Zum Inhalt springen

Beschreibung des Oberamts Böblingen/Kapitel B 10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 9 Beschreibung des Oberamts Böblingen Kapitel B 11 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
10. Ehningen
mit dem Schloßgut Mauren und der Haldenölmühle.
Pfarrdorf mit Marktrecht und 1607 Einwohnern, worunter drei nach Dätzingen eingepfarrte Katholiken, liegt 11/4 Stunde südwestlich von der Oberamtsstadt an der Landstraße, welche mitten durch den Ort von Böblingen nach Herrenberg führt. Das große, mit reinlichen, gut gekandelten Straßen versehene Dorf hat eine| ganz sanft gegen Süden geneigte Lage auf der rechten Seite der Würm, die so nahe am Ort vorbeifließt, daß sie beim Austreten öfters den untern Theil desselben unter Wasser setzt. Die Ansicht des, in einem obstbaumarmen Flachlande gelegenen Orts, der sich übrigens durch seine zum Theil stattlichen Häuser und seine Ausdehnung vor anderen Orten auszeichnet, ist etwas monoton. Es hatte früher 3 Thore, das obere an der Straße nach Böblingen, das untere im südlichen Theil an der Straße nach Herrenberg und das Linsenthor an der Straße nach Dagersheim. Gutes Quellwasser ist nothdürftig vorhanden und wird nur aus Zieh- und Pump-Brunnen gewonnen, übrigens tritt nie eigentlicher Wassermangel ein, da der am nordöstlichen Ende des Orts befindliche Stöckelsbrunnen nie versiegt. Die Luft ist wegen der freien, ungeschützten Lage beinahe das ganze Jahr hindurch etwas scharf; die Sommernächte sind meist kühl und Frühlingsfröste häufig. Hagelschlag kam in den letzten 40 Jahren nur zweimal vor; Wetterscheiden bilden der Schloßberg bei Herrenberg und die zwischen Böblingen und Ehningen gelegenen Waldungen. Die beinahe mitten im Ort gelegene, ziemlich große Pfarrkirche zur heiligen Maria ist ursprünglich sehr alt, wurde aber in späterer Zeit, zu Anfang des 15. Jahrhunderts, an der Stelle der alten Kirche entweder ganz neu aufgebaut oder doch so sehr verändert, daß sich von dem ursprünglichen Baustyl keine Spuren mehr erhalten haben. Ihre gegenwärtige Bauweise ist die germanische (gothische) mit spitzbogigen, gothisch gefüllten Fenstern an Schiff und Chor. An der vorderen, westlichen Giebelseite befindet sich ein spitzbogiger Eingang, über dem zwei gut in Stein ausgeführte Engel das Schweißtuch halten; an der nordwestlichen Ecke ist ein Stein eingemauert, auf dem ein Wappenschild mit Habe und Pflugschaar abgebildet ist. Über diesem steht anno 1400, übrigens schon so sehr verwittert, daß die Zahl nicht ganz verbürgt werden kann. Zwei, erst in neuester Zeit an dieser Giebelseite eingebrochene halbrunde Lichtlöcher contrastiren sehr unangenehm mit dem Baustyl der Kirche. An einem Strebepfeiler des Chors steht: Hans Ott 1416, unter diesem sind ein Krug, eine Axt und ein räthselhaftes Instrument eingehauen, was vermuthen läßt, daß dieser Hans Ott der Baumeister der Kirche war. Der viereckige an der Nordseite angebaute Thurm hat 6′ dicke Mauern und 4 Stockwerke, er erhält unten durch Schußscharten, im obern Stockwerke aber durch gothisch gefüllte Spitzbogenfenster Licht. Die Bedachung besteht in einem sogenannten Satteldach mit abgestutzten Giebelecken. An der nordwestlichen Ecke des Thurms ist ein schief liegender Wappenschild mit Pflugschaar und langgestieltem Beil angebracht,| über welchem die Jahreszahl 1536 steht. Von den im Glockenhause hängenden 3 Glocken trägt die größte eine Umschrift, von der übrigens wegen Unzugänglichkeit nur „Fridolinus Bernhart Lachmann gos mich anno dom. 1492“ gelesen werden kann. Auf der mittleren, die noch älter als die vorhergehende ist, stehen die Namen der 4 Evangelisten und auf der kleinsten »Sancta maria ora pro nobis amen.« Das Innere der Kirche ist geräumig, aber durch Emporkirchen verfinstert und verbaut. An den Brüstungen der Emporkirchen sind biblische Scenen in Hautrelief aus Gyps dargestellt, die nicht gegossen, sondern mit dem Grabstichel künstlich ausgearbeitet scheinen. Zwei in der Kirche aufgehängte Ölgemälde auf Holz, die noch von dem früheren Hochaltar herrühren, haben sowohl Kunst- als Alterthumswerth; das eine, ein Flügelaltar mit zwei Thüren (Diptycha) aus der Zeit der Vermischung der deutschen mit der italienischen Schule, enthält auf dem mittleren Hauptblatt die Auferstehung Christi, auf dem Flügel rechts die Überschattung der Maria und auf dessen Rückseite Maria vor Christus knieend; auf dem Flügel links den englischen Gruß und auf der Rückseite Thomas, wie er vor Christus auf den Knieen liegt. Das andere Bild, welches früher an der Predella angebracht war, stellt Christus mit den 12 Aposteln, auf Goldgrund gemalt, vor. Es ist vortrefflich gemalt und gehört der altdeutschen Schule an. Sehr zu bedauern ist, daß beinahe sämmtlichen Figuren durch ruchlose Hände die Augen ausgestochen wurden, weßhalb zu wünschen wäre, daß dieses Kunstwerk in Zukunft vor ähnlichen Unbilden gesichert würde. Der gothische, pokalförmige Taufstein wird wohl aus der gleichen Zeit, wie die Kirche seyn. Das Chor hat ein schönes mit vorstehenden Gräten geflochtenes Netzgewölbe. Die Unterhaltung der Kirche liegt der Stiftungspflege ob, die Gemeinde muß aber zu den Kirchenbauten das Bauholz unentgeltlich liefern. Der um die Kirche gelegene Begräbnißplatz ging 1834 ein; der neue wurde in ziemlicher Entfernung südöstlich vom Ort, mit einem Aufwand von etwa 700 fl. angelegt. Früher sollen jenseits der Würm noch zwei andere Kirchen, die eine zu St. Veit, die andere zu St. Johannes gestanden haben. Vermuthlich waren es nur Kapellen, wenigstens wird noch gegenwärtig eine Stelle jenseits der Würm „bei der Kapelle“ genannt. Nur etwa 50 Schritte von der Kirche entfernt liegt die Wohnung des Ortsgeistlichen, ein angenehm und gesund gelegenes Eckhaus mit der Aussicht auf vier Straßen. Die Unterhaltung desselben hat der Staat. Zwei gut erhaltene Schulgebäude mit Lehrerwohnungen, wovon das eine 1824, das andere 1843 erbaut wurden, stehen ebenfalls ganz in der Nähe der Kirche. An den Schulen unterrichten| 1 Schulmeister, 1 Unterlehrer und 1 Lehrgehilfe. Die hier bestandenen Industrie- und Kleinkinder-Schulen sind seit 2 Jahren eingegegangen. Beinahe in der Mitte des Dorfes steht das 1844 mit einem Aufwand von 13.000 fl. im modernen Rundbogenstyl geschmackvoll erbaute Rathhaus mit Thürmchen und Balkon. Das alte Rathhaus wurde niedergerissen und dadurch die Hauptstraße namhaft erweitert und verschönert. Ein Gemeindebackhaus besteht seit 1838.

