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MKL1888:Armbrust

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Armbrust“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Armbrust“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 830831
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Armbrust. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 830–831. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Armbrust (Version vom 25.10.2024)

[830] Armbrust (Armborst, Armst, Arbrost, v. lat. Arbalista, Arcubalista, franz. Arbalète), aus dem Pfeilbogen hervorgegangene Schußwaffe des Mittelalters; wahrscheinlich aber war auch die Gastraphete (Bauchspanner) der Griechen eine A. Sie bestand aus einem Schaft von Holz (meist Eibe) mit einem Bogen aus Stahl oder Fischbein, dessen Enden durch die aus Tiersehnen oder Hanffäden gedrehte Sehne verbunden waren. In dem Schaft war eine um eine wagerechte Welle drehbare Nuß gelagert, hinter welche die zurückgezogene Sehne gelegt und durch eine Abzugsstange in ihrer Lage gehalten wurde. Durch einen Druck auf dieselbe hob sie in der Nuß aus, die Sehne schnellte nach vorn und schlug hierbei auf das in der

a Spannhebel; b Visierklappe; c Spannkasten mit Haken, der beim Herunterklappen des Spannhebels nach rückwärts gezogen wird; d Hebelverschluß mit Feder; e Gabel, zwischen deren Zacken eine kleine Kugel, auf einem Draht verschiebbar, als Korn beim Zielen dient. Schaft aus Eisen.
Balester oder Schnäpper aus dem 16. Jahrh. mit Stahlbogen und Doppelsehne (Germanisches Museum in Nürnberg).

Rinne des Schafts liegende Geschoß (Bolzen, Pfeil oder Kugel) und schoß es ab. Wie bei den Handfeuerwaffen, hatte man auch bei der A. verschiedene Kaliber und Konstruktionen. Die Schußweite war abhängig von der Federkraft des Bogens; mit ihr mußte naturgemäß auch die Festigkeit des Schafts gesteigert werden. Zum Spannen bediente man sich besonderer Vorrichtungen, des Spanners, die Reiter vorzugsweise des Geißfußes (Geißfußarmbrust), der hebelartig wirkte, bei größerer Stärke des Bogens der Handwinde, bei den größern Armbrüsten (von 7–9 m Länge), die zum Gebrauch auf Türmen, Wagen oder Karren lagen (Turm-, Wagenarmbrust, Karroballisten), des Flaschenzugs. Die A. der Fußschützen trug vorn einen Bügel zum Hineinsetzen des Fußes beim Spannen. In Frankreich kannte man die A. schon im 9. Jahrh., in Deutschland wurde sie erst im 12. Jahrh. gebräuchlich und war hier im 15. Jahrh. bereits zu den mannigfachsten Konstruktionen entwickelt und von so bedeutender Wirkung, daß ihr Gebrauch gegen Christen schon vom zweiten lateranischen Konzil 1139 verboten wurde, welches Verbot Innocenz III. 1215 vergeblich erneuerte. Im 15. Jahrh. war eine A. gebräuchlich, die mittels eines Zahnrads gespannt wurde. Auch die Vorrichtung zum Abdrücken ist vielfach verbessert, sogar mit Stecher versehen worden. [831] Der Schnäpper oder Balester (s. Abbildung) mit kurzem Stahlbogen hatte eine Vorrichtung, die Sehne oder den Spannhebel beim Spannen in den Einschnitt einschnappen zu lassen. Zuweilen besaß die A. eine bedeckte Rinne oder einen cylindrischen eisernen Lauf mit Sehnenschlitz, und aus diesem Kugelschnäpper wurden Kugeln aus gebranntem Thon, Marmor oder Blei mit solcher Kraft geschossen, daß sie noch auf 250 Schritt einen Panzer durchdrangen. Hieraus erklärt sich auch, weshalb die A. noch lange neben dem Feuergewehr als Schußwaffe bevorzugt wurde. Erst gegen Mitte des 16. Jahrh. verschwand sie aus den Heeren, hat sich aber bei Schützenfesten noch lange, in der Schweiz bis heute erhalten.