Beschreibung des Oberamts Geislingen/Kapitel B 11
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a) Eybach, paritätisches Pfarrdorf mit 664, nämlich 417 katholischen und 247 evangelischen Einwohnern, in ältern Urkunden Ybach, Ywach, hat, so wie die ehmalige Burg Hohen-Ybach und das Flüßchen Eyb, seinen Namen von den an den Bergen früher häufigen, doch auch noch jetzt vorkommenden Eibenbäumen (Taxus). Es liegt, 1 St. nordöstlich von Geislingen, in dem wildromantischen Eybthale, gerade unter dem mächtigen Himmelsfelsen, überhaupt zwischen hohen, mit Laubhölzern bewachsenen und mit großartigen Jurakalkfelsen versehenen Thalwänden. Eybach gehört als lehenbares Rittergut den Grafen von Degenfeld-Schomburg, ist der Sitz des Familien-Ältesten, des gräflichen Rentamts und des seit 1827 mit der Pfarrei verbundenen katholischen Dekanatamtes, und gehört in das Kameralamt Geislingen, Forstamt Kirchheim.
Den größeren Theil des großen und kleinen Zehnten bezieht die katholische Pfarrei, den kleineren die Grundherrschaft, welche außerdem noch verschiedene grundherrliche Gefälle hat.
Der Ort zählt 90 Haupt- und 41 Nebengebäude. Das im Jahre 1760–70 erbaute gräfliche Schloß mit schönen Garten-Anlagen ist durch seine einfach-edle Bauart ausgezeichnet, auch befindet sich hier, der Grundherrschaft gehörig, das Bräuhaus, ein geräumiges Schießhaus mit Schießstätte | und ein Gewächshaus. Die Häuser liegen ziemlich unordentlich zerstreut und weitläufig. Die aus dem Roggenthale kommende Eyb fließt durch den Ort und vereinigt sich gleich unterhalb mit dem im Orte selbst entspringenden Mühlbache. Die Einwohner, aufgeweckte und rührige Leute, aber etwas üppig und verschwenderisch, nähren sich theils vom Feldbau, theils durch Handwerken und Taglöhnen, namentlich arbeiten viele Maurer in den Geislinger Steinbrüchen. Es befindet sich hier 1 Mahlmühle, 1 Gypsmühle und 1 Ölmühle. – Im Allgemeinen ist übrigens der Nahrungsstand gedrückt.Die Gesammt-Markung befaßt 22614/8 Morgen, darunter 1263 Morgen meist der Gutsherrschaft gehöriger Waldung. Der Viehstand ist nicht unbedeutend.
Die Gutsherrschaft hat die hohe und niedere Jagd, ferner die Fischerei in der Eyb und die Schafweide auf der Markung Eybach.
Die Gemeinde hat noch Schulden. Auf den meisten Wohnhäusern ruht eine Holzgerechtigkeit von 1–8 Eybacher Klaftern, welche die Grundherrschaft abzugeben hat.
Der Gemeinderath wird neuerer Zeit ohne Rücksicht auf das Konfessions-Verhältniß gewählt; die Kirche, in welcher sich die Degenfeldische Familiengruft befindet, wird gemeinschaftlich benützt. Das Eigenthum und die Baulast der Kirche und des katholischen Pfarrhauses hat die katholische Stiftung, subsidiarisch haben bei der Kirche die Zehntherrn und die Gemeinde einzutreten. Die Kollatur der katholischen Pfarrei hatten früher die Äbte in Ellwangen, jetzt die Krone. Die katholische Stiftung besitzt an Waldungen, Äckern, Wiesen, Lehengütern, Grundgefällen und Kapitalien ein Vermögen von 7696 fl.