Südöstlich vom Ort auf der linken Seite der Würm liegt in der Thalebene das Freiherrlich von Breitschwert’sche Schloß mit seinen Nebengebäuden. Das Ganze bildet ein längliches Viereck, die Grundform der ehemaligen festen Burg, von der noch die 5′ dicken Ringmauern, an welche die gegenwärtigen Gebäude angebaut wurden, stehen geblieben sind. In der nordöstlichen Ecke des Vierecks steht das im Mansardenstyl erbaute Schloß, an dieses lehnt sich, die nördliche Seite bildend, ein ländliches Wohngebäude an, die übrigen Seiten sind bis auf einen kleinen Rest der noch freien Mauer mit Ökonomiegebäuden und Stallungen besetzt. Das Ganze schließt einen namhaften Hofraum ein und ist von einem Graben umgeben, über den eine Brücke zu dem an der Nordseite befindlichen Eingang in den Hof führte (das Weitere s. unten). Die Anlage der Burg in der Thalebene, an keinem von Natur festen Punkte, die viereckige kastellartige Form derselben und der Umstand, daß zunächst an ihr eine römische Heerstraße vorüber zog, sprechen entschieden für das hohe Alterthum dieser Befestigung, die ohne Zweifel von den Römern zur Sicherung des Thalübergangs hier angelegt wurde. (Über die zweite Burg s. u. S. 170.)

