ihnen die Kenntniß der Menschenfigur gründlich beizubringen. 1892 ist er in der Blüthe seiner Jahre auf Sylt allzufrüh gestorben. Der Anregung seines Schülers Moll ist sein Wiener (von Edmund Hellmer geschaffenes) Marmordenkmal im Wiener Stadtpark zu danken.
- Ludwig Hevesi, Oesterreichische Kunst im 19. Jahrhundert. Wien 1903. – Katalog der Schindler-Ausstellung 1892 im Künstlerhaus zu Wien.