Execution Oder Todt Marien Stuarts
Königinnen zu Franckreich / welche Adi 18. Febru-
arii Anno 1587 Stilo Novo, in Engelandt ent-
hauptet worden ist / im Schloß
Fodrigham / in Nort-
thamtoschir.[1]
STemmate Caesareo, & Scotorum, clara Marito
Rege ac hoc Gnato, qui modo sceptra tenet
Illa ego, quae fata sum Regali stirpe parentum
Hoc tumulo paruo, contumulata tegor.
Hucq[ue] meae mentis prauae imperiosa potestas
Et mea me torsit, proh, temerata fides.
Stemmata nil faciunt, nil prodest sanguine claro
Censeri, si animum deuius error agat.
Disce sequi rectum iustumq[ue] tenentia colla
Marmora qui, fato, nostra resecta vides.
Discite mortales quibus est res conscia nostri
Consilii, in dubiis esse pericla viis,
Atq[ue], meo exemplo moniti, desistite: nam vos
Certa, sed incerto tempore, poena manet.
Bis sapit, alterius qui exemplo motus: & ipso
Sit satis hoc, nostro vos didicisse malo.
Franckreich / welche Adi 18. Februarii Anno 1587, Stilo Novo /
in Engelandt enthauptet worden ist / im Schloß
Fodrigham / in Nortthamtoschir.
ELisabet Königinne zu Engelandt Nachdem ir zum mehrenmahl unterschiedliche heimliche verbündnüs und durch den Bapst zu Rom / und ihre nahegelegene Feinde die angelegte und getribne Conspirationes entdeckt und vorgekomen / dadurch man gesucht hat / sie nit allein der Kron sondern auch des Lebens zuberauben / unnd dagegen die gefangene Königinne aus Schottlandt Maria Stuarts der Gefengnüß zu entledigen / unnd an ihre stete auffzuwerffen / nach dem dieselbige Königinne / zu der Kron in Engelandt die nechste / und dazu gut Römisch und Catholisch / welche nun viel Jahr in Engelandt in freyer Gefengnüß ist gehalten gewesen / weil sie dahin flüchtig unnd verfolget geworden / Von dem Parlament unnd Staaden des Königreichs Schottlandt / Welche sie zu Rechte wolten gestellet haben / derwegen / das sie ihren Herrn Eheman[2] hat umbringen lassen / als nemlich von erst erwürgen / unnd darnach das Hauss da er innen war / mit Büchsenpulver zusprengen / unnd aus den ursachen / das sie in unzimlicher Liebe wider einen Schottischen Grafen entbrand / des name Bedwel[3] gewesen / welchen sie nach Hochgemeltem ires Herrn Ehemans kleglichen abgang zur Ehe genommen / unnd sich hat vermehlen lassen / und wie sie folgendes nach solcher That gefenglich gehalten resigniret unnd ubergibt die Kron unnd Regierung irem Son Jacobo[4] den sie von dem Hochgedachten irem entleibten Herrn gezeugt / und itziger zeit regierender König in Schotland ist.