Die kräftigen mitunter groß gewachsenen Einwohner leben mäßig und eingezogen. Sie sind fleißig, stolz, wißbegierig, nachdenkend und lesen viel; ein besonderer Vorzug ist ihre Reinlichkeit in den Häusern. Ihre Vermögensumstände sind in Vergleichung mit andern Orten vortheilhaft, dabei sind sie gute Zähler und ein Presser im Ort gehört zu den Seltenheiten. Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht, beides wird mit Umsicht und Fleiß betrieben; zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Einführung des Hohenheimer Pflugs, die Anlage vortheilhafter Dungstätten u. s. w. haben längst Eingang gefunden. Die Güter der Gemarkung liegen ziemlich eben und haben einen tiefgründigen, fruchtbaren Diluviallehmboden, der durch gewöhnlichen Dünger und Gyps erhalten und verbessert wird. Im System der Dreifelderwirthschaft werden die gewöhnlichen Cerealien, besonders viel Dinkel und Hafer gebaut. Die Aussaat des Dinkels beträgt 7–8 Simri und der durchschnittliche Ertrag| 11–12 Scheffel pr. Morgen; der Ertrag des Hafers wird zu 5 bis 6 Scheffel angegeben. Die Brache wird mit Kartoffeln, Kraut, Bodenkohlraben, Hanf und Futterkräutern eingepflanzt; bedeutend und nothwendig für den namhaften Viehstand ist der Kleebau. Die Feldprodukte, namentlich Dinkel und Hafer werden häufig nach Außen verkauft. Der höchste Ackerpreis ist 500 fl., der mittlere 250 fl. und der geringste 50 fl. pr. Morgen. Die zweimähdigen Wiesen, von denen ein großer Theil bewässert werden kann, sind ergiebig und liefern vortreffliches Futter, welches beinahe alles im Ort selbst verbraucht wird. Von geringem Belang ist die Obstzucht, der die häufigen Frühlingsfröste und der scharfe Thalzug hemmend entgegentreten und welche sich deßhalb hauptsächlich nur auf das Pflanzen der Bäume an den Hauptstraßen beschränkt. An einem südlich gelegenen Bergabhange „Wingertsberg“ wurde früher auf 17 Morgen Weinbau betrieben, welcher 1771 aufgegeben wurde. Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde unbedeutend, dagegen die des Rindviehs ausgezeichnet und von namhafter Ausdehnung. Eine gute Landrace mit Simmenthaler Kreuzung wird gezüchtet und mit Vieh, besonders mit gemästetem, ein bedeutender Handel getrieben. Die Schweinezucht beschäftigt sich mit Landschweinen, die häufig gemästet werden und theilweise zum Verkauf kommen. Hinsichtlich der Gewerbe ist nichts zu erwähnen, da diese nur dem örtlichen Bedürfnisse dienen; eine Ziegelhütte liegt südwestlich vom Ort an der Landstraße nach Herrenberg. Es bestehen 5 Schildwirthschaften, worunter 4 mit Bierbrauerei. Außer der vielen Verkehr bringenden Böblinger–Herrenberger Landstraße, die durch den Ort führt, gehen noch Vicinalstraßen nach Aidlingen und Mauren. Der Ort hat jährlich 2 Märkte, an denen besonders lebhaft mit Vieh gehandelt wird; auch besteht seit 1842 eine Privatleihkasse. Früher muß ein Bad hier bestanden haben, indem mehrere Bürger noch vor einigen Jahren von ihren Häusern Badstubenzins bezahlten. Die Gemeinde besitzt gegen 900 Morgen meist mit Laubholz gut bestockte Waldungen, deren jährlicher Ertrag durchschnittlich 200 Klafter und 10.000 Stück Wellen beträgt; hievon erhält jeder Ortsbürger 1/2 Klafter und 25 Stück Wellen, der Rest wird für 6–800 fl. verkauft. Außer diesen Einkünften fließen jährlich der Gemeindekasse noch 1200 fl. Pacht aus Gemeindegütern zu, dagegen wird gegenwärtig das Capitalvermögen um einige 1000 fl. Passiva überschritten, welche hauptsächlich von dem kostspieligen Rathhausbau herrühren. Bedeutende zunächst des Orts gelegene Muschelkalksteinbrüche, aus denen Straßenmaterial und Kalk zum Brennen gewonnen wird, ferner südöstlich vom Ort gelegene Keuperwerksteinbrüche| sind Eigenthum der Gemeinde. Die Grundlasten an den Staat sind theils schon abgelöst, theils in der Ablösung begriffen. Den großen Zehenten bezieht der Staat, welcher ihn theils von der geistlichen Verwaltung Böblingen, theils von der Carthause Güterstein erhalten hat. Der kleine Zehente wurde von der Pfarrei übernommen.

Der Ort scheint sehr alt zu seyn und verdankt, wie bereits erwähnt, seine erste Gründung ohne Zweifel den Römern, wofür einige an dem Ort nahe vorbeiführende Römerstraßen zeugen (s. den allg. Theil). Nach der Volkssage soll früher der Ort auf der linken Seite der Würm gestanden haben, wo schon öfters Bruchstücke von Ziegeln, Backsteinen und alten Gefäßen gefunden wurden. Bei der Erbauung des neuen Schulhauses fand man beim Graben des Fundaments mehrere alte Gefäße, die leider verloren gingen, aber nach aller Beschreibung römischen Ursprungs waren. Im Jahre 1844 wurden an der Straße nach Dagersheim beim Graben eines Kellers etwa 6 menschliche Gerippe gefunden, bei denen zum Theil Schwerter lagen. Am Fuße des Sulzbergs, 1/8 Stunde südlich von Ehningen, gerade wo sich zwei Römerstraßen kreuzen, soll nach der Volkssage ein Ort Sulz gestanden seyn. Da der Punkt an der Kreuzung zweier römischer Straßen liegt, so läßt sich mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß hier ursprünglich ein römischer Wohnort stand. Etwa 1/2 Stunde nordöstlich von Ehningen soll ein Ort „Hoingen“ gestanden seyn.

Ehningen hieß ursprünglich, z. B. 1252, Februar 18., in einer Kloster Reichenbacher Urkunde, wo es zuerst vorkommt, Ondingen (Kuen Coll. 2, 71; so auch in der Sindelfinger Chronik zum Jahre 1292) oder Öndingen.

Die frühesten näher bekannten Oberherren dieses, nach aller Wahrscheinlichkeit ursprünglich gräflich calwischen Orts waren die Pfalzgrafen von Tübingen, wenigstens 1268, Juli 17., Pfalzgraf Rudolf; den 23. Februar 1334 bei der Tübinger Theilung erhielt Graf Rudolf der Scherer das Kirchenlehen zu Öndingen mit den Leuten daselbst. Von diesem Hause kam der Ort mit Böblingen (s. d.) 1357 an Württemberg.

Unter der Lehenherrlichkeit dieser Grafenhäuser stunden zwei hier angesessene Vasallenfamilien: 1) die Herren von Ehningen, 2) die Sölr von Ehningen.