Neben der katholischen Pfarrei bestand früher eine eigens dotirte Kaplanei, deren Kollatoren die Rittergutsbesitzer waren. Als i. J. 1607 die degenfeldische Gutsherrschaft die Reformation im Orte einzuführen anfing, gründete sie die evangelische Pfarrstelle und wies ihr einen Theil der Kaplanei-Einkünfte zu. Diese Theilung der Kaplanei-Einkünfte unter die | evangelische und katholische Pfarrei wurde im Jahre 1649 durch Vergleich mit Ellwangen bestätigt. Bis zum Jahre 1719 wurde die Pfarrei von benachbarten ulmischen Geistlichen versehen, und hernach ein beständiger Pfarrverweser mit Wohnung im Schloß angestellt. Im Jahre 1769 baute Graf August Christoph ein eigenes Pfarrhaus und bewilligte dem Pfarrer eine angemessene Besoldung, so daß bis zum Jahre 1815 eigene, vom Gutsherrn angestellte, Pfarrer bestanden. Seit 1815 verweigert jedoch die Gutsherrschaft die Fortreichung jener Zulagen, und es ist hierüber ein Rechtsstreit anhängig. Seitdem wird die Pfarrei, anfänglich von Altenstadt, nachher durch eigene Pfarrverweser, jetzt, von Stötten aus versehen. Die evangelische Almosenpflege hat ein Vermögen von 6080 fl., welche großentheils von Stiftungen der degenfeldischen Familie herrühren. Der Kirchhof ist den Katholiken und Protestanten gemeinschaftlich.b) Der Helenenhof, mit 1 Wohnhaus, 1 Scheuer und 7 evangelischen Einwohnern, 1384/8 Morgen, und
c) der Christophshof, vorher Eulen- auch Schlegelhof, mit 2 Wohnungen und 1 Scheuer und 12 evangel. Einwohnern, 2593/8 Morgen, liegen beide auf der Alp, nahe am Wege nach Waldhausen.
d) Der Schloßhof, mit 1 Wohnung und 1 Scheuer und 4 evangelischen Einwohnern auf dem Himmelsfelsen, 654/8 Morgen.
Der Helenenhof und der Schloßhof gehören in das Rittergut Eybach, der Christophshof ist Privat-Eigenthum der degenfeldischen Familie.
e) Die Unterroggenmühle, mit 2 Wohnungen, 1 Scheuer und 2 katholischen Einwohnern; liegt 1/2 Stunde oberhalb Eybach, am Fuß der untern Roggensteige und ist ein Erbzinsgut.
Der Ort Eybach gehörte anfangs den Herren von Ybach, welche auf Hohen-Ybach hausten. Bei ihrem Aussterben zog ihn Helfenstein als Lehen an sich, und verkaufte Graf Ulrich im Jahre 1291 das Schloß mit dem Flecken an den | Abt Eckart zu Ellwangen. In der Folge wurden die von Ahlfingen von dem Abt damit belehnt; im Jahre 1353 stellte Ulrich von Ahlfingen einen Lehen-Revers darüber aus. 1360 verzichteten die von Stein auf den Kirchensatz zu Eybach, welchen Ellwangen sich vorbehielt. Später kam Eybach an die von Randegg, und im Jahre 1412 verkaufte es Marquard von Randegg an den Ritter Wolf von Zillenhard, und im Jahre 1456 Wilhelm von Zillenhard an Hansen von Degenfeld für 8000 fl. Im Jahre 1457 belehnt Abt Johann von Ellwangen Hans von Degenfeld mit Ybach Schloß und Dorf mit ihren Zugehörungen, als er das alles umb Wilhelmen von Zillenhard erkauft, ußgenommen die geistliche Lehenschaft der Pfarrkirchen zu Ybach, die unserm Stift gehört (Burgermeister Cod. dipl. equest. 1, 1328). Seitdem ist das Rittergut bei dieser Familie geblieben, und wird von der Degenfeldisch-Schomburgischen Linie besessen, ist Mannlehen, Fidei-Kommiß zu Gunsten des Mannsstamms ohne Primogenitur; in eventueller Mitbelehnschaft steht die freiherrlich Degenfeld-Neuhauser Linie. In Folge des Reichsdeputations-Hauptschlusses kam die Oberlehenherrlichkeit von dem Stift Ellwangen an Churbaiern, im Jahr 1810 aber an die Krone Württemberg. Das Schloß Hohen-Eybach auf dem Himmelsfelsen wurde im 30jährigen Kriege zerstört. Von den frühern Gebäuden finden sich nur noch wenige Trümmer; gleich hinter dem Himmelsfelsen ist noch ein Wall und Graben sichtbar.[1]- ↑ Die Geschichte des gräflichen Hauses Degenfeld, für welche das Kön. statistisch-topographische Bureau dem Herrn Dekan M. Kapff in Geislingen eine gründliche, aus den Akten des gräflichen Archivs in Eybach bearbeitete Darstellung verdankt, werden wir dem Plane der Oberamtsbeschreibungen gemäß beim Oberamt Gmünd unter Degenfeld geben.
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