[2v] Es begab sich aber nicht lang darnach das sie loß brach / und vormittels ihres anhangs einen Kriegszug zuwegen bracht / in meinung ihren Sohn der Regierung widerumb zuentsetzen / Dieweil sie aber mit ihrem Hauffen in die flucht getrieben / und das Refugium oder zuflucht in Engellandt genommen / ward sie daselbst abermals von den Schotten angeklaget / der obgemelten begangenen That halben / Aber durch die Königinne von Engelland[5] dermassen beschützet / das dieselbe kein gerichtliche anklage wider sie gestatten noch annemen hat wollen / in betrachtung das sie im geblüte so nahe verwand / dieweil aber die Schottische Königinne bey zeit irer Regierung den Tittel des Königreichs Engellandt geusurpiret / und sich angemasset / hat die Königin von Engellandt sie auff freyen füssen nit stellen / oder gar loß geben können / damit sie ihre eigene Person etlicher massen vorsichern ir Landt und Leute und den stadt der Religion in und bey gutem friede erhalten / unnd den Schotten keine ursache einiges unwillens oder unfriedes geben / und hat also die vielgemelte Schottische Königin dar sie denn ihr in einer freyen Gefengnüß mit herrlichem stadt dienen unnd wol pflegn lassen / also / das sie nach irem willen und gefallen in der jagt sich ergetzen unnd verlüstigen hat mögen / Aber sie hat in solchen ihrem standt nicht lange friedlich sein können / sondern auff mittel unnd wege getrachtet / wie sie der Gefengnüß los werden unnd die Königin aus Engelandt umb das Leben bringen möchte / Darzu viel hohe Adels personen beredet und erwecket hat / fürnemlichen den Hertzog zu Nordtfock[6] nebenst andern Grafen unnd Herrn / welche auch endtlich das Leben haben darumb lassen müssen / und als sie in nechst verlauffenem Sommer gepracticiret / Wie sie die Königin aus Engelandt in ihrem Pallast möchte erwürgen unnd umbringen / und frembde Geste ins Königreich Engelandt bringen / dardurch sie der Gefengnüß gar entfreyet / und zu der Kron beyder Königreich Schotlandt un[d] Engelandt komen / und Bäpstliche Religion wiberumb daselbst anrichten möchte / in hoffnung / dardurch neben ihrem anhange das Himelreich zuvordienen / als [3r] hat die Königin von Engelandt auff solcher der von Schottlandt jüngster That unnd fürnemen weiter Information thun unnd halten lassen / auch in beywesen ihres Adels und Recht vorwaltern persönlich verhören und zur Purga stellen lassen / Unnd nach dem in obberürter That schuldig befunden / ist die gantze handlung vor das Parlament oder General Stende des Reichs geschoben worden / damit dieselbe auff mittel und wege trachten möchten / darmit ihr May. von Engelandt ires Lebens vorgewissert / und der wolstandt der Kron Engelandt / vornemlich aber der Religion / gestabiliret, aber doch der gefangener Königin am Leben verschonet werde / als einem Weibsbild ihrem Geblüte gar nahe verwand / darzu einer fürnemen hohen Fürstin ires eigenen Rechtens / welche vom Leben zum Tode zubringen / bishero ein unerhörtes Exempel sein würde / Worauff die Herrn des Parlaments oder General Stende des Reichs nach gehaltenem Rahte gütlich eingewandt / Nach dem aus der von Schottlandt vielfeltigen bis daher getriebenen anschlegen und practicken[7] / klar und am tage were / das derselben leben endtlich der May. von Engelandt gewisser Todt sein würd / unnd ein ewige Ruina und zerstörung des gemeinen Friedes der Kron Engelandt und der Christlichen Religion / das kein ander Remedium, weg oder mittel / dazu verhanden / Denn das mit der Execution wider die von Schottlandt weiter fortgefahren unnd procediret würde / Haben aber damit von der May. zu Engelandt fernern Raht selbst begeret / auch durch dieselbigen bey der Kron Franckreich und Schottlandt / rahtes pflegen lassen / Und sind von gemelten Potentaten fürneme gesandten hohes standes / darauff gegen Engelandt abgefertiget worden / ob der sachen in obgemelter gestalt / durch unterhandlung derselbigen Raht / zufinden were / darinn denn die Qualitet unnd gelegenheit ihres hohen standes / auch das erbarmen und mitleiden so die Herrn abgesanten mit der beschüldigten von Schottlandt betrübten zustand getragen / gerürte Herrn abgesandten nicht wenig mouiren unnd bewegen thete / unnd fürnemlich die raritas des Exempels / so fern mit [3v] der Execution solte volnfaren werden / Unnd ob wol dieselbigen Herrn abgesandten nach bestem irem fleis ein gute unterhandlung in dieser sachen getroffen / haben sie dennoch gleichwol nicht fürbringen können / dadurch die Mayt. von Engelandt / in obberürter gestalt / wegen irer Person und des Reichs und der Religion etlicher massen / vorgewissert werden möchte / als das die Mayt. von Engelandt was sie weiter darin thun / oder lassen solte / eine gute weil gar zweiffelhafftig gestanden / und doch bey ir selbst entschlossen / das sie der von Schottlandt ir leben fristen wolte.