Von ersterem Geschlecht sind die Ritter Heinrich und Conrad, welche in einer Kloster Reichenbacher Urkunde von 1252, Febr. 18., genannt werden (s. Kuen a. a. O.), Schwigger Ritter 1275, April 17., 1283, März 12., Kraft 1277, Nov. 21., Eberhard und seine Frau Adelheid, welche 1299, Juni 23., dem Kloster Kniebis ihre| Habe vermachten, Herr Heinrich von Öndingen, Ritter 1328, März 17., (Mitsiegler einer Urkunde betreffend Güterstein) u. a. m.

Die Sölr von Ehningen, später auch von Richtenberg genannt, treten auf mit Albertus dictus Soelre miles Zeuge 1282, August 30., Fridericus dictus Soelre 1286, Februar 3., Henricus dictus Soelre 1294, October 6. Späterhin erschienen auch die Namen Conrad, Eberhard, Hans; um 1450 erlosch diese Familie.

Von diesen Geschlechtern kamen Güter, Gülten etc. an verschiedene andere, hauptsächlich folgende:

1) die von Frauenberg (bei Feuerbach). Durch eine Geborne von Frauenberg kamen an ihren Gemahl Machtolf von Gilstein ein Hof und Güter in Öndingen, welche letzterer im Februar 1391 an Graf Eberhard von Württemberg verkaufte. (Sattler Gr. 1, 262.)

2) Die Truchseßen von Höfingen. Adelheid Wittwe Albert Sölrs von Ehningen, brachte ihrem Gemahl Erpf, Truchseßen von Höfingen, einen hiesigen Fronhof zu, sammt Kirche und 1/3 am großen und kleinen Zehenten; Erpf wurde 1404 von Württemberg damit belehnt; späterhin jedoch überließ Adelheid den ihr für 450 fl. verschriebenen Zehenten ihrem Bruder Georg von Nippenburg (Gabelk.). Erpfs Güter vererbten sich zum Theil auf seine Schwester Else, durch diese an ihre Söhne Beringer von Alezheim und Wilhelm von Kocherstetten, welche sie im Juli 1426 an Württemberg für 3124 fl. verkauften (Sattler Grafen 2, 92). Der hiesige Fronhof kam durch Erpfs überlebenden Bruder Hans im Jahre 1422 an ihre Vetter Burkhard und Hans, welche von Württemberg 1424 und 1428 damit belehnt wurden. Burkhard verkaufte 1442, December 13., seine hiesigen Güter, mit Ausnahme der [unteren] Burg, der Leihung der Pfründen in dasiger Pfarrkirche für 3400 fl. rhein. an Graf Ludwig von Württemberg (Sattler Grafen 2, 138), 1443 den erwähnten Fronhof an Eberhard Sölr (Gabelk.), endlich 1452 die untere Burg sammt dem Thurm an das Kloster Güterstein, welches solche den 10. August 1452 vom Herzog Albrecht von Österreich, zweitem Gemahl Mechtildens, Wittwe Graf Ludwigs von Württemberg geeignet erhielt. (Über die hiesige Gerechtsame dieses Klosters s. Urkunde von 1501 bei Reyscher Statutarrechte 382) Hans Truchseß von Höfingen, Anna Sölrin von Richtenberg seine Frau und Kraft von Hailfingen verkauften den 14. März 1457 den Grafen Ludwig und Eberhard von Württemberg ihren Theil am [obern] Schloß und Dorf Ehningen mit zugehörigen Gerechtsamen, Gütern und Gülten um 2600 fl. rhein. (Stuttgarter Staatsarchiv.)

3) Die von Hailfingen. Kraft von Hailfingen hatte 1424 und 1446 Güter in Ehningen. (Über seinen Verkauf im Jahre 1457 s. vorher.)| 4) Die von Ow. Hans von Ow verkaufte 1424, Mai 30., Güter und Rechte zu Ehningen an Württemberg für 335 fl. (Sattler a. a. O. 87.)

5) Die von Münchingen. Im Jahre 1457, März 14., verkaufte Graf Ludwig von Württemberg das Übrige von Ehningen an Hans von Münchingen den älteren (Stuttgarter Staatsarchiv).

So gelangte Württemberg allmählig, außer der Lehensoberherrlichkeit, welche es frühe besaß, auch noch zum Besitz einzelner örtlicher Güter und Gerechtsame.

Die weitere Geschichte gruppirt sich am besten nach dem Besitze der zwei Schlösser dieses Orts, des oberen, noch heut zu Tage stehenden, und des unteren. Die Inhaber des obern Schlosses genießen vierfache bürgerliche Gerechtigkeiten, während zum untern Schlosse nur zweifache gehören.

