Pomologische Monatshefte:1. Band:1. Heft:Die Werkzeuge des Baumwärters
Band 1, Heft 1, Seite 25–35, unter: Praktischer Obstbau | |
Eduard Lucas | |
Baumwart | |
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Alle erfahrenen Förderer des Obstbaus stimmen darin überein, daß die Aufstellung eigener Baumwärter als das wirksamste Mittel zur Hebung der Obstkultur im Großen zu betrachten sei, und wer zu dieser Ueberzeugung noch nicht gelangt wäre, der könnte durch den Zustand des Obstbaus vieler Ortschaften in Württemberg, welche hier in Hohenheim gebildete Baumwärter aufgestellt haben, diese Wahrheit [26] leicht bestätigt finden. Wir verstehen unter solchen Baumwärtern nicht sowohl gelernte Gärtner, als vielmehr junge Männer, die dem Stand der Landleute angehören, sich aber durch Geschick, Fleiß, Sinn für die Natur, und Vorliebe für eine intelligentere Kultur auszeichnen. Es läßt sich durch diese, mit den örtlichen Verhältnissen ihrer Gegend und den Bewohnern derselben genau bekannten Männer, wenn sie durch einen faßlichen Unterricht mit der Natur des Obstbaumes, den Bedingungen zur Erhaltung seiner Lebensthätigkeit und Fruchtbarkeit bekannt gemacht sind, wenn sie ferner die Regeln und Verfahrungsarten die bei der Baumpflege zu beachten sind, sowie diejenigen, nach denen junge Obstbäume kräftig und gesund erzogen werden können, gehörig praktisch erlernt, und sich durch eigene Anschauung wiederholt von dem Vortheil dieser Methoden überzeugt haben, weit mehr und erfolgreicher auf die Hebung und Förderung des Obstbaues auf dem Lande einwirken, als durch Verordnungen, Empfehlungen oder auf irgend eine andere Weise.
Es sollten daher jene Behörden, die die Kultur des Landes zu überwachen berufen sind, für alle Orte, auf deren Markung mit Nutzen Obstbau getrieben werden kann, Baumwärter heranzuziehen suchen, und es ist in der That nicht zu viel verlangt, wenn man fordert, daß in jedem Land oder jeder größern Provinz von einem dazu befähigten Pomologen und praktischen Baumzüchter, der zur Heranbildung von Baumwärtern nöthige theoretisch praktische Unterricht ertheilt werde. Ich werde später noch ausführlicher auf die Art, wie ich einen solchen Unterricht seit 10 Jahren hier in jedem Frühjahr ertheile, zurückzukommen Gelegenheit finden, und die dabei gemachten Erfahrungen in diesen Blättern mittheilen.
Für jetzt habe ich mir zunächst die Aufgabe gestellt, diejenigen Werkzeuge, welche der Baumwärter zur Ausführung der von ihm zu fordernden Arbeiten gebraucht, hier zusammen zu stellen. Ich darf wohl nicht erst versichern, daß ich nur die als vorzüglich praktisch, in einem ausgedehnten Betrieb des Obstbaus erprobten Werkzeuge anführen werde, und diejenigen, welche zu nur ganz selten vorkommenden Arbeiten dienen oder sich durch andere ersetzen lassen, nicht oder nur ganz kurz erwähne. Ein wirklich geschickter Baumgärtner leistet mit einigen wenigen Geräthen und Werkzeugen mehr, als andere mit einem ganzen Sortiment derselben, aber mit schlechten, unpraktischen und mangelhaften Geräthen wird auch der gewandteste Arbeiter nicht viel Gutes in Stand bringen können.