Dieweil aber in kurtzer vorgehender zeit der Gefangenen von Schottlandt newe conspirationes wider die Mayt. von Engelandt Person widerumb entdecket und an tag kommen[8] / darin der Ambassador sampt der May. von Engelandt eigene Haußgenossen und gesinde sind beypflichtig befunden / unnd das darzu komen ist die schendtliche Vorreterey des von Stanli[9] und Jorchi mit der Stadt Deventer[10] / und die schantz vor zupffen[11] / und was sonst mehr daraus vorhanden gewesen / alles erreichen zu mercklicher newerung ins Königreich Engelandt / und zu endtlicher befreyung der Gefangenen von Schottlandt ein ausbündich schönes güldenes kestlein / mit edlen gesteinen und anderer zier / auffs herrlichste zubereitet / zu einer besondern ehrgabe vorehrt / welchs inwendig mit verborgenem künstlichem schoß unnd fewerwerck dermassen zugerichtet gewesen / das wenn mans auffschlösse / solch geschoß un[d] fewerwerck abgienge / der hoffnung die Königin solt solchs kestlein selber öffnen / und also durch das geschoß plötzlich hingerichtet werden / weil aber domals do es uberreicht worden / die Königin nicht müssig gewesen / und solchs ihrer Jungfrawen einer biß sie müssig würde / in die kammer bey seits zutragen befolen / die gute Jungfraw aber / in dem sie dem befel nachgelebt / sich nichts geferlichs vermutet / und den schlüssel zum Lädlein dabey gehabt / und solchs geöffnet / zu besehen / was darinnen sein möchte / ist das fewerwerck und schoß abgangen / und sie auff der stet erschossen / und irer Mayt. von Engelandt gewissen untergang / als hat die hochgedachte Mayt. von [4r] Engelandt eigentlich bey sich entschlossen / die ursach und das Motivum aller solcher hendel einmal abzuschaffen / unnd darauff bericht und befehl vorfertigen lassen / mit irer Mayt. eigenen hand unterschrieben / das man die Gefangene von Schotlandt hinrichten sol.
Nach solcher unterschreibung ist sie zweiffelhafftig und hat bey ihr selbst darauff deliberiret, aber die Gerichts verwalter / weil sie solchen befehl zu iren henden bekamen / sind sie gar schleunig mit der Execution fortgefaren / darob die May. von Engelandt fast betrübt und gros leid getragen / und darüber den Secretarien David Son[12] in das Schloß das Tour genandt / gefenglich hat einzihen lassen / und sind der Höfflingen nicht wenig dadurch in ungnad geraten / und damit ihre Mayt. ihr Leid und gefaste betrübnüs an den Tag gebe / hat sie schwartze trawer kleider angelegt.
Die Execution ist in folgender gestalt zugegangen / Nach dem der Königin von Engelandt unterschrieben befehlich durch den Secretarium Beale[13] an die Herrn Grafen von Schoosborij[14] und von Kendt[15] / welche damals in der gegent des Castels und Hauses Fodrigay lagen / gelanget und uberreichet worden / und den ubrigen vom Adel und von der Ritterschafft / und auch den Drosten / und Ampleuten des Reichs / welche zu der zeit auffgemeltem Hause Fodrigai bey dem Herrn / Sire Asurias[16] unnd Sire Drue Druijrij[17], denen die Gefangene Königin zubewarten der befehl gegeben / fürhanden waren / Communiciret unnd mit getheilet ist worden / Haben dieselbige also bald der Mayestet von Engelandt willen unnd befehlich der Gefangenen Königin von Schottlandt eröffnet unnd kund gethan / welche getrost darauff geantwortet / das sie darzu willig unnd bereit were / unnd lange darnach geharret hett / unnd fraget also bald darauff wennehr sie entschlossen unnd resoluiret weren / mit der Execution zu vorfaren / gaben zur antwort / Da es ihr gefellig / das es des nechstfolgenden Tages / Welcher ist [4v] gewesen der 18. Februarii Anno 1587. stilo novo, geschehen solle / ermaneten sie darüber zur gedult / und hielten ir für die hochregende not / welche die May. in Engelandt und die stende desselbigen Reichs zu solcher execution gedrungen / mit sonst andern mehr worten und umbstenden so hie langweilig und unnötig zu melden / und baten endlich Gott den Allmechtigen das er mit seiner gnade bey ir sein wolte.