Das obere Schloß besaßen im 15. Jahrhundert die Herren von Dürmenz, nach ihnen Reinhard von Zeitern. Dieser verkaufte es im Mai 1515 um 950 Reichsgulden an Klemm von Ringelstein; damals gehörten hiezu, außer den vierfachen bürgerlichen Gerechtigkeiten: 4 Krautgärten, 201/2 Morgen Äcker, 4 Mannsmad Wiesen, 6 Morgen Waldung, an Gülten 14 Malter 4 Viertel Dinkel, 1/2 Malter Erbsen und eben so viel Linsen, 1 Pfd. 2 Schillinge Hellerzins. Im Jahre 1542 bot es genannter Klemm dem Herzog Ulrich zum Kauf an; als dieß keinen Erfolg hatte, veräußerte er einzelne Gütertheile an Bauern, den Rest dagegen an Dr. Christoph Lang, der solchen 1548 an Jerg von Ehingen zu Kilchberg übergab. Jerg verkaufte seinen hiesigen Besitz am 29. September 1554 für 3000 fl. an Frau Margaretha Gräfin von Öttingen; von Öttingen kam solcher für 3500 fl. in den 1560ger Jahren an Franz Kurz, württembergischen Kammersecretär, welcher das von Klemm von Ringelstein Veräußerte wieder zum Hauptgut ankaufte. Die Wittwe dieses Kurz, welche sich wieder mit Hans Georg Beer von Beerenthal, Ritter des Cantons Neckarschwarzwald, verehelichte, verkaufte im J. 1580 wider ihres zweiten Gemahls Willen das Schloßgut um 6300 fl. Kaufschilling und den Nutzen des laufenden Jahres an Herzog Ludwig von Württemberg, welcher es noch in demselben Jahre seinem Kanzler Johann Brastberger († 1581) wegen geleisteter treuer Dienste, in Form eines Kunkellehens, schenkte, durch welchen Lehensverband einer weitern Deterioration des Guts ein Ziel gesetzt wurde. Des Kanzlers Lehenerben waren seine drei Kinder: Ursula, Gemahlin des Consistorialdirectors Ulrich Broll, Kilian († 1614 als württembergischer Hofrath) und Johann († 1630 als württembergischer Oberrath), dessen gleichnamiger Sohn schon 1635 verschied. Sibylle, Tochter des| genannten Brolls, dessen Mannsstamm schon im Jahre 1639 mit Johann Broll ausstarb, war an Joh. Leonhard von Breitschwert († 1636) verheirathet; durch diese Ehe gelangte das obere Schloß von der Brastbergerisch-Brollischen Familie an die Breitschwertische und zwar zunächst an Felix Wilhelm von Breitschwert († 1680 als württembergischer Oberrath), Sohn der ebengenannten Eltern. In dieser Breitschwertischen Familie vererbte sich das Lehengut, welchem nun eine Umwandlung in Folge der Grundrechte bevorsteht, immer in gerader Linie im Mannsstamm. Der gegenwärtige Besitzer ist Freiherr Wilhelm Gustav von Breitschwert, Director des königl. Gerichtshofs für den Schwarzwaldkreis.

Das obere Schloß, soweit es derzeit als Wohnhaus besteht, ist von dem Großvater des dermaligen Besitzers, Felix Wilhelm von Breitschwert, auf den uralten, fünf Fuß dicken Grundmauern um die Mitte des 18. Jahrhunderts neu aufgebaut worden, jedoch viel beschränkter als das ältere Schloß war, indem das gegen Gärtringen hin gelegene sogenannte Sommerhaus, von welchem die untern Fensteröffnungen noch jetzt stehen, nicht wieder hergestellt wurde. Die Zugbrücke ist ebenfalls im Laufe des vorigen Jahrhunderts verschwunden und durch eine stehende Brücke über den fast ganz ausgefüllten Wassergraben ersetzt.

Das untere Schloßgut, welches nach Obigem an die Carthause Güterstein gekommen war, gelangte nach der Reformation an die herzogliche Kammerschreiberei. Vorübergehend besaß diese „untere Burg“ der oben genannte Franz Kurz; er verkaufte sie gegen den Schluß der 1560ger Jahre an Philipp Schenk von Winterstetten, welcher Verkauf jedoch wegen der Schuldenlast des Käufers rückgängig gemacht wurde. Hierauf zog die Herrschaft Württemberg dieses Gut wieder zu ihren Händen. (Stuttgarter Staatsarchiv.) Im Jahre 1580, September 19., verlieh es Herzog Ludwig seinem geheimen Secretair, Dr. Melchior Jäger von Gärtringen, welcher es 1605, December 6., wieder an Herzog Friedrich von Württemberg für 8500 fl. verkaufte (Scheffer 135). Friederichs Sohn, Herzog Johann Friederich, durch welchen dieses Gut 1615 an Joachim von Trauschwitz, fürstlich württembergischen Haushofmeister und Obervogt zu Besigheim, veräußert, aber schon 1624, Dec. 25., um 11.000 fl. wieder rückgekauft worden war (Scheffer 140, 146. Breyer Elem. 93), ließ das alte Gebäude abbrechen und durch den berühmten Baumeister Heinrich Schickard 1627–28 ein neues aufführen, das er seiner Schwester, der Prinzessin Anna, als Apanagensatz anwies (Gemmingen Schickards Lebensbeschr. 17, 18, 34). Als nach der unglücklichen Nördlinger Schlacht (1634) Württemberg von den österreichischen Heeren verwüstet wurde, verließ| die Prinzessin diesen Wohnsitz, worauf die Einwohner von Ehningen in das Schloß ihre Habe vor dem Feinde flüchteten. Es scheint sogar, daß in dieser Zeit der Verwirrung der Ostsschultheiß Gräber sich in den unrechtmäßigen Besitz desselben gesetzt habe; es hatte wenigstens eine gerichtliche Untersuchung zur Folge, als die Erben des Schultheißen im Jahre 1644 das Gut an Wilhelm Bidenbach von Treuenfels († 1671) für 1450 fl. verkauften. Bidenbach erhielt indeß dasselbe im Jahre 1652, Dec. 10., vom Herzog Eberhard III. als Belohnung für treu geleistete Dienste. Im Jahre 1681 verkauften die Enkel dieses Bidenbach das Schloß, bei welchem jedoch nur noch 7 Morgen Wiesen und 24 Morgen Wald sich befanden, an den Lehensbesitzer des obern Schlosses, Phil. Leonhard von Breitschwert, dessen Wittwe es 1714 an den württembergischen Brigadier, Johann Nicola von Hermann zu Hermensdorf, veräußerte. Die Söhne desselben verkauften es 1726, April 27., um 6500 fl. an den württembergischen Premierminister Grafen Friederich Wilhelm von Grävenitz, Bruder der berüchtigten Landhofmeisterin. Als der letzteren Glücksstern unterging, wurde 1735 dem Oberamt Böblingen befohlen, die in diesem Schlosse befindlichen Effekten des Grafen in Beschlag zu nehmen, weil er flüchtig geworden sey. Die herzogliche Kammerschreiberei zog das Schloß (nach dem Landbuch von 1744 ein nicht collektables Gut, wozu 14 Mannsmad Wiesen gehörten) an sich und verkaufte es an vier Bürger von Ehningen, welche dieses Denkmal von Schickards Baukunst abbrachen.

