BLKÖ:Towarnicki, Ambros

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Towora, Anton
Band: 46 (1882), ab Seite: 252. (Quelle)
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Towarnicki, Ambros (Arzt und Mitglied des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes, geb. zu Lemberg im Jahre 1835). Der Sohn eines k. k. Beamten, stammt er aus einer ruthenischen griechisch-katholischen Familie, ist aber der Gesinnung nach Pole. An den Gymnasien zu Brzeżan und Sambor herangebildet, widmete er sich dem Studium der Medicin zunächst an der Universität Krakau, dann an jener zu Wien. Nach erlangter Doctorwürde ließ er sich in Bursztyn, einem Städtchen des Brzeżaner Kreises Galiziens als praktischer Arzt nieder, übersiedelte aber nach einiger Zeit in die Kreisstadt Rzeszow, um als Curator die Verwaltung der von seinem Oheim Johann [siehe diesen weiter unten] testamentarisch errichteten großartigen und nach demselben benannten Stiftung zu übernehmen. Dort erfreute er sich bald eines solchen Vertrauens von Seite der Bevölkerung, daß ihn diese bereits viermal zum Bürgermeister erwählte. Seit 1867 ist er auch Mitglied der Bezirksvertretung und seit 1873 deren Obmann-Stellvertreter. Um das Gemeinwesen der Stadt und um die stetige Entwickelung der Sparcasse, deren Director er ist, hat er sich viele Verdienste erworben. Im Jahre 1878 wählte ihn die Stadt Rzeszow auch in den Landtag und am 3. Juli 1879 in den Reichstag, in welchem er mit den Polen stimmt. – Sein Oheim Johann (geb. in Galizien 1773, gest. zu Rzeszow am 10. Juli 1865) war gleichfalls praktischer Arzt und emeritirter Kreisphysicus. Unverheiratet brachte er es zu dem seltenen Alter von 92 Jahren. Die Hauptaufgabe seines Lebens bestand darin, ein zu einem großen Stipendienfond hinreichendes Vermögen anzusammeln. Zu diesem Zwecke versagte er sich nicht nur jede Annehmlichkeit, sondern auch die gewöhnlichen Bequemlichkeiten des Lebens. Sein Vermögen, das er ganz zu einer Stiftung [253] bestimmte, betrug schließlich über 200.000 fl., größtentheils in Staatspapieren. Die Verwaltung seiner Stiftung vertraute er zwei Gutsbesitzern und einem Mitglied seiner Familie, obigem Ambros, an, die ihre Nachfolger zu ernennen haben; im Falle des Todes eines derselben ist durch die am Leben Bleibenden und den Landesausschuß der Nachfolger zu wählen. Der Verblichene gründete vier Stipendien für Mitglieder seiner Familie und eines für Fremde, außerdem bestimmte er eine jährliche Summe zu Wohlthätigkeitszwecken und zur Unterstützung armer Studirenden. Den übrigbleibenden Theil der Einkünfte ließ er zurücklegen und nutznießend anbringen, und so oft auf diese Weise die Summe von 20.000 fl. zusammengebracht werde, sollen davon 10.000 fl. zur Errichtung eines Stipendiums, 5000 fl. auf wohlthätige Zwecke und vor Allem zur Unterstützung armer Studirenden verwendet werden, 5000 fl. dagegen der auf höchstens diese Summe jährlich festgesetzten Gratification für das aus der Familie gewählte Curatorium zuwachsen.

Wiener Zeitung 1865, Nr. 170, S. 262. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 205.