MKL1888:Hauy

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hauy“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 236237
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Hauy. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 236–237. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hauy (Version vom 11.04.2021)

[236] Hauy (spr. a-üī), 1) René Just, Mineralog, geb. 28. Febr. 1743 zu St.-Just in der Picardie, studierte im Collège de Navarre in Paris und ward sodann Lehrer an dieser Anstalt, hierauf im Collège des Kardinals Lemoine. Daneben trieb er physikalische Studien und wurde von Daubenton in die Mineralogie eingeführt. Sein epochemachendes System der Kristallographie [237] erwarb ihm 1783 die Aufnahme in die Akademie. Im J. 1793 wurde er zum Mitglied der Commission des poids et des mesures, dann zum Professor an der Normalschule, 1794 zum Konservator des Cabinet des mines und von Napoleon 1802 zum Professor der Mineralogie am Museum der Naturgeschichte und bald darauf zum Lehrer an der Akademie ernannt. Er starb 3. Juli 1822. H. schrieb: „Essai sur la théorie et la structure des cristaux“ (Par. 1784; deutsch von Hessel, Frankf. 1810); „Exposition raisonnée de la théorie de l’électricité et du magnétisme“ (Par. 1787; deutsch von Murhardt, Altenb. 1801); „Traité de minéralogie“ (Par. 1801, 2 Bde. mit Kupfern; neue Aufl., das. 1822; deutsch von Karsten und Weiß, Leipz. 1804–10, 4 Bde.), Hauys Hauptwerk; „Traité élémentaire de physique“ (Par. 1803, 2 Bde.; neue Aufl. 1821, 2 Bde.; deutsch von Blumhof, Weim. 1804, 2 Bde.); „Traité des caractéres physiques des pierres précieuses“ (Par. 1817; deutsch von Leonhard, Leipz. 1818); „Traité de cristallographie“ (Par. 1822, 2 Bde. mit Atlas). Außerdem bearbeitete er die Naturgeschichte der Fische für die „Encyclopédie méthodique“.

2) Valentin, Begründer der ersten Erziehungs- u. Unterrichtsanstalt für Blinde, Bruder des vorigen, geb. 13. Nov. 1746 zu St.-Just, war Lehrer in Paris, als er, ergriffen durch den Anblick einer Kapelle von Blinden, den Plan faßte, für blinde Kinder ähnlich zu sorgen, wie es schon der Abbé de l’Epée für die taubstummen gethan hatte. Mit Beirat einer Blinden, Fräulein Paradies aus Wien, errichtete er 1784 in Paris zu diesem Zweck eine Anstalt, die 1791 vom Staat übernommen ward. 1806 ging H. über Berlin nach St. Petersburg, wo er bis 1817 blieb. Dann nahm er sein Werk in Paris wieder auf u. starb dort 1822, nachdem bereits sein menschenfreundliches Vorgehen bei fast allen gebildeten Völkern Nachfolge gefunden hatte. Er schrieb: „Essai sur l’éducation des aveugles“ (Par. 1786). Vgl. Klein, Geschichte des Blindenunterrichts (Wien 1837); Skrebitzky, V. H. à St-Pétersbourg (Par. 1884).