Des folgenden tages wie oben gedacht / ist gewest der 18. Februarii stilo novo des morgens umb die glock 7. versamleten sich in viel gerürtem Schlos Frodrigarij, die vorgemelte Grafen und Herrn / die vom Adel und die Ritterschafft / und ward einem jeden von der Ritterschafft zwo personen und dem gemeinen Edelman jedem eine person mit sich ins Schloß zufüren / also vergunt das ungeferlich 80. oder 100. personen / ausserhalb des gemeinen hausgesindleins alda gegenwertig gewesen / sampt des Hauses wacht und Guardi / in dem grossen Saal war ein Schavot oder stellung auffgerichtet 2. fuß hoch und 12 fuß breit / und die lene oder das Schrenckwerck umb gemelte stellungen gemacht war auch 2. fuß hoch / unnd die stellung war durchaus mit schwartzen Tuch uberzogen und bekleidet / und stund darauff ein kasten mit etlichen küssen / wie man solches alles verfertiget / und die obengedachte Herrn alle beysamen waren / haben dieselben ungefehrlich zwischen 8. und 9. uhren der gefangenen Königin ankundigen lassen / das sie vermöge des gestrigen mit ir genommen abscheides allda vorhanden und erwarteten wenn sie dazu fertig und bereit sein wolte. Die abgefertigte aber funden der Königin kammer geschlossen / und grundel oder Rigel vorgelegt / und das sie alle ire Diener und gesinde beysammen hette. Wie nun die Herrn solches vernamen / haben sie nit lang darnach abermals zu ir geschickt / mit befehl / so ferne sie das Gemach noch würden verschlossen finden / das sie anklopffen sollen unnd ir die aufferlegung thun / es würden aber die Thüren offen gefunden / und ward ir der Herrn werbung durch einen iren Diener selbst angemeldet / Darauff sie antworten liesse / das sie noch etwas zuverrichten hette / haben derhalben die wolgemelten Herrn [… Fehlstelle …]ff einer halben [5r] stunden noch einmal zu ir gesand / und zur antwort bekomen / das sie in einer halben stunde bereit sein wolle / eine gute weile darnach / ist der Drost oder Castelan den sie Schriffe nennen / hinauff zu der Königin gangen / und fand dieselbige mit ihren staadtjungfrawen / Frawenzimmer und Dienern auff den knien im Gebet ligen / und nach dem sie zu den irigen gesagt / das ir stündlein nun vorhanden were / stund sie auff und sagte / das sie nunmehr zu sterben bereit / und ward also von zwo irer Haußdienerin aus irem Gemach in die fürkammer / so man presentzkammer nennet beleidet / alda sie ire ubrige Diener und gesinde trawrig un[d] weinent beysamen fand / welche sie zur furcht Gottes und gehorsamkeit mit vielen worten thete vermanen / und nam also erlaubnüs und das Valete von inen die Weibesbilder hertzete sie unnd küsset dieselbigen / den Mannespersonen reichete sie ire hende zu küssen / und bat sie semptlich / das sie sich uber irem Todt nit betrübeten / sondern viel mehr erfrewen sollen / und befahl das sie Gott den Herrn fleissig vor sie bitten wolten.