Der Kirchensatz in Ehningen ging ursprünglich von den Pfalzgrafen von Tübingen zu Lehen; im Jahre 1377, Juli 4., stellte Heinrich der Sölr dem Pfalzgrafen Conrad einen Lehenrevers hierüber aus. Von dem Hause Tübingen ging dieses Activlehen an Württemberg über, welches z. B. 1393 hierüber die Belehnung ertheilte. Im Jahre 1450, 12. März, verkaufte Eberhard Sölr, welcher 1444, Juli 24., den St. Nicolausaltar bewidemt hatte, den Pfarrsatz an Kloster Güterstein, welchem Württemberg denselben eignete, und welches sofort im Jahre 1451 die Kirche incorporirte.

Die bereits erwähnte Carthause Güterstein machte noch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts weitere Erwerbungen, namentlich erhielt sie 1468, September 26., und 1472, April 24., von der Erzherzogin Mechtilde und deren Sohn aus erster Ehe, Graf Eberhard in Bart, das Wasser und die Fischenz, und 1484, Aug. 5., erkaufte sie hiesige Güter um 450 Pfund Heller von Hans Hüpp von Eßlingen und seiner Gattin Juliane Sölrin von Richtenberg. – Dem Stift Sindelfingen wies Pfalzgraf Rudolf von Tübingen am 17. Juli 1268 Einkünfte von seinen hiesigen Gütern an.| b) Mauren, ein dem Freiherrn von König gehöriges Schloßgut mit 27 Einwohnern, liegt an einem südlichen Thalabhange gegen die Würm, 1 Stunde südwestlich von der Oberamtsstadt und 3/4 Stunden östlich von seinem Mutterort Ehningen. Das ansehnliche, gelb getünchte Schloß, welches in den Jahren 1615/17 durch den berühmten Baumeister Schickart von Herrenberg in einem einfachen, soliden Styl gebaut wurde, hat auf den Ecken viereckige Thürmchen mit Zeltdächern, die sich erst vom Dachfriese an erheben, übrigens nicht so hoch sind, als das sehr namhafte Walmdach des Schlosses. An der Vorderseite ist ein halbkreisrunder Hofraum angebracht, den ein Staketenzaun von der vorbeiführenden Straße scheidet. Zu beiden Seiten des Schlosses und besonders hinter demselben befinden sich geschmackvolle, terrassenförmige Gartenanlagen mit 2 Bassins, in denen Springbrunnen ihre Strahlen kräftig in die Höhe treiben. Die Kirche, einige Wohnhäuser nebst den namhaften Ökonomie- und Stall-Gebäuden stehen nördlich und westlich vom Schloß auf der andern Seite der Straße, welche zwischen diesen und dem Schloßhof durchführt. Das Ganze gewährt, besonders von der Südseite aus gesehen, eine sehr malerische Ansicht, die in Vereinigung mit dem stillen, abgeschiedenen Charakter der anmuthigen Waldgegend, dem Beschauer einen bleibenden Eindruck zurückläßt. Eine besondere Zierde dieses freundlichen Orts ist die alte, ansehnliche, im germanischen (gothischen) Style erbaute Liebfrauenkirche mit ihren hohen, spitzbogigen, prachtvoll gefüllten Fenstern. Das Chor mit einem halben Sechseck schließend, hat Strebepfeiler und ziemlich schmale Fenster; es scheint älter zu seyn als das Schiff der Kirche, welches nach der über einem Eingang angebrachten Jahreszahl 1556 entweder erbaut oder doch bedeutend verändert wurde. Die westliche Giebelseite hat einen schönen Eingang und über diesem ein großes gothisches Fenster; besonders schön aber ist das Portal auf der Nordseite, das in seinem Bogenfelde geschmackvoll gothisch gefüllt ist. Mit dem Innern der Kirche hat der gegenwärtige Besitzer des Schloßguts eine bedeutende Veränderung vornehmen lassen, indem er, da die Kirche für die kleine Gemeinde zu groß war, das Schiff zu einem Magazin benützte, dagegen den spitzen Triumphbogen zwischen Chor und Schiff zumauern und das Chor zur Kirche herstellen ließ. Das Chor hat ein Kreuzgewölbe mit hochgesprengten Bögen, deren Gurten von Consolen ausgehen, welche theilweise phantastische Fratzengesichter vorstellen. Auf den Schlußsteinen sind auf dem einen das Lamm Gottes, auf dem andern ein Christuskopf dargestellt. In ein Chorfenster sind zwei Glasgemälde, jedoch ohne besondern Kunstwerth, eingelassen. Bei| der Veränderung wurde eine neue Kanzel, vier neue Stände für die Gemeinde und einer für die adelige Familie, ein Altar mit einem elfenbeinernen Crucifix angeschafft und das Ganze reinlich weiß getüncht, so daß das zur Kirche umgeschaffene Chor jetzt einen recht freundlichen und würdigen Eindruck macht. Ebenso wurde auf dem, aus 4 massiven Stockwerken bestehenden viereckigen Thurme das alte Glockenhaus abgebrochen und ein neues mit flachem Zeltdach, aus dem ein schlankes, sich zuspitzendes Thürmchen emporwächst, aufgebaut. Auf dem Thurme hängt eine Glocke mit der Umschrift: „Christian Ludwig Neubert in Ludwigsburg gos mich anno 1771.“ Der 1/8 Morgen große, mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz stößt nördlich an die Kirche. Im Jahre 1826 brachte der frühere Besitzer des Schloßguts (Oheim des gegenwärtigen) Banquier von König aus Amsterdam, die Kirche nebst Begräbnißplatz und Meßnerhaus, vom Staate um 1000 fl. käuflich an sich, wobei ihm zugleich die Verbindlichkeit, die Kirche zu unterhalten, auferlegt wurde. Früher wurde der Schulunterricht durch einen Provisor von Ehningen im Ort selbst gehalten, gegenwärtig aber gehen die Kinder in die Schule nach Ehningen. Eine Schulstiftung von 300 fl. besteht, von der die jährlichen Zinsen dem Schulmeister gereicht werden. In unbedeutender Entfernung westlich von Mauren liegt die zum Schloßgut gehörige Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang. Mit gutem Trinkwasser ist der Ort hinreichend versehen, überdieß fließt in ganz geringer Entfernung die Würm und südlich vom Ort liegt ein 24/8 Morgen großer See mit einer kleinen Insel, dessen Ufer mit kräftigem Schilfrohr dicht bewachsen sind. Die Luft ist wegen den nahen Waldungen gesund, jedoch weil das Thal gerade gegen Westen zieht, etwas feucht und kalt, daher Obst nicht gerne gedeiht, indem es häufig durch Frühlingsfröste leidet. Die ziemlich eben gelegenen Güter sind durch die angrenzenden Waldungen geschützt und haben im Allgemeinen einen thonigen, etwas starken aber fruchtbaren Boden. Sie sind gegenwärtig an einen Beständer um jährlich 2700 fl. verpachtet, der sie im Dreifeldersystem rationell bewirthschaftet; es werden die gewöhnlichen Cerealien und unter diesen besonders Dinkel, Hafer, Gerste und Roggen gebaut. Der Morgen liefert bei einer Aussaat von 7 Simri Dinkel, 4 Simri Hafer, 31/2 Simri Gerste, 3 Simri Roggen, im Durchschnitt 8–10 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Hafer, 5 Scheffel Gerste und 3 Scheffel Roggen. In der zu 2/3 angebauten Brache baut man Kartoffeln, Futterkräuter, Erbsen und Angersen; von Handelsgewächsen wird Reps, Hanf und in neuerer Zeit mit gutem Erfolg Hopfen gepflanzt. Die Wiesen sind mittelmäßig und liefern durchschnittlich| ein saures Futter. Der meist aus einer veredelten Landrace mit Simmenthaler Kreuzung bestehende Rindviehstand beträgt gegenwärtig 65–70 Stücke; von der gewonnenen Milch werden gute, in der Umgegend gesuchte Käse bereitet.

