Beschreibung des Oberamts Hall/Kapitel B 18
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Die Gemeinde ist dem Forstamte Crailsheim zugetheilt, mit Ausnahme eines Theiles der Waldungen von Sulzdorf, welche dem Forstamte Comburg angehören. Die großen Zehenten zu Sulzdorf gehören zu 2/3 dem Staat und zu 1/3 dem Hospital Hall; zu Anhausen und Buch dem Staat und dem Wirthe Rück in Sulzdorf; in den übrigen Parcellen dem Staat. Die kleinen Zehenten zu Sulzdorf gebühren zu 2/3 der Stadtpflege Hall und zu 1/3 dem dortigen Hospital; zu Anhausen und Buch verhält es sich wie mit dem großen Zehenten; zu Dörrenzimmern gehören sie dem Staat und in den übrigen Parcellen der Stadtpflege Hall. Den Heuzehenten zu Sulzdorf bezieht die Pfarrei Stöckenburg. Der Neubruchzehente steht überall dem Staate zu. An den sonstigen Gefällen ist in Sulzdorf das gemeinschaftliche Rentamt Obersontheim betheiligt; im Übrigen stehen sie dem Staat, der Stadtpflege und Armenverwaltung Hall und einigen haller Privaten zu. An den dießfälligen Rechten des Staats hat die Gemeinde seit 1817 einen Capitalbetrag von 5018 fl. 57 kr. abgelöst. – Sämmtliche Parcellen gehören zur Pfarrei Anhausen; der Pfarrsitz ist jedoch in Sulzdorf, wo sich auch die Schule für den ganzen Bezirk befindet. Anhausen, Buch und Dörrenzimmern, welche bis dahin zur Gemeinde Unter-Sontheim gehört hatten, sind auf ihre Bitte am 24. December 1844 hierher eingetheilt worden. Bis 1803 hatten Sulzdorf, Jagstroth, Neunbronn und Hohenstatt Bestandtheile des hall’schen Amtes Schlicht, Anhausen, Buch und Dörrenzimmern aber solche des hall’schen Amtes Vellberg gebildet.
a. Sulzdorf, Dorf mit 392 Einwohnern, worunter 4 Katholiken, 57 Gemeinderechten und 32 Mrg. vertheilten und 427/8 Morgen unvertheilten Allmanden, Wohnsitz des Pfarrers, liegt 2 kleine Stunden östlich von Hall und wird durch den in der Nähe entspringenden Schwarzlachenbach, der bei Anhausen in die Bühler fällt, in zwei Theile geschieden, wovon der kleinere rechtseitige „Kaltenberg“ heißt. Der Ort ist etwas gedrängter gebaut, als die übrigen Parcellen. Die Zehentrechte des Staats waren früher zu 1/3 der Propstei Ellwangen, zu 1/3 aber zum nachmals comburgischen Pfarrlehen von Stöckenburg und Anhausen gehörig. Die | von Vellberg waren bis zu ihrem Aussterben mit dem erstern 1/3 belehnt. Der Hospital und die Stadtpflege Hall erwarben ihren Theil von der Propstei Ellwangen. – Es befindet sich zu Sulzdorf eine Schildwirthschaft mit einer sehr gut eingerichteten Brauerei und Ökonomie.Die kleine, 1673 erbaute Filialkirche zu St. Margaretha, an deren Stelle übrigens schon 1504 eine Capelle stand, die aber nichts Merkwürdiges darbietet, hat der Staat wegen der Oberlandesheiligenpflege zu erhalten. Demselben liegt auch die Baulast an dem 1838 neuerbauten Pfarrhaus und an dem zu derselben Zeit erbauten Schulhaus ob. Sulzdorf, früher Filial von Stöckenburg, wurde 1545 nach Anhausen umgepfarrt. In der hiesigen Kirche werden übrigens, außer der Abendmahlsfeier, nur Feiertags- und Wochen-Gottesdienste gehalten. (Das Weitere s. bei Anhausen.) Der hiesigen Schule wird bereits 1621 gedacht. Sulzdorf hat einen eigenen Begräbnißplatz hinter der Kirche; indeß jener zu Anhausen für die übrigen Parcellen dient. Das Stiftungsvermögen ist nicht von Belang; es haben aber sämmtliche Filialien von Anhausen Ansprüche an die dortige, nicht unbeträchtliche Stiftung.
Zu Sulzdorf gehört Batzenhäusle aus 2 einzelnen, an der Landstraße nach Ellwangen liegenden, Gebäuden bestehend.