Darauff ward sie nach dem zugerichten Gemach gefüret / und giengen ir die vorgemelte Herrn alle entgegen / aus dem grossen Saal / unnd sprach der Graff von Schraßberrij[18] zu ihr / Mademde, Wir sind alhier kommen euch der Königlichen Mayt. unser gnedigsten Frawen commißion zu zeigen / Unnd ins Werck richten zulassen / was uns dieselbige hat aufferlegt / wie ihr denn gestriges tages von uns seid verstendiget worden / Welchen Befehl unnd sententz der Grafe von Bentz unter dem grossen Siegel von Engelandt dazumal in henden het / Worauff die Schottische Königin zur antwort gab / das sie viel lieber zu sterben denn lenger zuleben begerte / Und sahe sich darnach umb nach ihrem fürnembsten Diener Melum genandt / und sprach zu demselbigen. Mein lieber getrewer Melus / Ob ich wol erachte / das du einer von den Protestirenden bist / und ich ein Catholische / unnd gleichwol nur ein Christus ist / Und ich ein geborne und gesalbete Königin von dem blut König Heinrichs des 7. So befehl ich dir auffs höheste / wie du solches hernachmals für GOtt zu verantworten hast / das [5v] du die botschafft / welche ich dir aufferlegen werde / gar trewlich meinem lieben Son ubertragen / un[d] anmelden woltest / als nemlich / das ich in bitte / das er dem Allmechtigen Gott im Himel und der Catholischen Kirchen fleissig diene / und sein Land und Leute in gutem friede regieren wolle / und das er sich keiner frembden gewalt unterwerffe / wie ich gethan habe / ob ich wol willens gewesen / sein Königreich mit dieser Insel zuvereinigen / welchs sein Reich ich im itzo frey lasse / er wolle nun zusehen / das er es also lange behalte / und nit zu viel auff Weltliche vernunfft bawe oder sich verlasse / weil die Königreich mehr durch ein fest vertrawen zu Gott dem Herrn / denn solche ding erhalten werden / so wird in auch Gott segenen / das er auch wolle zusehen / darmit der Königin von Engelandt keine ursache gegeben werde einiges mißtrawens / und du Melum solt mein zeuge sein / das ich sterbe eine getrewe Schottische / getrewe Frantzösische und eine getrewe Catholische / wie das mein Profession jederzeit gewest / dazu sie mehr umbstende gebrauchte / worauff der Melum geantwortet / mein aller gnedigste un[d] von Gott geordente Princessin und Fürstin / Nach dem ich bisanhero E. May. getrewer Diener gewest / so wil ich nechst Gottes hülff E. May. jtzige wort und befehlich trewlich verrichten / unnd meinem gnedigsten Herrn dem König E. Mayt. Son untertheniglich vermelden.
Darnach wante sie sich zu den Engelischen Herrn / und begerte / das dieselbigen ir vergünnen wolten / das ihr Priester möchte zu ir auff den Schravot oder stellung gelassen werden / Aber solches ist ihr abgeschlagen worden / darauff versucht sie das ihre Diener semptlich möchten zu ihr gelassen werden / Damit in künfftiger zeit dieselbigen bey dem König in Franckreich[19] unnd anderswo ihr zeugen sein könten / Das sie gut Catholisch gestorben were / Darauff die Herrn geantwortet / das ihre Mayt. von Engelandt anderen bescheid gegeben hette / damit sie in ihrem Gemüte nicht wider turbiret unnd in ungedult kommen möchte / unnd ward solches der von Schottlandt anmuten / nicht ohn argwon unnd suspicion von den Engelischen Herrn auffgenommen / Endlich worden ir 5. [6r] irer Diener zugelassen / sampt 2. irer statjungfrawen / nach dem sie sich thete beklagen / das sie sonst wegen frewlicher Ehren ubel gedienet / und derhalben mehr von den irigen umb sich zuhaben begerte / sie wolte dieselbigen vermanen / das sie kein geschrey oder weinen machen oder ir woran hinderlich sein sollen / sie begerte ferner auch das ire Diener und gesinde / mit freyem sicheren geleite nach Schotlandt unverhindert zihen / und das dieselbigen ire habe und güter / und was sie sonst inen gegeben mit sich nemen möchten / Welches ihr von den Engelischen Herrn also versprochen unnd zugesagt ist worden / zu welchen sie folgent zweymal gesagt / ihr Herrn ich beschwere euch / das ir solcher ewer zusage die folge thun wollet.
