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BLKÖ:Rösler von Ehrenstahl, Ignaz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 26 (1874), ab Seite: 239. (Quelle)
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Rösler von Ehrenstahl, Ignaz (Industrieller, lebte in der zweiten Hälfte des 18. und in der ersten des 19. Jahrhunderts). Ueber die eigentlichen Lebensumstände dieses ob seiner vortrefflichen Erzeugnisse gerühmten und von seinen Gewerbsgenossen aus Neid verleumdeten und verfolgten Fabrikanten liegen keine Nachrichten vor. Nur seine Adelserhebung bringt so interessante Umstände über seine ausgezeichneten Leistungen und die vielen Verfolgungen, die er deßhalb zu erdulden gehabt und welche endlich mit seiner Adelserhebung einen würdigen Abschluß fanden, zur Kenntniß, daß seiner hier in diesem Werke gedacht werden muß. Rösler besaß zu Nixdorf in Böhmen eine große Stahlwaarenfabrik, in welcher von der Verarbeitung des groben Erzes an bis zu den feinsten Stahlwaaren Producte geliefert wurden, welche bereits damals, 1816, mit den englischen wetteiferten. Seine Waaren fanden nicht nur im Inlande, sondern auch auswärts auf den Messen in Leipzig, Frankfurt an der Oder, Braunschweig großen Absatz, ebenso wurden auf directe Bestellung bedeutende Waarenmengen nach Holland, Frankreich, Mecklenburg. Polen, Preußen, Sachsen und Schlesien gesendet. Der damalige k. k. General-Consul in Leipzig, Adam Müller [Bd. XIX, S. 322], schilderte auf das Zeugniß der angesehensten deutschen Handlungshäuser die Verdienste der Rösler’schen Fabrik in Nixdorf um die deutsche Industrie, sowohl in Rücksicht auf die Mannigfaltigkeit der Formen, der Schönheit und der Güte, als auch vorzüglich auf die Billigkeit der Preise. Er fügte die amtliche Bemerkung bei, „daß die Nixdorfer Fabrik bei täuschender Aehnlichkeit der Waaren dieselben in großen Massen um 50 Percent im Durchschnitte unter den niedrigsten Preisen der Engländer hintangebe, und daß die drei größten Leipziger Zwischenhandlungen Flörey, Norner und Morgenstern schon längst mit ungeheurem Gewinne Rösler’s Waaren als englische Fabrikate vergeben“. Alle diese und bei weitem mehr andere amtliche Erhebungen fanden Statt, als sich Wiener Fabrikanten und andere aus Stadt Steyr in Oberösterreich nicht entblödeten, aus Gewerbsneid über diese großen Erfolge der Nixdorfer Fabrik, Rösler des Schleichhandels und ähnlicher Unterschleife in eigenen, bei der Behörde eingereichten Klageschriften zu beeinzüchtigen, in Folge welcher gegen R. gerichtlich eingeschritten und seine Fabrik über Jahr und Tag auf das Sorgfältigste heimlich von der Polizei beobachtet wurde. Aus diesen Beobachtungen und aus der Untersuchung ging R. glänzend gerechtfertigt hervor und wurde seinen Verleumdern ihr Vorgehen auf das Strengste verwiesen. Aus den amtlichen Erhebungen ergab sich, in wie großartiger und wohleingerichteter Weise, vornehmlich durch Theilung der Arbeit, Rösler seine Fabrication betreibe, daß er damals schon, 1816–1819, in der Fabrik allein 192 Arbeiter unablässig beschäftigte, während eine ungleich größere Menge von verschiedenen Handwerkern, als Messerschmieden, Handmühlschleifern, Graveuren, Drechslern u. s. w. in eigenen, für ihre Familie eingerichteten Wohnungen in den umliegenden Ortschaften Hainspach, [240] Schluckenau, Rumburg, Böhmisch-Kamnitz u. s. w. für die Nixdorfer Fabrik arbeiteten. Der Verkauf der Fabrik belief sich nach den aus den Geschäftsbüchern genommenen amtlichen Erhebungen innerhalb Jahresfrist auf die Summe von 130.803 fl. im Inlande und 63.212 fl. im Auslande. Der oberste Burggraf von Böhmen selbst fand sich veranlaßt, auszusprechen, „daß es höchst traurig und für die Unternehmer niederschlagend sei, daß diese bedeutende, mit einem so beträchtlichen Kostenaufwande errichtete, allgemein für nützlich erkannte und sich vielfach auszeichnende Fabrik immerwährenden Angriffen, Verunglimpfungen, Waarenbeanständigungen und Untersuchungen ausgesetzt sei, welche durch die auf bloße Voraussetzungen und Vermuthungen beruhenden Denunciationen der Wiener Messerschmiede und Schneidewaarenfabrikanten schon seit geraumer Zeit in ununterbrochener Folge veranlaßt und doch immer unbegründet gefunden wurden.“ Rösler wurde nun in Würdigung und Anerkennung seiner um die Industrie des Kaiserstaates erworbenen großen Verdienste und zur Aufmunterung anderer Künstler zu gleichen Unternehmungen von Sr. Majestät aus eigenem Antriebe mit ah. Entschließung vom 7. April 1819 in den erbländischen Adelstand mit dem Ehrenworte „Edler von“ und dem Prädicate Ehrenstahl erhoben und zugleich auch seinem Neffen Joseph Emanuel Fischer, Director der Nixdorf’schen Fabrik, der österreichische Adelstand verliehen. Dieser letztere ist der Stammvater der noch heute blühenden Familie Fischer von Röslerstamm (auch Röslarztamm) und der Vater des durch die Gründung des Schiller-Vereins „Glocke“ in Wien wie als Mitglied des Alpen-Clubbs ehrenvoll bekannten und vielgenannten Herrn Fischer von Röslerstamm.

Adelstands-Diplom ddo. 10. April 1819. – Wappen. Gevierteter Schild 1: in Roth ein rechtsgekehrter geharnischter Arm, in der Hand einen bloßen Degen an goldenem Griffe haltend; 2: in Silber ein schwebender Bienenkorb, um den acht Bienen fliegen; 3: in Silber auf grünem Rasen ein natürlicher Rosenstock, an dessen oberster Spitze zwei aufgehende Knospen und an jeder Seite drei offene Rosen zu sehen sind; 4: in Roth auf grünem Rasen ein geflochtener Korb, worin ein bluttriefender Pelikan sammt seinen Jungen sitzt. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter gekrönter Turnierhelm, auf dessen Krone der im 1. Felde beschriebene geharnischte Arm aufliegt. Die Helmdecken sind beiderseits roth, mit Silber unterlegt.