Ein gutes Gartenmesser (Hippe) muß eine nicht zu lange aber sanft und gleichmäßig gebogene und gehörig starke Klinge haben; hakenförmig gekrümmte sog. Hapmesser geben keinen reinen und gleichmäßigen Schnitt, da die Kraft mit der der Schnitt geführt wird, sich an dem Haken ändern muß und nicht mehr gleichmäßig ziehend, sondern mehr drückend wirkt. Jeder Praktiker weiß aber, daß ein gezogener gleichmäßiger Schnitt nur allein tauglich ist, und daß man bei einem solchen auch das Messer viel mehr in seiner Gewalt behält und Verwundungen an anderen, in der Nähe befindlichen Zweigen u. s. w. fast nie vorkommen. Bei Anwendung stark gekrümmter Klingen ist gewöhnlich auch nur die eine Hälfte derselben in Wirkung, denn entweder schneidet man mit dem Theil bis [27] zur Krümmung oder der Schnitt wird erst bei derselben begonnen.
Das Heft darf nicht zu groß, aber auch ja nicht zu klein seyn, und soll mindestens 3″ Länge haben, um die Hand recht auszufüllen. Ein gutes Gartenmesser kostet gewöhnlich 1 fl. oder ½ Rthlr. Messer mit mehreren Klingen taugen für den Baumwärter nicht, da bei längerem fortgesetztem Gebrauch, die hervorragende Kante der geschlossenen Klinge in der Hand weh thut und oft Blasen veranlaßt.
Hier ist ein solches gewöhnliches gutes Gartenmesser abgebildet. Die nächste Figur zeigt ein solches dessen Griff sich in eine stumpfe Spitze verlängert, die zu verschiedenen Gärtnerarbeiten z. B. zum Pikiren kleiner Sämlinge dient, so wie auch beim Verpflanzen von Topfgewächsen gebraucht werden kann, und welches sehr bequem in der Hand liegt; ich bediene mich fast nur des letzteren in neuerer Zeit; der Preis ist der gleiche.
Das gewöhnlich beim Veredeln gebrauchte Werkzeug ist das Oculirmesser, und fast überall findet man noch die Klinge desselben vorn breiter werdend und stumpf abgerundet. Schon Lämmerhirt sagt, daß eine zu stark abgerundete Spitze der Klinge hinderlich und störend im Gebrauche sey, denn man könne die Einschnitte in die Rinde beim Oculiren nicht so machen, daß man die Klinge an der betreffenden Stelle eindrücke, sondern man müsse dann mehrere Male absetzen, um das Auge vollkommen zu erhalten. Auch Metzger sagt S. 191 seines Gartenbuchs: „Das Oculirmesser ist am besten, wenn der schneidende Theil der Klinge gerade ist und in eine Spitze ausgeht.“ Da ein solches Messer nun aber nicht bloß zum Oculiren, sondern besonders auch zum Copuliren, Schäften, Pfropfen dient, so ist der Name Veredlungsmesser der geeignetere.
Das hier abgebildete Veredlungsmesser wurde zum Theil nach unseren Angaben in der Fabrik der Gebrüder Dittmar in Heilbronn, die überaus vorzügliche Gartenwerkzeuge liefert, gefertigt und als „Hohenheimer Veredlungsmesser“ in den Handel gebracht. Die geradlinige Schneide desselben ist 1¾ Zoll lang und die ganze Klinge ein wenig nach vorn gerichtet. Um den möglich feinsten Schnitt zu erhalten, wird die Klinge auf beiden Seitenflächen, ähnlich wie ein Rasirmesser, etwas hohl geschliffen und ein 3½ Zoll langer, nicht zu dünner Griff gibt ihm eine sichere Lage in der Hand. Es kostet dasselbe bei Dittmar in Heilbronn 40–48 kr. oder 11–13 Sgr.
Dieses auch „Spaltpfropfmesser“ genannte Werkzeug dient zum Aufspalten stärkerer Aeste oder Stämme, indem hierzu ein gutes Gartenmesser nur mit Nachtheil für dasselbe zu verwenden wäre. Dasselbe besteht aus zwei Theilen, aus dem Messer, welches durch Aufschlagen oder Drücken mit dem Ballen der Hand, den Stamm, der gepropft [28] werden soll, in der Mitte aufspaltet und dem Keil, der sich an der Spitze befindet, welcher dazu dient den Spalt offen zu halten und nach Bedürfniß der Edelreiser weiter oder enger zu machen, wenn dieselben eingefügt werden sollen. Ein solches kostet 48 kr. – 1 fl. Als Ersatz kann wohl auch ein altes starkes Gartenmesser und ein kleines Stemmeisen dienen, doch ist es besser, sich dieses nicht kostspielige und sehr zweckmäßige Werkzeug anzuschaffen; obige Figur zeigt dasselbe in vierfach verjüngter Größe.
