Zum Inhalt springen

ADB:Stephan V.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stefan V., König von Ungarn“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 78–79, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stephan_V.&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 17:14 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 36 (1893), S. 78–79 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Stephan V. (Ungarn) in der Wikipedia
Stephan V. in Wikidata
GND-Nummer 137409346
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|78|79|Stefan V., König von Ungarn|Franz von Krones|ADB:Stephan V.}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137409346}}    

Stefan V., König von Ungarn, geboren 1240, † am 1. August 1272, Sohn König Béla’s IV. aus der Ehe mit Maria Laskaris, als Erstgeborner und Thronfolger am 20. August 1245 gekrönt, nachmals Herzog von Kroatien und Dalmatien, vermählt mit Elisabeth, Tochter des Kumanenfürsten Kuthen, 1254 infolge der ungarischen Annexion der Steiermark auch zum Herzog dieses Landes bestellt, dessen Verwaltung ihm an Stelle des bald verhaßtgewordenen Banus Stefan, aus dem Hause Subić, übertragen wurde. Er nahm deshalb seinen Sitz in der damals salzburgischen Pfalzstadt Pettau, die ihm der gewählte Erzbischof Ulrich, vormals Bischof von Seckau, im Kampfe um das Hochstift mit seinem mächtigeren Gegner Philipp, Bruder des Kärntner Herzogs Ulrich III. und Vetter König Ottokar’s II. von Böhmen, begriffen, als Bundesgenosse und Schützling der Arpáden für 3000 Mark verpfändet hatte. In der Eigenschaft eines Herzogs der Steiermark ertheilte St. am 26. Mai 1259 dem Cistercienserstifte Raun einen Gnadenbrief. Die Rolle der Ungarn als Verbündete Erzbischof Ulrich’s war jedoch keine glückliche, wie dies der Mißerfolg des von St. damals befehligten Heereszuges gegen Kärnten darlegt. Andererseits waren die steiermärkischen Adelsherren den Ungarn seit langem abgeneigt und wurden in ihrem Begehren nach Abschüttlung dieser verhaßten Fremdherrschaft durch jene Schlappe und die geheime Aufreizung von Seite König Ottokar’s II. bestärkt, der sich, seit 1252 Herzog von Oesterreich geworden, auch als Anwärter der Steiermark ansah und, trotzdem er 1254 gegen namhafte Zugeständnisse an Grenzgebiet die Arpáden als Herrn des Landes anerkannt hatte, nur auf den Augenblick ihrer Verdrängung lauerte. Herzog St., der ungarische Königssohn, wurde im Hochsommer 1259 von seinem Vater aus der Steiermark abberufen, und Banus Stefan Subić trat wieder an seine Stelle, um das Regiment der schärferen Tonart geltend zu machen. Gerade dies jedoch beschleunigte die Ende 1259 durch raschen Handstreich bewirkte Vertreibung der Ungarn aus dem Lande, das sich sogleich der Herrschaft Ottokar’s II. fügte. Erfolglos war der Versuch des Königssohnes St. im Frühjahre 1260, durch einen Einfall die Steiermark wieder ungarisch zu machen, und in dem entscheidenden Kriege vom Sommer d. J. zwischen dem Böhmenkönige und den Arpáden, zogen schließlich Béla IV. und sein Sohn St. den Kürzern und mußten im Ofener Frieden Steiermark dem glücklichen Gegner überlassen. Seither änderte sich aber auch wesentlich die Stellung beider Höfe zueinander, denn Ottokar II. trat in doppelte Verwandtschaft zu den Arpáden, indem er seine Nichte, Kunigunde von Askanien-Brandenburg, mit dem jüngern Bruder Stefan’s, Béla, vermählte und selbst, in zweiter Ehe, Kunigunde, Tochter des kleinrussischen Fürsten, Rostislaw von Smolensk, Enkelin König Béla’s IV., zur Frau nahm (1261/62). Das persönliche Verhältniß Stefan’s V. zu Ottokar II. besserte sich jedoch keineswegs und gestaltete sich je weiter desto schlechter, da der ungarische Thronfolger allen Grund zu haben glaubte, den Böhmenkönig für seinen entschiedenen Widersacher ansehen zu müssen. 