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ADB:Virginius, Adrian (1663 bis 1706)

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Artikel „Virginius, Adrian der Jüngere“ von Arend Buchholtz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 15, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Virginius,_Adrian_(1663_bis_1706)&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 22:10 Uhr UTC)
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Virginius: Adrian V. der Jüngere, Sohn des Vorigen (schrieb sich Vergin), Theologe und Bibelübersetzer, war am 20. October 1663 im Pastorat Kambi geboren, wurde zu Hause und in der Dorpater Stadtschule vorgebildet, später in der Schola Carolina zu Riga und im Gymnasium zu Reval. Von 1681–1683 studirte er in Kiel, das er wegen eines Duells mit einem Baron Kielmannsegge verlassen mußte. Der livländische Generalsuperintendent Joh. Fischer berief ihn nach Riga als Mitarbeiter an seiner esthnischen Bibelübersetzung. Auch half V. eine Uebersetzung des neuen Testaments zu Stande bringen. V. war Prediger zu Kawelecht (1686–1694), dann zu Odenpäh (von 1694 ab) im esthnischen nordöstlichen Livland. Hier verlebte er Jahre der Unruhen und Leiden, die durch die Kämpfe des nordischen Krieges hervorgerufen waren: die Russen brachen ein und brandschatzten das Land, V. floh 1704 nach Reval, kehrte aber, als Dorpat sich den Russen ergeben hatte, dahin zurück und leistete dem Zaren Peter den Treueid. Als sein ehemaliger Schulmeister Hermann Stammer, Sergeant in einem schwedischen Regiment, dessen Capitän Virginius’ Schwager war, mit Briefen einiger reval’scher Gelehrten an V. aufgegriffen wurde, kam V. in den Verdacht der Spionage. Er wurde ins Gefängniß geworfen, gefoltert und nach zweijähriger harter Haft am 27. Juli 1706 zusammen mit seinem Schulmeister enthauptet. Seine dörpt-esthnische Uebersetzung des neuen Testaments, die zuerst 1686 in Riga erschien, ist wiederholt, auch noch im 19. Jahrhundert, aufgelegt worden. Auch sein esthnisches Gesang- und Gebetbuch und sein großer Katechismus erlebten mehrere Auflagen. Im Gefängniß schrieb V. in den Tagen vom 9. bis zum 16. April 1706 eine Selbstbiographie, die indessen nur handschriftlich vorhanden ist.

v. Recke-Napiersky, Livl. Schriftstellerlexicon IV. – (Napiersky,) Beitr. zur Geschichte der Kirchen und Prediger in Livland, H. 4.