Darnach ward sie zwischen zweyen Dienern der Gubernatorn des Schlosses auff das Schravot gefüret / und weil sie ubel stehen konte / setzte sie sich nider auff den verordenten Stuel unnd die beyde Engelische Grafen setzten sich auch auff das Schravot nider / und also bald las der Secretari Beale mit klarer lauter stimm den Befehlich und Sententz der Execution. Ihre kleidung war / darinnen sie sich anfenglich vor die stade des Reichs hatte sehen lassen / von schwartzem gar köstlichem Sammet / In einer hand hat sie ein klein höltzern oder von beinen gemachtes Crucifix / Daran ein Bildnüß Christi gehefftet / und in der andern Hand hat sie ein Buch / An irem Hals trug sie ein güldenes Creutz / und an der seiten ein Pater noster an einem gürtel hangen / Es stund bey ihr ein Doctor Theologiae der ein Dechant war von Peter Borings[20] / demselbigen war von den Herrn aufferlegt / Das er der Königin aus Göttlicher Schrifft allerley Trostsprüche fürhalten solte / damit sie mit bußfertigem hertzen / Gott dem HErrn ihre Seele auff opffern und befehlen möchte / welchem Doctor sie also balde in die rede fiel und bad mit lauter Stimme / das er schweigen solte / weil sie sonst gnugsam zu sterben bereit sey / Worauff ermelter Doctor antwortet / Das er nicht mehr sagen wolte / denn ihm von seiner Obrigkeit were aufferleget worden / unnd was sonsten die Warheit an ihr selber were / und dergleichen / Sie aber schrie abermals [6v] gar uber laut / Meister Dechant wollet schweigen / ich wil ewer nicht hören / ir habt auch nicht mit mir zuschaffen / ihr perturbiret mich nur / Darauff ward im ein stilschweigen von den Herrn aufferlegt / Damit sie in ihrem Gemüte nicht weiter irre gemacht würde / unnd sprach der Graff von Kend / zu ihr: Madame, ich betrüb mich ewrenthalben / das ich diese superstitiosa unnd Abergleubische ding an ewren henden und umb euch sehe / Darauff sie antwortet: Es gezimet mir die Figur und Bildnüß Christi bey mir zu haben / seiner dabey zugedencken / Der Grafe sprach / es were besser / das sie den HErrn Christum in irem hertzen trüg / unnd die angebotene Gnade des Allerhöchsten nit ausschlüge / und wiewol sie sich weigerte solche des Grafen rede anzunemen / sagte derselbige endlich / das er gleichwol GOtt für sie bitten wolle / das er sich irer erbarmen und ir ire Sünde vergeben / unnd zu sich in sein Reich nemen wolte / worauff sie zu antwort gab / So bittet denn / ich will auch bitten / unnd also bald der mehrgemelte Dechant auff seine knie gefallen an der treppe der stellung unnd hat uberlaut mit verstendigen worten ein gar inniges und fewriges Gebet zu Gott dem HErrn gethan / zu solchem anblick dienstlich / auch zu der Königlichen May. zu Engelandt und des Reichs friede und wolstand folgendes reichende. Welches Gebet dem Dechant von allen umbstehenden ward nachgesprochen / in mitler zeit that die von Schottlandt auff Lateinisch ihr Gebet gar laut / also / das sie uber alle andere gehört ward / unnd behielt stets das vorgemelte Crucifix in iren henden / und nun solches Gebet aller seits gethan unnd geendiget war / fiel der Nachrichter für sie auff die knie und sie vorgab im iren todt und auch all[e]n den jenigen / so ehrmals nach irem Blute gestanden und getrachtet ebener massen / wie sie von GOtt dem Allmechtigen vorzeihung irer Sünde aus ihres hertzen grunde begerete / und fiel nach solchen Worten auff die knie unnd that abermal so ein emsiges Gebet zu GOtt / umb vorzeihung semptlicher begangenen Sünden / mit dem eingang / das sie ein fest vertrawen hat / durch den Todt und das tewre Blutvergiessen unsers [7r] HErrn Jesu Christi ewiglich selig zu werden / welches Figur und bildnis sie in iren henden hatte / wolte auch darauff williglich ir blut stürtzen und bat also weiter für den glückseligen zustand der Kön: May. zu Engelandt / das dieselbe lang glückselig und in gutem friede regieren möchte / und Gott dem HErrn fleissig dienen / auch für die wolfart der gantzen Insul / für die Graffligirte Kirche Christi und end der elenden / Item für iren Son den König / das derselbe glücklich regieren und zu der Catholischen Religion bekeret werden möchte / endlich rief sie alle H. im Himel an / das sie dieselbigen stunde Gott für sie wolten bitten / auch das er seine straffe und plage gnediglich von der Insel wolte abwenden / wolte ir ire Sünde vorzeihen und endlich ire Seele zu seinen Himlischen henden nemen.
