Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Klein-Bautzen
auch Klein-Baudissin und Klein-Budissin genannt soll seinen Namen von den ältesten Erbauern, den Herren von Baudissin und Baudis haben.
Nun ist zwar diese Familie sehr alt und schon frühzeitig in der Lausitz einheimisch: Allein die adlichen Herren der Vorzeit benannten ihre Rittersitze nicht nach ihrem Familiennamen, sondern ihre Familie vielmehr nach jenen. Daher ist die Ableitung des Wortes viel richtiger daher zu nehmen, dass Budissin früher mit seinen Vorstädten bis nach Klein-Bautzen sich ausdehnte. Diese Ableitung wird durch die wendische Bezeichnung des Orts bestätigt. Es heisst wendisch Budyschink Diminutivum von Budyschin (Budessin) oder maly (klein) Budyschink. Woher dieser Name komme, dies fällt mit der Frage zusammen, woher die Stadt Bautzen ihren Namen habe: eine Frage, die bis jetzt noch keine volle Lösung gefunden hat.
Klein-Bautzen stand früher, und zwar vom Jahre 958 unter dem Burggrafen von Bautzen, welcher in seiner Burg auf dem Schlossberge residirte. Sehr bald aber wurde mit Klein-Bautzen einer der treuesten Vasallen, ein Herr von Metzradt, beliehen.
Diese Herren von Metzradt kommen schon im 11., 12. und 13. Jahrhundert vor und sie waren es, welche damals viel kirchlichen Sinn bethätigten und den Bischof Bruno II. von Meissen, (ein Herr von Baruth) in seinen Unternehmungen gerne und bereitwillig unterstützten.
Nach der Familie von Metzradt finden wir in Klein-Bautzen Herrn Rudolph von Rechenberg auf Preiditz, Sohland, Rodewitz, Krostan und Oppach.
Dieser, hat solches 1603 besessen und wird als Erbauer der hiesigen Kirche genannt.
Er sowohl als auch seine Gemahlin Kunigunde geb. von Uechtritz, haben mehrere Legale gestiftet. Ihm folgte sein Sohn Hans Ernst von Rechenberg, welcher 1648 auf Krostau starb.
Im Jahre 1674 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Heinrich Ernst von Rechenberg. Im folgenden Jahre kam Klein-Bautzen an Wolf Christoph von Nostitz, während Preititz Carl Heinrich von Nostitz auf Dehsa, Malschwitz, Zieschitz, Boschitz, Horka, Assmannsdorf und Cannewitz besass. Nach dem Tode seines Vaters, des Wolf Christoph von Nostitz kaufte er das Rittergut Klein-Bautzen für 14,000 Fl. − Er starb 1684 und war ein humaner, gottesfürchtiger Mann.
Im Jahre 1687 acquirirte das Gut Christina Fridrich von Polenz, von welchem es 1691 wieder in die Hände eines von Nostitz überging. Es war dies Johann Caspar von Nostitz auf Jenkendorf, Codersdorf und ganz Oppach. Letzterer starb 1707 und wurde hier begraben.
Im Jahre 1719 ist Hans Hauboldt von Schönberg Herr auf Klein-Bautzen und Cosel gewesen, dem 1729 Heinrich Maximilian von Schönberg folgte.
Dann im Jahr 1743 war Carl Adolph von Carlowitz auf Ottendorf und Röhrsdorf mit Klein-Bautzen beliehen. Nach dessen Ableben kam die Besitzung an seine 2 minderjährigen Söhne aus der 2. Ehe, Georg Heinrich und Rudolph Sigismund. Georg Heinrich von Carlowitz war noch im Besitze von Klein-Bautzen im Jahre 1760, welcher jedoch im darauf folgenden Jahre solches seinem Bruder Rudolph Sigismund, dem nachmaligen Major von der Armee überlies. Letzterer zog 1779 nach Krischa und verkaufte Klein-Bautzen an Ferdinand Rudolph von Ziegler, Herzoglich Gothaischen Hauptmann.
Derselbe starb 1791 und seine hinterlassene Wittwe (zweite Gemahlin) Friderike Auguste geb. von Schlichen, nachmals anderweit verehelicht an den Reichsgrafen Ludwig Gottlob von Lüttichau Churf. Sächs. Landeshauptmann der Oberlausitz.
Im Jahre 1804 erhielt die dritte Tochter des Ferdinand Rudolph von Ziegler und Klipphausen Augusta Carolina der Churfürstl. Hof- und Justizienrath Heinrich Rudolph Gottlob von Carlowitz zur Gemahlin und somit ging Klein-Bautzen in dessen Besitz über. Letzterer verstarb 1838 und Klein-Bautzen übernahm einstweilen Herr Kammerherr von Pflugk [154] auf Strehla und Bischheim, bis es 1839 der damalige Besitzer Herr Johann Christian Heinrich Kind aus Dresden an sich kaufte.
