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Belfort nach seinem Fall

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Belfort nach seinem Fall
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aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 291-292
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[289]

Belfort einen Tag nach der Uebergabe. Nach der Natur aufgenommen von Aujourd’hui.

[291] Belfort nach seinem Fall. (Mit Abbildung.). Das vielbesprochene Bollwerk im Knotenpunkt der Hauptverkehrswege von Basel, Mömpelgard, Lyon, Straßburg, Lothringen und Paris, hat so viel des kostbarsten deutschen Blutes gekostet, daß, trotz aller erwiesenen Tapferkeit unserer Krieger und ihres schließlichen Erfolgs, das Bild dieser Stadt ein trauriger Anblick auch dann für uns bleiben würde, wenn die Friedenspräliminarien nicht die verstimmende Ansicht veranlaßt hätten, daß gerade dieses Blut vergeblich vergossen sei.

In der Geschichte des großen deutsch-französischen Kriegs wird einst [292] die Cernirung, Beschießung und förmliche Belagerung von Belfort eine der ehrenvollsten Stellen einnehmen; und ein besonderes Gewicht wird man darauf legen, daß es gerade Landwehr war, welcher diese schwere Aufgabe zufiel: der in Stettin formirten ersten Landwehrdivision unter dem General von Treskow. Die Cernirung begann, nachdem die Umgegend von Franctireurs gesäubert war, am dritten November. Zwanzig Tage später war der Cernirungsgürtel schon so eng um die Festung geschlossen, daß der Bau der Batterien und die Aushebung der Tranchéen für die Deckungstruppen beginnen und damit die zweite Periode der Belagerung, die Beschießung des Platzes, beginnen konnte. In dieser Zeit waren bereits drei starke Ausfälle der Besatzung glücklich zurückgeschlagen worden. Man begann mit der Beschießung am dritten December, aber ohne daß man damit vorwärts kam; man mußte sich erst zweier verschanzter Bergkuppen, Haute-Perche und Basse-Perche, bemächtigen, um sich dadurch der Citadelle (oder dem Schloß, dem mittelsten Hauptgegenstande unserer Abbildung) bis auf achtzehnhundert Schritte zu nähern. Dahin gelangte man, nach sehr harten und blutigen Kämpfen erst, nachdem die Lunette Nr. 18 völlig zerstört, die Eröffnung der Laufgräben gegen die beiden Perches, die zum Theil in Felsen gesprengt werden mußten, gelungen und ein erster Angriff (am 26. Januar) vergeblich gemacht worden war, am 8. Februar. Von diesem Augenblick an dehnte die Beschießung sich auch auf das Schloß aus, welches achtzig Fuß über die Stadt sich erhebt, und schon dadurch starke Widerstandskraft zu äußern vermochte.

Die Besatzung hielt sich in der Festung so tapfer, wie die vom Präfecten Grosseau angefeuerte Bürgerschaft in der Stadt. Da jedoch mit dem Schloß auch die Stadtenceinte und das große neue Fort Des Barres, auf dem rechten Ufer des Savoureuse-Flusses, den unsere Abbildung zeigt, im Bereiche unserer Batterien lag, so war die Uebergabe ohne Sturm so gut wie sicher. Gleichwohl drängte der deutsche General und drohte, beide Perches in die Luft zu sprengen, wenn die Stadt nicht bis zum Fünfzehnten sich unterwerfe. Schon am 11. Februar erschien vor dem General von Treskow der Maire Grosjean mit Capitulationsanträgen. Blattern und Typhus wütheten in der unglücklichen Bevölkerung. Dennoch spannte man noch die französischen Saiten sehr hoch, aber nicht lange. Am Vierzehnten wurde ein Waffenstillstand abgeschlossen, welcher am 16. Februar zu der Capitulation führte, kraft welcher der zwölftausend Mann starken Besatzung freier Abzug gestattet war. Am 18. Februar wurde auf dem Schlosse die preußische Fahne aufgezogen und mit hundert und einem Schuß aus den französischen Kanonen von allen Forts begrüßt.

Einen schweren Dämpfer hat diesem Siegesjubel allerdings der Paragraph der Friedenspräliminarien aufgesetzt, nach welchem Belfort an Frankreich zurückgegeben werden muß. Vor der Hand ist’s aber noch in deutscher Gewalt und wird es bleiben, bis die deutschen Friedensbedingungen von Frankreich bis zum letzten Punkt befriedigt worden sind.

Innig mit den Belagerungskämpfen vor Belfort verknüpft sind die dieselben an Bedeutung noch weit überragenden Feldherrn- und Heeresthaten, mit welchen Werder und seine tapferen Schaaren den großen Doppelplan Bourbaki’s, mit der Entsetzung Belforts einen Einfall ins Elsaß und nach Baden zu verbinden, unter den allerschwierigsten Umständen zu Schanden machten. Diesen wunderbaren Großthaten werden wir einen besonderen Artikel mit Illustrationen widmen.