Um nach dem Veredeln die Edelstelle wo dieses nöthig ist (wie bei allen Reiserveredlungen) und nicht durch die Bänder bereits vollständig geschehen, vor der Luft und Feuchtigkeit zu schützen, muß flüssiges Baumwachs auf die Wunde oder über die Bänder, welche das Reis und die Unterlage fest zusammenhalten, gebracht werden. Bis jetzt haben wir noch keine Art Baumwachs, welche im kalten Zustand flüssig wäre und durch Verdunstung des auflösenden Bestandtheils auf der Wunde fest würde. Collodium, welches dazu schon durch Donauer 1849 und jüngst nach der Gartenflora wieder von Lindley empfohlen wurde und welches diese Eigenschaft besitzt, ist einestheils etwas zu theuer, anderntheils haben mir die damit vor einigen Jahren gemachten Versuche nicht glücken wollen. Pfropflehm u. dgl. ist in den wenigsten Baumschulen mehr in Gebrauch und die Art des Aufstreichens desselben, sowie die Befestigung, auch viel zu umständlich, so daß vor der Hand ein Geräthe in welchem das Baumwachs mäßig warm und flüssig erhalten wird, durchaus nöthig ist.
Diesen Vortheil gewährt nun eine solche Pfropfpfanne, von der Fig. A die Totalansicht, B den Durchschnitt angibt;
sie besteht aus einem Geschirr von dünnem Eisenblech welches mit einem Henkel und Handgriff versehen ist und in welches das Lämpchen gestellt und die das Baumwachs enthaltende Pfanne eingehängt wird. Der Durchmesser und die Höhe desselben beträgt gewöhnlich 4 Zoll. Die Flamme des Lämpchens wird mit Oel gespeist und darf nie zu groß sein, damit das Harz nicht zu heiß werde oder gar überlaufe. Der sich unter dem Boden der Pfanne ansetzende Ruß muß öfters abgeputzt werden. Ein an dem Henkel befestigten Haken dient dazu, die Pfropfpfanne, wenn sie zum Verstreichen von Pfropfwunden auf Bäumen gebraucht wird, beliebig aufhängen zu können. Zum Aufstreichen des flüssigen Baumwachses dient ein gewöhnlicher etwas steifer Borstenpinsel. Es kostet eine solche Pfropfpfanne gewöhnlich 36 kr. oder 10 Sgr. und kann leicht von jedem Blecharbeiter angefertigt werden.
Je mehr und andauernder ein Werkzeug gebraucht wird, um so wichtiger ist es, ihm eine möglichst bequeme, praktische Einrichtung zu geben. Daß unsere gewöhnliche Baumsäge ein durchaus unbequem eingerichtetes Werkzeug ist, geht schon aus der dem Sägeblatt gleichlaufenden Richtung des Griffs hervor, wodurch die Hand- und Armmuskeln in eine sehr bald ermüdende, unnatürliche und gezwungene Lage gebracht [29] werden, so daß man nicht selten den Griff verläßt und die Säge an der hintern Seite des Bogens faßt. Hieraus geht schon hervor, daß eine andere Einrichtung des Griffs nicht nur sehr erwünscht, sondern in der That nothwendig ist.
Es gibt nun zwar schon mehrere Arten von Sägen, die diesen Vortheil bieten; allein es ist der Griff hier von der Säge getrennt und durch ein eisernes Zwischenglied mit dem Bogen verbunden. Hierdurch wird die Säge unnöthig vertheuert, und verliert an Dauerhaftigkeit.
