Germanias Standbild
auf dem Niederwald 1873.
Drei Jahre sind’s – da stand der Dom vollendet,
Der Dom zu Köln, nun herrlich ausgebaut;
Ein Siegesmal, dem deutschen Volk gespendet,
Das endlich einig seiner Kraft vertraut.
Der Väter Erbe heilger Kunst zu wahren.
Und wie ich einst in meiner Jugend Tagen
Schon sehnsuchtsvoll zum grünen Rheine zog
Und um mich Viele wollten schon verzagen,
Und falsch gesprochen von des Doms Erneuen –
Nun gilt es der Erfüllung sich zu freuen!
Jetzt ward ein andres Standbild aufgerichtet:
„Germania“ thront auf dem Niederwald.
Ward Wirklichkeit in herrlicher Gestalt,
Wallfahrend wie zu einem Heiligtume
Naht alles Volk und weiht sich ihrem Ruhme.
Das edle Frauenhaupt im Eichenkranze,
Erhoben hoch zu ihres Volkes Wacht –
Germania – einst nur ein Traum der Thoren –
Jetzt zu der Schirmerin des Reichs erkoren.
Zu ihrer Ehr und donnern Schuß um Schuß –
Im stillen Mondschein ließ ein selig Ahnen
Mich leis vernehmen einen andern Gruß:
Ward eine deutsche Frau so hoch erhoben,
So ziemt’s uns Allen nach dem Ziel zu ringen,
Das hier erscheint in herrlicher Gestalt.
Was deutsche Frauen streben, muß gelingen,
Germania wird selbst uns Hort und Halt.
Wenn wir zu ihrer Ehr uns selbst befreien.
Strömt jetzt am Rheine alles Volk zusammen
Und feiert man bei ihr ein Siegesfest,
Und lodern hoch der Freudenfeuer Flammen
So dürfen wir auch ihrer Huld vertrauen,
Die höchste Frau verläßt auch nicht die Frauen.
Im Dienst des Reiches, das man ihr geweiht;
Das neue Werk der freien bessern Zeit,
Vertrauend knieen sie zu ihren Füßen,
Als höchste Schützern sie zu begrüßen.