Schon 1042 kamen durch Schenkung des K. Heinrich III. Güter zu Sunichilendorf, wahrscheinlich in unserm Sulzdorf, und in der angrenzenden Buch im Kochergau (Stälin a. a. O. I. 522) an das Hochstift Würzburg; und unter Andern schenkte auch Graf Heinrich v. Rothenburg mit seinen Brüdern Burkhard und Rüdiger 1090 Güter zu Sulldorf an das Kloster Comburg (Menken a. a. O. S. 390, 394 und 395); ingleichem dorthin Egesbertus de Alechdorf ein Gut zu Sulsdorf. Auch finden wir 1101 einen Gebertus und Wachart de Sulldorf als Zeugen in einer comburgischen Urkunde. Nachmals treffen wir den Ort, mit Ausnahme von den 17 Lehengütern, welche bis 1802 bei Comburg verblieben, als Besitzthum der Schenken von Limpurg, welche 1541 ihre hiesigen 33 Höfe und Güter, nebst der St. Margarethenkirche und Ein- und Zugehörungen an die Reichsstadt Hall vertauschten. Darunter war ein Hof, den die Schenkin Ytta von Limpurg 1390 von Heinrich von Bachenstein gekauft und der Frühmesse in Unterlimpurg 1398 verschafft hatte. Ebenso verkauften 1589 die Schlez ein Gut und 14 Pfund Heller auf dem Schultheißenamt zu Hall, nachdem Limpurg solches vom Lehenverband befreit hatte, an die Stadt. Weitere Besitzungen kamen an Hall 1516 von Caspar Eberhards Erben eine Gült und 1580 von Conrad v. Vellberg. – Die Rechte des Rentamtes Ober-Sontheim rühren von einem Gut her, das | Limpurg 1579 durch Wechsel von Ellwangen erhalten hat. – Im J. 1670 brannte beinahe das ganze Dorf, nebst der Kirche, nieder.Zwei Seen wurden 1660 trocken gelegt.
b. Anhausen, im Munde des Volkes und nach früherer Schreibart „Ohausen,“ Pfarrweiler mit 11 Einwohnern, 2 Gemeinderechten und 5 Mrg. 11/2 Vrtl. Weide. Derselbe hat nur 2 Wohn- und einige Neben-Gebäude, und liegt in dem hier äußerst romantischen Bühlerthale. Die Kirche zum heil. Bartholomäus steht auf einem Felsen, in dessen ehmaliger Höhle in ältester Zeit ein Einsiedler gewohnt haben soll und neben welchem sich der vorgenannte Schwarzlachenbach, mit dem sich einige andere Zuflüsse vereinigt haben, in die Bühler ergießt, nachdem er sich am Ende seines Laufes durch Felsen hindurch Bahn gebrochen hat, über welche und durch welche er sich rauschend in ein Becken hinabstürzt. Im J. 1473 war Eitel Eberhard v. Eltershofen mit dem Zehenten zu Anhausen von Graf Albrecht v. Hohenlohe belehnt. – Der Ort besteht aus einer Mühle und einem Bauernhof, welche sich in der nächsten Umgebung der Kirche befinden. Diese hat der hiesige Heilige im Bau zu erhalten. Der Altar der Kirche ist mit altdeutscher Malerei und Schnitzwerk mit der Jahrszahl 1506 versehen. Mit der Mühle ist eine Schenke verbunden (s. Hohenstatt).
Zu dem Pfarrsprengel von Anhausen gehören, außer sämmtlichen Parcellen der Gemeinde Sulzdorf, Rappolden, Oberscheffach und Mathes-Hörlebach. Bis 1839 waren demselben auch Kerleweck und Stadel zugetheilt. Das Patronat steht wegen Comburgs der Krone zu. Der Sitz des Pfarramtes wurde 1837 nach Sulzdorf verlegt; früher wohnte der Pfarrer in dem sogenannten Bühler-Pfarrhause, außerhalb des Städtchens Vellberg, somit eine Stunde von seiner Kirche entfernt; denn er war bis 1807 zugleich Schloßcaplan in Vellberg und hatte in dieser Eigenschaft alle Sonntage eine Frühpredigt in der dortigen Schloßcapelle zu halten. Die Stiftungspflege hat ein nicht unbedeutendes Vermögen.
Die Pfarrei ist alt. Sie theilte die Schicksale der Pfarrei Stöckenburg, mit welcher sie nachmals verbunden ward, und wurde mit dieser am 6. Mai 1545 von dem Stifte Oehringen an Hieronymus und Wolf von Vellberg verkauft. Diese setzten die Reformation 1545 durch, indem sie zugleich den Pfarrer zu ihrem Hofcaplan ernannten und die Pfarrei mit 1000 fl. Kapital und 20 Gültbauern aufbesserten. Mit Stöckenburg kam auch die Pfarrei Anhausen an Comburg.