Unserm Bedürfniß ist nun vollständig abgeholfen durch die von mir construirte und „Hohenheimer Bogensäge“ genannte Baumsäge. Ich habe dieselbe in der einfachsten Einrichtung schon vor 2 Jahren im Hohenheimer Wochenblatt und in meiner Schrift „die Gemeindebaumschule“ abgebildet, beide Zeichnungen geben aber nur die ohne Schrauben und mit feststehenden Sägeblatt eingerichtete Säge. Vielfachen Wünschen zufolge wurde die Einrichtung zum Stellen und Verändern der Lage des Sägeblattes, wie sie bei den bessern gewöhnlichen Baumsägen auch sich befindet, hier ebenfalls angebracht, wie dieses die beistehende Figur darstellt.
Die ganze Säge mißt in der Länge 1½ Fuß; vom Sägeblatt bis zum Bogen hat sie eine Weite von ½′; das Sägeblatt ist 1 Fuß lang und ½ Zoll breit.
Nach Belieben können diese Dimensionen der Säge etwas vergrößert oder auch vermindert werden, was natürlich die Anwendbarkeit bei stärkern Aesten vermehrt oder vermindert und aber auch ihre Handhabung erleichtert. Doch sollte der Bogen nie zu leicht gefertigt werden. Der Griff besteht aus dem hintern Theil des Bogens und ist am besten mit Leder gepolstert; eine solche seit 3 Jahren hier vielfach gebrauchte Säge hat sich vortrefflich gehalten; er wird auch aus, an den Bogen zu beiden Seiten befestigten, Hölzern gebildet. Es wird nicht nöthig seyn, diese Säge noch besonders zu empfehlen; der Praktiker ist mit seinem Urtheil hier schnell fertig und eine kleine Probe überzeugt Jedermann von der Vorzüglichkeit dieses Werkzeugs.
Es kostet eine solche Säge ohne Schrauben zum Stellen des Blattes 1 fl. bis 1 fl. 24 kr., je nach der eleganteren oder einfacheren Ausstattung, und die mit Schrauben 1 fl. 36 kr. bis 2 fl.; bei Dittmar ohne Schrauben zum Stellen, aber sonst sehr gut gearbeitet 1 fl. 24 kr.
Zum Entfernen der alten abgestorbenen Rinde, sowie der Moose und Flechten, die sich auf älteren Obstbäumen oft finden, bedient man sich verschiedener Werkzeuge, die Baumkratzer, Baumscharre, Rindenscharre genannt werden. Daß ein solches Instrument durchaus nothwendig ist, darüber ist jetzt kein Zweifel mehr und die Zeit, wo man streiten konnte, ob das die Rinde überdeckende Moos dem Baum Nutzen oder Schaden bringe, ist glücklich hinter uns. Allein es gab auch eine Periode, namentlich in Württemberg, wo man glaubte alles Heil der Obstcultur liege im möglichst glatten Abscharren der Rinde unserer Obstbäume, und die damals angepriesenen Baumkratzer, schwere unbeholfene Werkzeuge, haben leider gar zu oft mehr geschadet als genützt. Ich bediene mich seit einer Reihe von Jahren entweder [30] dieser hier in ¼ ihrer wirklichen
Größe abgebildete Handbaumscharre oder kleiner wie Handhacken gestalteter und unter dem Namen „Krapphäckchen“ den Landwirthen bekannter Werkzeuge. Uebrigens leistet eine Scharre, wie man sie zum Reinigen der Backtröge hat, oder wie sie der Schornsteinfeger gebraucht, vollkommen genügende Dienste. Jeder unserer Arbeiter ist beim Baumputzen mit einer solchen Handbaumscharre versehen, um damit Stamm und Aeste mit Vorsicht und nach Bedürfniß reinigen zu können. Hier wird eine solche Rindenscharre für 24 kr. oder 7 Sgr. 6 pf. angefertigt.
Zum Ausräumen alter Baumwunden dient ein ganz ähnliches Werkzeug, wie die Hufschmiede es haben zum Ausräumen der Hufe.
