BLKÖ:Platzer, Johann Georg

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Platzer, Joseph
Band: 22 (1870), ab Seite: 410. (Quelle)
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Platzer, Johann Georg (Maler, geb. zu Eppan in Tirol im Jahre 1702, gest. zu St. Michael in Tirol im Jahre 1760). Ein Sohn des Malers Johann Victor P. aus dessen Ehe mit Christine Ratschiller. – Der Vater Johann Victor (geb. zu St. Michael in der Gemeinde Eppan im Etschkreise Tirols 8. November 1665, gest. ebenda 8. December 1708) war selbst ein sehr geschickter Künstler. Die Angaben über ihn im Nagler, im „Tirolischen Künstler-Lexikon“ und in anderen Werken werden durch Staffler in dem in den Quellen bezeichneten Werke, Bd. II, S. 827, endgiltig berichtigt. Johann Victor studirte in Innsbruck, ging später nach Passau, wo er sich für die Kunst ausbildete, und von dort nach Wien, wo er viele Jahre verlebte und eine große Anzahl Gemälde mit vielen kleinen Figuren auf Miniaturart ungemein fein in Oel ausführte; diese Bilder fanden großen Beifall und mehrere davon kamen sogar nach Schlesien, Schweden, Holland und England. Aus seiner Ehe mit Christine Ratschiller von St. Michael hatte er zwei Söhne, deren einer der oberwähnte Johann Georg ist. Johann Victor’s Witwe vermälte sich nach ihres Gatten Tode zum zweiten Male mit dem Maler Joseph Anton Rößler. Bei diesem erhielt Johann Georg den ersten Unterricht im Malen, später kam er nach Passau, wo er bei einem Verwandten die Studien in der Kunst fortsetzte. Im Jahre 1721 begab er sich nach Wien, wo er sich mit dem Maler Franz Christoph Janneck [Bd. X, S. 81] befreundete und mit ihm gemeinschaftlich arbeitete. Er führte meistens kleine Historien und Conversationsstücke aus, welche sich besonders durch ein äußerst lebhaftes Colorit auszeichnen. Ungeachtet mannigfacher Mängel waren dieselben doch sehr gesucht. Er scheint auch in Breslau und Glogau längere Zeit sich aufgehalten zu haben, wenigstens sind in beiden Städten seine niedlichen Arbeiten sehr häufig zu finden. In seinem späteren Alter verlor sein Auge die Sehkraft und seine Hand die Festigkeit; um der letzteren einen festeren Halt zu geben, ließ er sich eine eigene Vorrichtung machen, in welche er die Hand legte, wenn er malen wollte. Aus dieser Ursache erscheinen seine Bilder aus späteren Jahren wie getupft, zwei solche Bilder befinden sich im National-Museum zu Innsbruck. Zu seinen figurenreichsten, mit außerordentlicher Feinheit ausgeführten Gemälden gehören: „Die Erbauung des babylonischen Thurmes“; – „Die Zerstörung Jerusalems“. In der kaiserlichen Belvedere-Gallerie zu Wien befinden sich von ihm zwei kleine Gesellschaftsstücke, auf einem „Zwei Frauen und zwei Männer an einem Tische, mit Trinken und Musik sich unterhaltend“, auf dem anderen „Drei Kartenspieler an einem Tische, nebst einem Jüngling, der einem Mädchen einen vollen Becher anbietet“, sämmtliche Figuren in spanischer Tracht, beide Bilder sind auf Kupfer gemalt, jedes ein Schuh breit, acht Zoll hoch; in der Gemäldegallerie der Privatgesellschaft patriotischer Kunstfreunde [411] in Prag, sieht man von diesem Künstler zwei Conversationsstücke „Gesellschaften im Garten, mit Musik sich unterhaltend und Erfrischungen nehmend“; – „Die Verrichtung des Architekten“; – „Die Verrichtung des Steinmetzen“, sämmtlich auf Kupfer gemalt. Die in verschiedenen Werken über seinen Vater Johann Victor gemachten Mittheilungen betreffen eigentlich ihn.

Staffler (Johann Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen; in zwei Bänden (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 162, u. Bd. II, S. 827 [beide Artikel ergänzen und berichtigen sich]. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Fel, Rauch, 8°.) S. 188. – Mechel (Christian von), Verzeichniß der Gemälde der k. k. Bilder-Gallerie in Wien (Wien 1783, Rud. Gräfer der Aelt., 8°.) S. 290 u. 372.