Auf der linkseitigen Anhöhe oberhalb Anhausen, über dem von Sulzdorf herziehenden Schwarzlachenbacheinschnitt, in der | Richtung gegen Hohenstatt, stand die Burg derer v. Anhausen oder Ahausen, welche K. Ludwig der Bayer zerstört haben soll. Im J. 1251 ist Beringer v. Ahausen Zeuge in einem Vertrage zwischen Conrad v. Bocksberg und Comburg (Wibel a. a. O. IV. S. 110), und ein Conrad v. Anhausen war 1273 Abt zu Comburg.c. Buch, mit dem Beisatz: bei Vellberg, früher Buoch, Weiler mit 60 evang. Einwohnern, 1/2 Stunde südöstlich von Sulzdorf, mit 5 Gemeinderechten und 5 Mrg. vertheilten und 18 Mrg. unvertheilten Allmanden. Seine Lage ist hoch und frei, auf einem in das Bühlerthal hereinragenden Bergvorsprung.
Wie wir bei Sulzdorf sahen, befanden sich im J. 1042 Güter im Besitz des Hochstifts Würzburg mit dem angrenzenden Geroldeshagen; 1101 vergibt Gutta v. Bocksberg zum Seelenheil ihres Gatten Conrad ihre Besitzung in vico, qui dicitur Buche, an das Kloster Comburg, und ebendahin 1140 das Ihrige Mechtild v. Stein (Menken a. a. O. S. 395 und 422); 1363 verkauft Dietrich v. Hohenstein seinen Hof an Hans Schneewasser und 1400 denselben Hans v. Rinderbach an Hug v. Vellberg, an welchen auch 1401 und 1408 Walther und Hans von Tullau ihre 2 Höfe verkauften. Ein hiesiger Freihof gibt erst seit neuerer Zeit die Staatssteuer und ist von allen andern Leistungen noch befreit. Der Besitzer eines andern „frei eigenen Hofes“ übernahm 1598 um die Summe von 900 fl. gegen die Stadt Hall die Verpflichtung, von demselben Handlohn und Sterbfall, sowie jährliche Natural- und Geld-Gülten zu entrichten.
Es befand sich hier auch am Einflusse des von Buch herkommenden Baches in die Bühler eine Burg und soll dieselbe gleichfalls von K. Ludwig dem Bayer zerstört worden seyn. Im J. 1253 finden wir einen Herrmann v. Buch (Wibel a. a. O. II. S. 60); 1380 verkauft Heinrich v. Tonzbach seinen Hof und Burgstadel zu Buch an Hans Hug v. Vellberg, und 1580 die Stadt Hall einen Hof an Conrad v. Vellberg. Von v. Vellberg aber kam auch die Burg mit 4 Höfen 1595 an die Reichsstadt Hall, an welche 1564 Graf Casimir v. Hohenlohe eine Gült aus einem Hof vertauscht hatte. Den größern Theil ihrer Gefälle verkaufte die Reichsstadt sofort wieder an einige ihrer Bürger, in deren Besitz die Gülten von 4 Höfen noch sind. – Der dritte Theil des Zehentens kam 1668 an die Reichsstadt Hall, die übrigen 2/3 waren theils ellwangisch, theils comburgisch, von dem Stöckenburger-Pfarrlehen herrührend.
d. Dörrenzimmern mit dem Fallhaus, oder Dürrenzimmern in alten Zeiten Zimmern und Wüstenzimmern genannt, Weiler mit | 87 evang. Einwohnern und 5 hallischen Gemeinderechten, 21 Mrg. vertheilten und 5 Mrg. unvertheilten Allmanden. Der Ort liegt 1/2 Stunde südlich von Sulzdorf, ganz eben an der Staatsstraße nach Ellwangen. – Von den Zehenten zu Dörrenzimmern und Hohenstatt waren 2/3 Eigenthum der Propstei Ellwangen und 1/3 comburgisch (mit dem Stöckenburg-Anhauser Pfarrlehen). – Der Ort hat eine Schildwirthschaft. Einen Büchsenschuß davon südwestlich liegt das der Amts-Corporation gehörige Fallhaus, das ein Kleemeister bewohnt.Schon mit der Stiftung des Klosters Comburg kamen 1090 durch den mainzer Bürger Wignand Güter zu Cimbern an Comburg, und 1282 verzichtete Schenk Walther zu Limpurg zu dessen Gunsten auf das Vogtrecht zu Wüstenzimmern (Menken a. a. O. S. 389 u. 402). In den Jahren 1358, 1364, 1386 und 1394 aber kamen die Besitzungen von Dietrich v. Hohenstein und Heinz v. Tullau an die v. Vellberg, von welchen sie 1595 an die Stadt Hall übergingen. – Noch im J. 1554 wurde an Bartholomäi hier „eine große Kirchweihe“ gehalten; über die Kirche selbst ließ sich aber nichts ermitteln. Vielleicht geschah es wegen des Heiligen von Anhausen.
e. Hohenstatt, Weiler mit 46 evang. Einwohnern, mit 2 Gemeinderechten und 25 Mrg. vertheilten und 21 Mrg. unvertheilten Allmanden und Waldungen, liegt oben am Abhang des Bühlerthales, 1/2 Stunde nördlich von Sulzdorf. Die Landschaft ist hier, theils durch die Aussicht auf entfernte Punkte, theils durch den Blick auf das Bühlerthal, schöner, als in Sulzdorf. – Mit einem Theil des Zehenten zu Hohenstein wurde 1473 Eitel Eberhard von Graf Albrecht v. Hohenlohe belehnt.