Es hat sich dasselbe besonders zum reinen Ausschneiden von Krebs- und Brandwunden sehr praktisch erwiesen und verdient daher Empfehlung; auch als sog. Reißer zum Bezeichnen von abgängigen und zum Verkauf bestimmten Obstbäumen ist dieser Wundenreiniger zu benutzen; hier ist dasselbe in ¼ der wirklichen Größe dargestellt; es kostet gewöhnlich 24 kr.
Bei den Umgängen, die der Baumwärter öfters, um sich von dem Zustand der ihm übertragenen Obstbäume zu überzeugen, zu machen hat, sollte derselbe stets den Astputzer zur Hand haben, um allerlei kleinere nothwendig gewordene Arbeiten damit sogleich erledigen zu können. Dieser sieht dem sonst als Raupeneisen bekannten Werkzeuge sehr ähnlich, ist aber wesentlich davon verschieden, kann jedoch die Stelle desselben mit versehen. Der Astputzer dient besonders zum Wegschneiden der bald nach dem Ausputzen älterer Obstbäume gewöhnlich in Menge erscheinenden Wasserschoße, sowie kleinerer abgestorbener oder unnütz gewordener Zweige im Innern des Baums, und zugleich zum Wegbrechen dürrer Zweigspitzen und solcher, auf denen sich Raupennester befinden. Das ganze Werkzeug hat die Länge von 8 Zoll und die daran befestigte Stange kann 12–15′ lang gemacht werden. Der obere Theil besteht aus einem 3 Zoll langen, 1¾ Zoll breiten concaven kleinern Spaten der zum Abstoßen dient und sich durch seine Concavität sehr gut in die Rundung der Aeste einlegt und dadurch die nöthige Sicherheit erhält; der seitliche Theil ist ein schief gestelltes [31] 2¾ Zoll langes Messer zum Abschneiden der oben genannten Zweige unter- und oberhalb der Aeste; der Winkel zwischen beiden Theilen der auf beiden Seiten geschärfte Kanten hat, dient zum Abbrechen von Zweigspitzen. Ein Astputzer kostet gewöhnlich 48 kr. – 1 fl.
Zur Entfernung von Raupennestern, zum Schneiden der Edelreiser, zum Wegschneiden dünner Zweige im Unfang der Krone ist eine solche Zweigscheere, gewöhnlich „Raupenscheere“ genannt, nothwendig.
Diejenigen bei denen wie hier der abzuschneidende Zweig einen sichern Gegenhalt findet, sind nur allein brauchbar, solche dagegen, die wie eine gewöhnliche Scheere construirt sind, taugen durchaus nichts. Man erhält ein solches Werkzeug bei Dittmar in Heilbronn für 1 fl. 48 kr. (1 Rthlr.) nach Belieben etwas größer und stärker oder kleiner. Letztere Sorte dient besonders wegen ihrer leichten Handhabung zum Schneiden der Edelreiser.
Es ist dieß ein allgemein bekanntes Werkzeug, welches man bald, wie die Abbildung zeigt, eingerichtet antrifft, bald blos mit einem aufrechten Winkel versehen; es dient zum Abbrechen von Zweigspitzen, auf welchen sich im Winter, durch Raupengespinnst festgehalten, dürre Blätterbüschel finden, in denen die Eier mehrerer Schmetterlingsarten überwintern, sowie zum Wegbrechen der mit dem Eierring der Ringelraupe umgebenen Zweige, dürrer Zweigspitzen u. s. w. Man erhält es in den meisten Eisenhandlungen für 18–20 kr. (5–6 Sgr.)
Zur Abnahme von größeren und stärkeren Aesten, bei denen die Bogensäge und noch viel weniger die gewöhnliche Baumsäge nicht hinreicht, ist ein Beil nöthig. Ein ganz unbegründeter Glaube läßt zwar Beilwunden sofort brandig werden, allein es wird kein vernünftiger Praktiker sich durch solchen Unsinn irre machen lassen, zumal die Beilwunden glatt sind, während die Sägewunden gar zu oft nicht einmal abgeglättet werden.