1262 wurde St. als „Mitkönig“ mit einem Osttheil des Reiches als Apanage bedacht, während sein jüngerer Bruder Béla, der Liebling des Vaters, Slavonien und Kroatien erhielt. Bald gerieth St. in ernstliche Zerwürfnisse mit König Béla IV., die 1267 in einen schweren Thronkrieg ausarteten und dem königlichen [79] Vater den Entschluß nahelegten, seinen Erstgebornen zu gunsten des jüngeren Sohnes zu enterben. Ottokar II. galt als Förderer dieser Bestrebungen. Der vorzeitige Tod des Bruders entledigte Stefan V. solcher Besorgnisse, und als König Béla IV. starb, folgte er ihm 1270 in der Regierung und wurde, jedenfalls vor Ende Juni, als König neuerdings gekrönt. Die Flucht seiner Schwester Anna, Witwe des Ruthenenfürsten Rostislav, Schwiegermutter König Ottokar’s, an den böhmischen Hof, wohin sich auch der stolze Gewaltherr Heinrich, Graf von Güssingen, als politischer Unzufriedener begab, ließ Ottokar II. als Hort aller Pläne erscheinen, die gegen Stefan V. gerichtet waren, und so bereitete sich der Waffenbund Böhmens und Polens gegen den Böhmenkönig vor. Auch sonst konnte der Ungarnkönig auf Verbündete rechnen. Sein Schwager, Herzog Heinrich von Niederbaiern, stand mit dem Böhmenkönige schlecht, und Philipp von Sponheim, der gewesene Erzbischof von Salzburg und damals Patriarch von Aquileja, wollte ihm die brüderliche Erbschaft, Kärnten und Krain, nicht gönnen. Wol kam es im October 1270 zu einer Waffenruhe zwischen Stefan V. und Ottokar II., 1271 brach aber um so erbitterter der Krieg wieder los, und Stefan V. folgte nach der Schlacht an der Repcze in Westungarn (21. Mai) seinem Gegner verwüstend ins österreichische Grenzgebiet. Am 13. Juli 1271 wurde endlich der Preßburger Friede geschlossen, demzufolge St. die Auslieferung der Burgen seiner rebellischen, zum Böhmenkönige geflohenen Unterthanen zugestanden erhielt, und von seiner Seite hinwieder das Bündniß mit Philipp von Sponheim löste, überdies die Adeligen Wilhelm v. Scherfenberg aus Krain und Niklas v. Löwenberg aus Kärnten, Anfeinder ihres böhmischen Landesherrn, verbannte. Die Beziehungen zwischen beiden Machthabern blieben jedoch gespannte. Stefan V. starb in der Fülle der Mannesjahre und zwar, wie die Ueberlieferung erzählt, auf einem Gewaltritte, den er als Verfolger der Entführer seines Erstgebornen unternahm. Die Chroniken brachten dies mit dem Habsburger Rudolf I. in Verbindung, was jedoch ein Anachronismus ist, da die Wahl des Letzteren erst viel später erfolgte. Stefan V. hinterließ zwei unmündige Söhne, Ladislaus und Andreas, außerdem vier Töchter, die sich mit den Fürsten von Rascien, Neapel, Sicilien und Byzanz verehelichten.

Katona, Hist. crit. Hung. VII. – Feßler-Klein, Geschichte Ungarns I. – Lambacher, Oesterr. Interregnum (1778). – Lichnowski, Gesch. des Hauses Habsburg II. – Kopp, Gesch. d. eidgenöss. Bünde I, II. – Lorenz, Deutsche Gesch. im 13. u. 14. Jahrh. II. – Der Salzburger Kirchenstreit (33. Bd. der Sitzungsber. der Wiener Akad. d. hist.-philos. S.). – Zauner, Chronik von Salzburg II. – Muchar, Gesch. d. Herz. Stm. V. – Krones, Die Herrschaft König Ottokar’s II. von Böhmen in Steiermark (Mitth. des hist. Ver. f. St. XXII, 1874). – Huber, Mitth. des Instit. f. österr. Gesch.-Forschung IV (1882) und Gesch. Oesterreichs II. – Dudik, Gesch. Mährens V. – Die Urk. b. Fejér, Cod. dipl. Hung. IV, 2. – Erben-Emler, Regg. hist. Boh. II. – Chmel, Urk. z. Gesch. Oesterr., Stm., Kärnt., Krains u. Görz 1246–1300 in den Fontes rer. austr. II, A. 1. Bd.