Nach solchem Gebet stund sie auff und bereitete sich zum sterben / legte ire staffierung zum teil von sich und lies ir uberkleid oder Tabbert durch die beyden Jungfrawen vom Adel ausziehen / und wie nun zwey Nachrichter dazu helffen wolten / sprach sie / das sie nit gewonet were sich für so viel leuten zuentkleiden / das uberkleid nam sie mitten umb sich / das uberleiblichen ires unterkleides war fast niedrig nach dem halse zu / angeschnitten / und auff dem rücken zugerien / Sie that sich in aller eyl darzu schicken / unnd wie sie nun das alles verrichtet / küsse sie ire beyde Stadjungfrawen und sagte inen das letzte Adieu. worauff die eine von denselbigen anhub bitterlich zu weinen mit grossem laut / also / das die Königin zu ir sprach / schweig weine nit / hab ich nit für euch anloben müssen / das ir nicht weinen / kein geschrey machen solt / derenthalben seid getrost / unnd gab inen / alsbald mit irer hand den segen / und befal / das sie von der stellung abtretten solten / unnd wie sie nun als bald zu sterben bereit war / wante sie sich zu iren Dienern die nicht fern von dannen auff ihren knien lagen / und segnet dieselben auch / macht ein Creutz mit irer hand / und ruffte dieselbigen alle zu zeugen / das sie gut Catolisch stürbe / und befal denselbigen für ire Sünde zu bitten / Fiel alsbald auff ire knie nieder gar plötzlich / getrost und wolgemut ohn einigermassen ihre farbe zuvorsetzen / oder einig zeichen eines verzagten [7v] hertzens oder schrecken des todes von ir zu geben / ir Stadjungfraw band ir ein klein leinen tuch vor die Augen / und wie sie also in den knien lag / sprach sie uberlaut aus dem 70 Psalm In te Domine speravi & non confundar in aeternum, in iustitia tua libera me, unnd nach solchem Gebet streckete sie ihren Leichnam nieder / unnd hielte ihren hals uber einen dazu verordentem Block / und rieff zu GOtt dem HErrn In manus tuas Domine commendo Spiritum meum.
Einer von den zweien Nachrichtern hielte ir die beiden hende / darauff schlug der ander mit einem beil zu / mit beyden henden / und hieb ir im andern schlag das Heupt abe / damit endigte sie ir leben.
Der nachrichter nam das Heupt auff und zeigete es den umbstehenden / dieselbigen rieffen alle zugleich. Gott wolle unsere Königin bewaren / und also müssen umbkommen alle ire Feinde / und die so Gottes Wort und ire Mayt. verfolgen / Amen.
In dem aber der Nachrichter das Haupt auffnam / fiel der schmuck herab / also / das man sehen konte / das sie allbereit fast graw gewest / und das sie ire Haar kurtz hat abschneiden lassen / ire kleider sind dem Nachrichter nit zu teile worden / man hat im aber den wert dafür zugesagt / und alles was sonsten mit ihrem Blute besprenget gewesen / so wol an die Nachrichter wie sonst / ward bald abgenomen und gewaschen / und die bretter der stellung / das blutige beil / das schwartz gewand / und was sonst blutig gefunden / ward alles abgenomen unnd pede stante oder stracks ins fewer geworffen / auff das keine Superstition und Aberglaube damit getrieben werde.