Hier ist ein solches Handbeil abgebildet, wie wir es seit einigen Jahren mit besonderem Vortheil anwenden, welches zugleich als Hammer und Zange dient und also sowohl bei Reparaturen der Umzäunungen der Baumschule, als auch bei den um junge Bäume die auf dem Ackerfeld stehen, zum Schutz vor den Ackerwerkzeugen, nöthigen Gestellen, zu gebrauchen ist. Ein solches kostet ungefähr 1 fl. 36 kr. – 2 fl. je nach der Größe und Schwere desselben; eleganter ausgearbeitet bei Dittmar 3 fl.
Zur sichern und leichten Befestigung der Baumpfähle und zum tiefen Einbringen derselben in den Boden, dient als ganz [32] unentbehrliches Werkzeug das Locheisen. Die Art seines Gebrauchs ist selbstverständlich;
je nach seiner Schwere und Stärke wechselt der Preis von 3–5 fl. oder 12/3 Rthlr.; die Länge desselben beträgt 4 Fuß, sein Durchmesser nahe am untern Ende 2 Zoll, in der Mitte 1 Zoll.
Von diesem ganz allgemein bekannten Werkzeug habe ich hier 3 Arten dargestellt, die bei uns noch weniger allgemein vorkommen. Bezüglich der gewöhnlichen einfachen und doppelten oder Bockleiter füge ich nur die Bemerkung bei, daß ich das Anbringen eines Rades am untern Ende zum leichtern Transport, wie es vielfach empfohlen wird, nur dann rathen möchte, wenn man dasselbe, sobald man am Ort der Arbeit angelangt ist, aushängen und bei Seite legen kann, und dann kann ein gewöhnliches Schiebkarrenrad leicht zur bequemern Transportirung der Leiter an entferntere Plätze verwendet werden.
Diese Figur stellt eine Leiter dar, die als einfache, sowie auch als Bockleiter gebraucht werden kann und die auch Lämmerhirt als „große Baumleiter“ empfiehlt. Sie ist 12–15′ lang, unten 3½ Fuß und oben 12 Zoll weit. Die beiden Stangen sind oben mit einer eisernen Gabel versehen, deren einer Theil hakenförmig gekrümmt ist, um das leichte Aushaken zu verhüten; beide werden in eiserne Ringe eingesteckt und so gestellt, daß sie an dem Punkt, wo sie sich kreuzen, fest an einander stehen. Hierdurch erhält die Leiter einen sehr sichern festen Stand.
Die nächste Figur zeigt die kleinere Standleiter, wie sie gebraucht wird beim Beschneiden der jüngeren Obstbäume in den ersten 4–5 Jahren nach ihrer Pflanzung, beim Pfropfen in der Kronenhöhe, beim Beschneiden der Pyramiden u. s. w. Sie ist 7–10′ hoch und hat keine runden Sprossen, sondern statt deren 3″ breite Bretter, um ein längeres Stehen auf derselben leichter und bequemer zu machen. Oberhalb kann noch ein Brettchen, um beim Pfropfen Werkzeuge darauf legen zu können, angebracht werden. Die folg. Fig. zeigt eine Art einfacher Leiter, wie sie in den Vogesen ganz allgemein verbreitet ist und auch in verschiedenen Gegenden Württembergs in neuerer Zeit sich einbürgert. Vor Kurzem sah ich solche bei einem Obstzüchter im Oberamt Marbach von verschiedener Größe und dieser zog sie den gewöhnlichen einfachen Leitern entschieden vor. Auch in den Vogesen hält man diese Leiter für besser, als solche mit zwei [33] Bäumen, indem sie leichter in astreiche Kronen eingeschoben werden kann, namentlich in sogenannten Gabeln sich sehr sicher und fest anstellen läßt, wo die gewöhnlichen Leitern oft nur schief und unsicher angelegt werden können.
Diese Einbaumige Leiter hat einen Fuß von einem starken, etwas gebogenen, 2–3½ Fuß breiten Holz; die aus dem Baum nach beiden Seiten gleichweit hervorragenden Sprossen sind auf der Oberseite nahe an den Enden mit einem Nagel versehen, dessen breiter und dicker Kopf hervorsteht und den auf der Leiter befindlichen Arbeiter vor dem Ausgleiten des Fußes sichert.