Es ist ein Heiliger vorhanden, dessen Fonds, bestehend in 360 fl., von dem Stiftungspfleger in Ehningen verwaltet wird. Grundherr ist der Freiherr von König; der große Zehenten gehörte früher zu 1/3 dem Staat und zu 2/3 der Gutsherrschaft, welche im Jahre 1826/27 das dem Staate zustehende Drittel an sich brachte und so das Gut zehentfrei machte.

Das alte Schloß (sogenannte Wasserschloß), welches im Jahr 1615 abgebrochen wurde, stand südlich von dem gegenwärtigen im Thale auf der linken Seite der Würm, es war im Quadrat gebaut und mit einem Wassergraben umgeben, ähnlich wie das Schloß zu Ehningen. In den Grundmauern desselben wurden vor einigen Jahren Bruchstücke römischer Gefäße und 2 römische Säulen aufgefunden, die hinlänglich beweisen, daß auch hier die Römer festen Sitz hatten, dessen Überreste später zu einer Burg benützt wurden. Schon der Ortsname „Mauren,“ der ohne Zweifel von hier getroffenen Mauerresten herrührt, unterstützt diese Annahme.

Mauren (nicht mit dem im Hirschauer Codex S. 74, 91 ed. Stuttg. vorkommenden Mauer, Mauerhof, bei Münchingen, Oberamt Leonberg, und S. 41 genannten Murr, Oberamt Marbach, zu verwechseln) bestund aus einem Adelsgut und einer Kloster Bebenhauser Besitzung, dabei war ein eigentliches Dorf, welches wahrscheinlich im 30jährigen Kriege abgegangen ist. Seine erste Nennung fällt ins Jahr 1320, als sich der Ritter Herter von Hertneck seines Guts und der Capelle zu Mauren verzog.