Der todte Leichnam ward oben auff ein Gemach getragen / gepalsamet und in einen Sarck geleget / erwarten der Begrebnüs / an welchem orte aber derselbige sol begraben werden / ist noch zur zeit dem gemeinen Man gantz unbekandt / Der verstorbenen Gesinde und Dienern ist befehl gethan / Das sie noch nicht verrücken sollen von dannen / Sondern in irem gewönlichen stande verharren / welches man erachtet / das also lang sol weren / biß das die verstorbene Königin ehrlich begraben sey.
Sie ist ungefehrlich ires alters von 44. Jaren gewest / und [8r] die schöneste Fürstin so zu irer zeit gelebt hat / Ist in der ersten Ehe Francisco dem andern Könige in Franckreich[21] vorehelet gewest / Nach des tödlichen abgang / hat sie sich zum andern mal mit Heinrichen Stuardes des Grafen von Lenochen[22] Son / welcher ein schöner junger Herr gewest / vermehlet / von welchem sie den jtzigen jungen König in Schottlandt gezeuget hat / unnd nach dem sie ihren andern Eheman jemmerlich hat umbringen lassen / hat sie sich zum dritten mal mit dem Bodewel dem Grafen / inn den Ehestand begeben / welcher folgendes wie er aus Schotlandt gewichen / und in Dennemarcken ankommen / daselbst gefenglich angenommen / und ist endlich in unsinnigkeit daselbst gestorben.
Die gantze zeit aber da diese Execution gehalten / waren die pforten des Castels verschlossen / unnd ward niemand eingelassen / biß zu der zeit das Mr. Horrij Talbet Suhn von dem Grafen von Schioßberrij nach der Königlichen Mayt. von Engelandt Hofflager abgefertiget war / des folgenden tages ist die zeitung gen Lunden ankomen / und haben darauff die bürger in allen gassen freuden fewer angerichtet / und von grosser freude die glocken leuten lassen / dieweil sie nunmehr aus der grossen gefar darinnen sie bey leben der gefangenen Königin gesteckt / einmal erlöset / Die Königliche May. aber wegerte sich dagegen gar trawrig / weil ir Raht und gerichtsverwalter wider ir zuversicht so gar schleunig mit der Execution geeilet.
Biß Dato den 17. Martii Anno 1587. ist es hier in Engela[n]d gar still gewest / unnd sind guter hoffnung / das er ferner auch also continuiren und verfolgen wird / und das mit dieser Execution irer May. feinden eine furcht sol eingesagt sein / und das es andern Fürsten zum beyspiel und gutem Exempel dienen werde / damit sie von Gott und der Gerechtigkeit nicht abweichen / und nit gedencken / das sie unstraffbar in dieser Welt in gleichen fellen sein.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Fotheringhay Castle – Schloss in Northamptonshire
- ↑ Henry Stewart, Lord Darnley
- ↑ James Hepburn, 4. Earl of Bothwell
- ↑ Jakob I. (England)
- ↑ Elisabeth I.
- ↑ Thomas Howard, Duke of Norfolk
- ↑ Vorlage: pracitcken
- ↑ Babington-Verschwörung
- ↑ William Stanley (1548–1630) (engl.)
- ↑ Deventer wurde im Januar 1587 von Stanley an die verfeindeten Spanier übergeben.
- ↑ Schlacht von Zuthpen am 22. September 1586 (engl.)
- ↑ William Davison, (1541–1608), Secretary of State (engl.)
- ↑ Robert Beale (1541–1601) (engl.)
- ↑ George Talbot, Earl of Shrewsbury (1528–1590) (engl.)
- ↑ Henry Grey, Earl of Kent (1541–1614) (engl.)
- ↑ Amias Paulet (1532–1588) (engl.)
- ↑ Dru Drury (um 1531–1617) (engl.)
- ↑ George Talbot, Earl of Shrewsbury (ca. 1528–1590)
- ↑ Heinrich III.
- ↑ Richard Fletcher (ca. 1545–1596), Vater des Dramatikers John Fletcher, war Dekan der Kathedrale von Peterborough.
- ↑ Franz II. (1544–1560)
- ↑ Henry Stuarts Vater war Matthew Stewart, Earl of Lennox.