Wenn auch eine solche eigentlich nur zu den seltener gebrauchten Werkzeugen gehört, so ist sie doch nicht wohl entbehrlich;
sie dient zunächst zum Bespritzen jüngerer Obstbäume, die von der grünen oder braunen Blattlaus befallen worden, von welchem Uebel sie am besten durch Bespritzen mit Tabacksabsud oder mit in Wasser aufgelöster grüner Seife befreit werden. Letzteres ist auch besonders gut gegen die die Blätter aussaugende Rothe Spinne, und auch hier ist die Spritze nöthig. Bei Spalieren ist ferner nach heißen Tagen eine Ueberspritzung spät am Abend sehr vortheilhaft, und endlich wendet man diese Spritze noch an, um an stark mit Moos behafteten jungen Bäumen dasselbe aufzuweichen, wornach es sich mit großer Leichtigkeit abreiben läßt. Diese Spritze ist 2 Fuß lang (ohne den Kolben) und hat 2½ Zoll in der Weite. Sie unterscheidet sich von den gewöhnlichen Pflanzenspritzen nur durch eine, in Mitte des fein durchlöcherten und ganz ebenen Seihers befindliche Oeffnung von der Größe einer starken Erbse, die durch ein Lederstückchen ventilartig verschlossen wird. Sobald der Kolben zum Aufsaugen des Wassers herausgezogen wird, öffnet sich diese Klappe und es füllt sich nun mit großer Leichtigkeit und in weit kürzerer Zeit als sonst die Spritze an; beim Vorstoßen des Kolbens schließt die Lederklappe jene Oeffnung vollständig und das Wasser wird nur durch die feinen Oeffnungen des Seihers hervorgespritzt. Eine solche Spritze, die von Blech angefertigt circa 2 fl. 30 kr. oder 1½ Rthlr. kostet, treibt das Wasser 15–20 Fuß in die Höhe. Man hat auch besondere Saugpumpen mit einem Rohr zum Bespritzen, die in eine Gießkanne gestellt werden, empfohlen; mir scheint aber, daß diese einfache Handspritze für die allermeisten Fälle ausreichend ist.
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Dieses höchst einfache Geräthe, von dem das Stück nur 9–12 kr., (2–3 Sgr.) kostet, wird gebraucht um das Moos von jungen Bäumen in der Baumschule und auf den Obstplantagen wegzuschaffen. Nach einem Regen geht dieß sehr leicht, bei trockener Witterung ist es nöthig die Stämme vorher zu bespritzen. Hier in Hohenheim werden die Stämme, die Moos ansetzen, was bei höheren Lagen gar nicht zu vermeiden ist, mit Aschenlauge und mittelst solcher Bürsten gereinigt.
Alle die mir bekannt gewordenen älteren und neueren Obstbrecher konnten mich nicht so befriedigen, wie der hier auf der zweiten Abbildung dargestellte.
Was zunächst die eleganten neueren aus der Dittmar’schen Fabrik betrifft, so sind diese einestheils viel zu theuer, anderntheils passen sie wohl recht gut für einen Gartenfreund, der hie und da damit eine Frucht pflücken will, allein zum gewöhnlichen Gebrauch und zum Brechen aller der Früchte, die man mit der Hand bei der Obsternte nicht erlangen kann, sind sie nicht zu empfehlen. Hierzu wird allgemein in Württemberg der häufig auf dem Markt um 12–18 kr. zu habende Obstbrecher angewendet und dieser leistet auch, da er sehr leicht ist und 3–4 Früchte faßt, gute Dienste.
Er besteht aus einem vorn runden Brettstück von 5 Zoll Durchmesser, in welchem eine Anzahl runder 6″ langer Zähne 1″ von einander, senkrecht befestigt sind, welche an ihrer untern Hälfte mit dünnen Weiden durchflochten sind, damit die kleineren Früchte nicht etwa zwischen den Zähnen hindurch fallen können. Eine Verlängerung des Brettchens umschließt schienenartig den Stiel, welcher gewöhnlich 8–10 Schuh Länge hat.