Das adelige Gut, welches im Jahre 1352 im Besitze Burckhardts von Bondorf vorkommt, war ursprünglich zur Hälfte Lehen, wahrscheinlich von den Pfalzgrafen von Tübingen rührend, zur Hälfte Allod. Als die Grafen von Württemberg die Tübinger Lehenshoheitsrechte erkauft hatten, trug im Jahre 1399 Burckhard von Bondorf (wohl Sohn des ebengenannten) – indem er bekannte, daß er Mauren, Burg und Dorf, zur Hülfte von Württemberg zu Lehen habe – auch die andere Hälfte dem Grafen Eberhard von Württemberg zu Lehen auf. Das Öffnungsrecht wurde Württemberg im Jahre 1418 verschrieben. Im Jahre 1459 urkundete Wolf von Tachenhausen, daß Burckhard Bondorfer von Wytingen [Weitingen] Haushofmeister, sein lieber Bruder, Burg und Dorf Mauren, ein Holz, (zwischen Mauren und Ehningen) und zwei Mannsmad Wiesen (an der Würm) von Graf Ulrich von Württemberg als Vormünder Graf Eberhards geeignet erhalten| habe, wogegen er (Wolf) der Herrschaft Württemberg sein 1/3 der Zehenten zu Altdorf im Schönbuch zu Lehen gemacht.

Noch im 15. Jahrhundert gelangte das ganze Gut an die ebengenannte Familie von Tachenhausen, von welcher es, und zwar im Jahre 1616 von Eberhard Wolf von Tachenhausen durch Verkauf um 30.000 fl. an Johann Friedrich Schertel von Burtenbach überging. Es wurde dem Ritterkanton Neckarschwarzwald zugetheilt.

Als im Jahre 1766 mit dem Hofgerichtsassessor Friederich Carl von Schertel von Burtenbach der Mannsstamm der hier angesessenen Schertel’schen Linie erloschen, verkauften die vier Intestaterben des ebengenannten Hofgerichtsassessors, die Kinder seiner Schwestern, dieses Freigut im Jahre 1782 an den preußischen Geheimenrath Johann Friederich Erasmus Freiherrn von Hopfer († 1788), welcher solches, wie Unter-Riexingen, Bläsiberg etc. mit einem Fideicommiß belegte. Durch eine Tochter dieses Herrn von Hopfer kam das Gut und die hohe und niedere Gerichtsbarkeit auf demselben an deren Gemahl Eugen August Reinhard Freiherrn von Röder, großherzoglich badischen Kammerherrn, welcher mit demselben im Jahre 1806 unter württembergische Staatshoheit trat. Von der Freifrau von Röder erkaufte im Jahre 1813 der Banquier von König in Amsterdam (ein Württemberger) Mauren und übergab es seiner einzigen Tochter, Gemahlin des Freiherrn von Nellenstein, zum Aufenthalt und zur Nutznießung, und als diese im Jahre 1823 starb, seinem Neffen, Freiherrn Friederich Wilhelm Ludwig von König, jetzigem königl. Kammerherrn, welcher es 1827 bezog und noch besitzt.

Die Collatur und das Patronatrecht der hiesigen lieben Frauenkapelle (welche, wie erwähnt, im Jahre 1320 erstmals genannt wird) und zweier Caplaneien stund dem Kloster Bebenhausen zu; im Jahre 1337 bat der Abt Conrad von Bebenhausen den Bischof von Constanz einen bezeichneten Geistlichen als Priester in der lieben Frauenkapelle zu Mauren zu investiren, indem solche zu der Pfarrkirche in Altdorf gehöre. Im Jahre 1387, Juli 4., erhielten der hiesige Catharinen- und der Maria Magdalena-Altar von dem Kloster Bebenhausen allerlei Güter und Zinse. P. Bonifaz IX. verlieh den 5. Mai 1393 der S. Marien- und S. Pelagius-Kapelle in Mauren eine Ablaßbulle für ihre Besucher; sofort geschahen starke Wallfahrten hieher und entstand der Bolei- (d. h. Pelagius-) Markt.

Durch die Reformation gingen die hiesigen Rechte des Klosters Bebenhausen an das Haus Württemberg über, unter welchem der Ort in kirchlicher Beziehung von nun an stund. Im Jahre 1554| wurden die beiden Caplaneien auf Ansuchen Hans Melchior Seckendorfs als Vormünders Michaels von Tachenhausen durch Herzog Christoph von Württemberg zu Errichtung einer eigenen hiesigen Pfarrei verwendet, welche unter württembergischer Generalsuperintendenz bleiben sollte. Diese Pfarrei bestund, kurze Unterbrechungen, während welcher der Ort von Ehningen oder Hildrizhausen aus pastorirt wurde, abgerechnet, bis zum Jahre 1809. Vom Jahre 1769 bis zu seinem Tod im Jahre 1788 war Johann David Husuadel Pfarrer über die damals aus nicht völlig 50 Seelen bestehende Gemeinde, ein früher häufig genannter Sonderling, welcher übrigens mit seinen Eigenheiten große Wohlthätigkeit verband.

Im Jahre 1809 wurde der in Absicht auf Größe und Seelenzahl sehr herabgeschmolzene Ort in ein mit dem Diaconat Böblingen verbundenes Filial verwandelt; heut zu Tage in Folge Consistorialerlasses vom 6. October 1838 ist er Filial von Ehningen.

c) Die Haldenölmühle liegt im Würmthale 1/4 Stunde westlich von Ehningen.