Benutzer:Romanus94/Journal des Luxus und der Moden, Paris, den 19. Jun. 1787.

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Titel: Journal des Luxus und der Moden, Paris, den 19. Jun. 1787.
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Herausgeber: Carl Bertuch
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Entstehungsdatum: Juni 1787
Erscheinungsdatum: August 1787
Verlag: Verlag des Landes-Industrie-Comptoirs
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Erscheinungsort: Weimar
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Quelle: FOLGT NOCH
Kurzbeschreibung: Bericht aus Frankreich zu aktuellen Moden in der deutschen Zeitschrift "Journal des Luxus und der Moden", August 1787.
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[267]

III.
Französische Moden
Paris, den 19. Jun. 1787.

Es ist ein Vorurtheil wenn man glaubt der Taft sey hier
der einzige Stoff zu weiblichen Sommerkleidern. Unsre
Damen tragen eben so häufig mitten im Sommer Kleider
von Gros de Naples, Gourgouran, Musseline, Linon,
Flor u. s. w. so gut al sim Frühjahre. Man sieht seit ein
Paar Wochen sonderlich viel Robes à l‘ Anglaise von
Taffetas glacé und buntgestikten Floren mit kleinen Feld-
Blumen. Eben dieser blumenreiche Flor wird jetzt auch
häufig zur Calotte auf die Hüthe gepusst.

Um die Corsets unter den Robes à la Turque, die
meistens von der Farbe des Rocks sind, tragen unsre Da-
men jetzt drey bis vier farbige und zwey Finger breite
Bandgürtel vorn mit Stahlschnallen. Der unterste sitzt
tief in der Taille, und läuft also auf beyden Seiten in
den Rock, die obern aber gehen um den ganzen Leib herum.
Ist da Corset rosa, so sind die Bandgürtel grün, ists
Queue de serin, so sind die Lilas u. s. w.

[268]

Unter die Neuigkeiten gehören auch die zweyfarbigen
leichten Filzhüthe, die man jetzt zu tragen anfängt; ist der
Huth, z. E. aussen verd de pomme so ist die untere Kräm-
pe dunkel rosa gefärbt etc. Unsere Damen, die ein bis-
chen anglomanisieren, tragen gewöhnlich die leichten engli-
schen Morgen-Hauben oder wie sie hier heissen, Cornet-
tes d‘ Amour
, drunter.

Daß fast Alles, Zeuche, Bänder, Flöre, Hüthe etc.
gestreift, und zwar sehr bunt und krell gestreift seyn
muß, habe ich neulich schon gemeldet. Es ist so arg da-
mit, daß einem würklich die Augen physisch zu schmerzen
anfangen, wenn man lange in einer so buntgestreiften
Welt herumwandelt. Die Rebus und Hieroglyphen
sind auch noch da.

Die Couronne à la Reine, von der ich neulich meldete,
trägt man jetzt auch stark um den Kopf der Basthüthe à la
Moule
; unten läuft ein schwarzes Sammt-Band herum,
und an beyden Seiten stehen zwey große Schleifen von
weißen Bande und farbigen Crepe. Die hinten herab-
hängende Scheyer ist gleichfalls farbiger Crepe. (Taf.
22.) Davon heißt nun dieser Huth Chapeau à la Couronne.

Mäntel tragen unsere Damen jetzt wenig; mehr im
Herbst und Frühjahre. Indessen ist doch ein neuer erschie-
nen, der wegen seiner eleganten Form sehr gefällt. Er
heißt Mantelet à la Reine, weil Alles jetzt à la Reine seyn
muß; ist von weißen oder schwarzen Taft mit sehr lan-
gen vorn herabhängenden Flügeln, und sehr breiter rei-

[269]

cher Falbala, die hinten aus dem Flor und vorn aus breiten
Blonden besteht. (S. Taf. 22.) *)[VL 1]

Fourreaux von Col de Canard Taft, mit einer wei-
ßen wohl 3/4 Ellen breiten Falbala von weißen Flor (S.
Taf. 22.) sind auch sehr im jetzigen Geschmacke.

Die neusten Lioner Zeuche für künftigen Winter,
davon die Fabriken die Muster schon geliefert haben, sind

1) Für die Damen
Satins ondés
Satins à la Breche de Calabre
von allen
Velours satinés Farben.

Für die Herrn eben diese Zeuche und
Velour à la Breche de Calabre.

Dies à la Breche de Calabre ist ein neues Mode-Des-
Sin, daß das von dem Erdbeben in Calabrien entstandene
Gemengsel, oder Breccia, von Steinen und Erden nachah-
men soll. Es sieht aus wie ein ungleiches Netzwerk, das
auf einem farbigen Grund liegt, und gleicht der Zeichnung
nach sehr einer gefrornen Fensterscheibe.

[270]

Außerdem sind in Tüchern für die Herren einige
neue Arten von Draps chinés, Alpagas, Castorines, und
Draps jumeaux da.

Noch ein Paar Wort von unsern Herren. Die
Elegants tragen jezt, zum vollen Anzuge, Fracs habilles,
gestickt, mit ganzen, mit halben, und auch ohne Revers.
Der hohe stehende Kragen steht um 2 Zoll vom vorderen
Bord des Rocks zurück, die Taschen sind ganz gerade,
und an den Fracs habillés ohne Revers, läuft vor und
hinter den Knopflöchern eine schmale gestickte Bordüre
herab. Gewöhnlich werden die en Mignature gemahlten
Knöpfe darauf getragen.

  1. *) Diese Mantelets à la Reine sind auch hier in Weimar bey
    Mlle. Aulhorn, um folgende Preise zu haben:
    1) Schwarz mit breiten Blonden 25 Rthlr.
    2) Detto mit schmalen Blonden 16 – 18 Rthlr.
    3) Weiß mit breiten Blonden und Englis. Flor 18 Rthlr.
    12 Gr.
    4) Detto mit schmalen Blonden 10 – 12 Rthlr.
    In Louisd’or à 5 Rthlr. Alle Bestellungen gehen di-
    Reckt an dieselbe.