Bei dem Sammeln von Obstsorten zu pomologischen Untersuchungen und für Obst-Ausstellungen, wo es zu lästig und zeitraubend ist, immer die Leiter mit sich zu nehmen und auch zum gleichen Zweck, wie der vorgenannte Obstbrecher bei der Obsternte, dient mir seit einer Reihe von Jahren der zunächst abgebildete. Derselbe besteht aus einer 15–25′ langen Stange, an deren oberem Ende eine von Natur als Bogen gewachsenes Stück Buchen-, Eschen- oder Acacienholz, mittelst zweier nicht zu schwacher Schrauben befestigt wird.
Auf Stange und Bogen werden Zähne von Holz und nicht zu entfernt angebracht, die 2½″ lang sind. Ein Säckchen von Packtuch und so zugeschnitten, daß die Spitze stets nach der Stange zu sich zieht, fängt die gebrochenen Früchte auf; man kann mit diesem Obstbrecher fast [35] senkrecht über sich befindliche Früchte pflücken; auch wird die Schwere dadurch etwas vermindert, daß hier nicht die Last auf der äußersten Spitze ruht, sondern durch einen zweiten Stützpunkt etwas mehr unterhalb mit getragen wird. Ein solcher, sehr zu empfehlender Obstbrecher kommt auf 42 bis 48 kr.
Um beim Brechen des Obstes die Zweige, die gewöhnlich an ihren Spitzen die schönsten Früchte tragen, besser erreichen zu können, bedient man sich eines kleinen eisernen Hakens, der an einer 6′ langen, dünnen Stange befestigt ist, faßt damit solche Zweige und biegt sie nach der Leiter her, auf welcher man sich befindet. Dabei findet aber die Unbequemlichkeit statt, daß man beim Pflücken fortwährend auch die Stange festhalten muß. Diesem wird ganz leicht und höchst einfach abgeholfen durch einen beweglichen Gegenhaken der locker die Stange umschließt und welcher an jeder beliebigen Stelle an den Leiterbaum eingehakt werden kann. Hierdurch kann der Zweig, dessen Früchte man brechen will, vollkommen fest gehalten werden und der Arbeiter hat beide Hände frei. Ein am unteren Ende der Stange angebrachter Knopf verhindert das Herausfallen des Gegenhakens. Will man sich des Obsthäkchens ohne diese Vorrichtung bedienen, so darf man den untern Haken nur über den obern heraus schieben.
Nun sind nur noch einige Werkzeuge zu nennen, die zum Theil sehr bekannt sind, wie Obsthaken, oder eiserne Haken an langen Stangen zum Abschütteln der reifen Früchte, sowie zum Herunterziehen von abgeschnittenen, in der Krone hängengebliebenen Zweigen. Ferner gebraucht der Baumwärter zum Verstreichen der Baumwunden mit dem jetzt allgemein als der beste Ueberzug zum Schutz derselben gegen Luft und Feuchtigkeit anerkannten Steinkohlentheer, einen eisernen ziemlich weiten Topf mit Henkel von Eisendraht und einem Haken zum Anhängen, sowie einen Pinsel zum Aufstreichen, wozu jeder gewöhnliche Maurerpinsel dient, der an einen 3′ langen Stock befestigt wird, um leichter die äußeren Wunden auf den Aesten erlangen zu können.
Daß der Baumwärter Spaten, Hacken, Schaufeln, Schubkarren, Gießkannen, Meßstäbe, Gartenschnüre, Körbe haben muß, versteht sich von selbst und bedarf keiner besondern Erwähnung; es sind dieß Werkzeuge, die in jeder Oekonomie und jeder Gärtnerei vorhanden sind. Es ist jedenfalls von großem Interesse, wenn auch von anderen Baumzüchtern Werkzeuge, die sie als besonders praktisch empfehlen können und die hier nicht genannt sind, geschildert werden, und deßfallsige Mittheilungen wären daher sehr erwünscht; doch müßte die allgemeine Anwendbarkeit und Brauchbarkeit derselben sich durch längeren Gebrauch genügend bewährt haben.