Hohenstatt, auch Hohstenhof genannt, führte früher den Namen Hohenstein und ist nicht zu verwechseln mit Burg Hohenstatt, welche auf dem rechtseitigen Bühlerufer gegenüber von Hohenstatt auf der Markung Kerleweck lag. Es bestand aus einer Burg und 2 Höfen, wovon die erstere auf einem Bergvorsprung gegen die Bühler, südöstlich von den beiden Höfen lag, die nun aber mehrere Besitzer inne haben. Burg Hohenstein einst am Fahrwege nach Neunbronn gelegen, nebst Zugehör, gehörte einem edlen Geschlechte, das sich von Hohenstein schrieb. Berchtold v. Hohenstein soll 1280 Abt in Comburg gewesen seyn (Menken a. a. O. S. 381); 1334 verschrieben Walther und Ulrich, auch Rüdiger und Dietlen v. Hohenstein ihr Haus zu Hohenstatt als ein offen Haus dem Rath zu Hall, und dasselbe thut 1341 Conrad v. Hohenstein gegen Graf Kraft v. Hohenlohe. In den Jahren 1380, 1383 und 1386 | aber verkauften Rüdiger v. Hohenstein, als Pfleger von Walther v. Hohensteins Sohn und Hans Oswalds Sohn zu Hohenstatt, und Dietrich v. Hohenstein den Burgstadel und die beiden Höfe zu Hohenstatt, nebst dem kleinen Zehenten, 6 Gütern zu Altdorf und einem zu Eschenau, einer Hofstatt zu Jagstroth, die Wiese zu Anhausen und die Schenke daselbst an Hans Schlez; dieser aber gab 1410 alle diese Güter zu einem rechten Erblehen hin. Die Gülten hievon gingen 1503 an den Rath zu Hall über.Burg Hohenstein war im vierzehenten und fünfzehenten Jahrhundert ein Raubschloß, vor dessen Bewohnern kein Wanderer, ja kein Vieh und keine Frucht auf dem Felde sicher war. Sie soll deßwegen durch Herzog Ludwig von Bayern zerstört worden seyn, wurde aber später wieder aufgebaut.
f. Jagstroth, früher Jochesrod und Jochsroth, [1] Weiler mit 48 evangel. Einwohnern, mit 7 hallischen Gemeinderechten und 577/8 Mrg. vertheilten und 103/8 Mrg. unvertheilten Allmanden; liegt freundlich an einem kleinen Hügel, nördlich 3/4 Stunden von Sulzdorf, umgeben von Obstgärten. Schöne Fernsicht.
Heinrich Kleiner, Bürger zu Hall, verkauft 1474 an Hans von der Tannen, Bürger daselbst, einen Hof und eine Hube zu „Jochserode,“ worüber Limpurg die Vogtei hat. Die limpurgischen 3 Huben kommen mit den sulzdorfern 1541 an Hall, wohin auch 1580 Conrad v. Vellberg seine Besitzungen zu Jagstroth abtritt.
g) Neunbronn, eine Mühle mit 6 evangel. Einwohnern, unterhalb Hohenstatt an der Bühler, 1 Stunde südöstlich von Sulzdorf gelegen. Sie hat den Namen von den neun Brunnquellen, welche oberhalb der Mühle entspringen und alsbald nach ihrer Vereinigung mit der Bühler das Mühlwerk treiben, Sommers nicht versiegen und Winters nicht gefrieren. Sie kam schon mit der Schenkung Adelberts v. Bilrieth 1078 an Comburg (cum molendino vico adjacente in Hohenstat. Menken a. a. O. S. 391), blieb aber nicht im Besitz von Comburg; denn 1503 vergab Conrad Spieß dieselbe, nebst Acker, Weinberg und Fischwasser an den Rath zu Hall, wie er solche von Burkhardt Eberhard ererbt hatte. – Bei Neunbronn wurde 1605 der große Zahn aufgefunden, der in der Michaeliskirche zu Hall noch aufbewahrt wird.
- ↑ Die neuere Schreibart ist offenbar unrichtig, da an die Jagst hier nicht zu denken.
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