Das gute Krokodil - Die Krokodillegende aus Osttimor
Eines Tages fand ein Junge ein Krokodilbaby, das versuchte von der Lagune ins Meer zu kommen. Weil es sehr schwächlich war, nahm der Junge das kleine Krokodil und trug es zum Meer. Das Krokodil war sehr dankbar und versprach dem Jungen sich zu revanchieren. Es sagte dem Jungen, es wolle mit ihm auf Reisen gehen. Der Junge solle zum Meer kommen, es rufen und das Krokodil würde ihm helfen.
Nach einiger Zeit erinnerte sich der Junge an das Versprechen des Krokodils und ging zum Ufer der See. Er rief das Krokodil dreimal. Als das Krokodil erschien, waren beide sehr froh über das Wiedersehen. Das Krokodil sagte dem Jungen, er solle sich auf seinen Rücken setzen und das Krokodil trug den Jungen viele Jahre lang auf vielen, vielen Reisen.
Aber obwohl das Krokodil und der Junge Freunde waren, blieb das Krokodil immer noch ein Krokodil. Es fühlte den unwiderstehlichen Drang den Jungen zu fressen. Dies störte das Krokodil und so fragte es bei anderen Tieren um Rat. Es fragte den Wal, den Tiger, den Wasserbüffel und viele andere Tiere und alle sagten, „Der Junge war nett zu Dir, Du kannst ihn nicht fressen“. Schließlich fragte das Krokodil den weisen Affen. Nachdem der Affe sich die Geschichte angehört hatte, verfluchte er das Krokodil und verschwand.
Das Krokodil schämte sich und entschied, den Jungen nicht zu fressen. Stattdessen nahm er den Jungen wieder auf seinen Rücken und zusammen reisten sie, bis das Krokodil sehr alt wurde. Das Krokodil fühlte, es würde niemals die Güte des Jungen vergelten können und sagte deswegen zum Jungen: „Ich werde bald sterben. Aber mein Körper wird ein neues Land bilden, für Dich und Deine Nachkommen.“
Aus dem Krokodil wurde die Insel Timor, die auch heute noch die Form eines Krokodils hat. Der Junge hatte viele Nachkommen, die von ihm seine Güte, seine Freundlichkeit und seinen Sinn für Gerechtigkeit erbten. Heute nennen die Bewohner Timors das Krokodil Großvater und immer wenn sie einen Fluss überqueren, rufen sie: „Krokodil, ich bin Dein Enkel – friss mich nicht.“