Das Rittergut Klein-Bautzen ist bedeutend und hat herrliche Gebäude und schöne Wirthschaftsräume. Die Oekonomie, besonders Rindviehzucht steht in gutem Rufe. Früher hatte das Gut grosse Teiche, welche zum Vortheil der Gesundheit in tragbare Aecker verwandelt worden sind.
Die Einwohner von Klein-Bautzen leben vom Ackerbau und der Viehzucht. Ihre Landgüter sind zwar nur klein und die Wohnungen mit wenigen Ausnahmen ärmlich aussehend, doch die Inwohner befinden sich meist wohl.
Die ganze Gegend ist hier gewiss zu den fruchtbarsten und anmuthigsten der Oberlausitz zu rechnen.
Klein-Bautzen mit seinem stattlichen Herrensitze, im Hintergrund die sanft ansteigenden Berge mit Gröditz und Hochkirch und am Fusse das freundliche Purschwitz, weiter rechts die Krokwitzer Berge − dies zusammen bietet die reizendste Landschaft, die jeden Besucher entzücken muss.
Am lieblichsten gestaltet sich diese Ansicht von den Klein-Bautzner Anhöhen herab. Rückwärts blickt man hier in eine weite Ebene, in welcher sich Pliskowitz, Malschwitz, Klix und mehrere Orte zeigen.
In dieser Richtung einige Minuten von Klein-Bautzen nördlich erblickt das Auge den sogenannten Teufelsstein. Er besteht aus mehreren über- und durcheinander geworfenen grossen Granitblöcken, die zum Theil sonderbare Formen annehmen. Der eine z. B. bildet einen ovalförmigen Thierkopf mit weit vorstehender Schnauze. Ein anderer sieht einem Kreuze nicht unähnlich. Alle aber tragen die Spuren des früheren Götzendienstes an sich.
Die meisten Einwohner von Klein-Bautzen gehören zur wendischen Nation. Fast alle Erwachsene sprechen aber auch deutsch, sowie auch Sitte und Kleidung mehr deutsches Gepräge hat.
Die hiesige Gegend ist von vielen Kriegsdrangsalen stets hart betroffen worden. Der 30jährige Krieg, die Jahre 1758 und 1759, sowie 1762 forderten hier unsägliche Opfer. Im Jahre 1813 hat Klein-Bautzen mit Preititz eine traurige geschichtliche Merkwürdigkeit erlangt.
Nördlich von Preititz stand am 21. Mai der rechte Flügel der Verbündeten unter Parklay de Tolly von Malschwitz bis Gleina. Auf den Klein-Bautzner und Krackwitzer Anhöhen war das Centrum unter General Blücher aufgestellt. Südlich und westlich breitete sich der linke Flügel aus. Am 20. Mai wurde der linke Flügel von den Franzosen angegriffen und zurückgedrängt, während diesen Tag die übrigen Abtheilungen des Bundesheeres in ihrer Stellung blieben.
Am folgenden Morgen begann der Angriff von Neuem auf die Russen, welche den linken Flügel bildeten.
Gleichzeitig griff Marschall Ney von Klix her die Russen auf dem rechten Flügel an, wobei sich auf dem Gleinaischen Windmühlenberge der hartnäckigste Kampf entspann.
Endlich zogen die Russen sich nach Baruth zurück und die französischen Soldaten nahmen Preiditz mit Sturm. Hierdurch wurde die Verbindung zwischen Blücher und Parklay de Tolly aufgehoben und der Rückzug der Preussen bedroht, weshalb sie alle Anstrengung machten den Feind aus Preiditz zu vertreiben. Unterdess rückte gegen 1 Uhr Mittags Napoleon selbst mit seinen Garden von Burk her heran und griff Blücher, welcher die Krakowitzer Höhen besetzt hielt, an. Die Preussen mussten weichen und sich über Purschwitz zurückziehen, wogegen Klein-Bautzen noch behauptet und erst nach und nach aufgegeben wurde. Alles dies geschah Nachmittags um 4 Uhr. Um dieselbe Stunde erschien das 7. französische Armeekorps von Klix her und zog durch Preititz, welches in Flammen stand, sammt den Rittergutsgebäuden.
Bei Gleina, sowie zwischen Preiditz und Klein-Bautzen waren Felder und Wiesen mit Leichen bedeckt und am Abend des blutigen Tages wurde der Himmel von 15 brennenden Dörfern erleuchtet. Klein-Bautzen selbst hatte an Gebäuden dabei keinen so grossen Schaden erlitten doch hatte es im darauf folgenden Herbste desto mehr von den häufigen Durchmärschen zu ertragen.
Fleiss und Betriebsamkeit hat diese Unglücksjahre überwinden helfen und die grosse Umsicht der hiesigen Gerichtsherrschaften, deren Güte und Menschenfreundlichkeit hat fremdes Leid und fremde Noth zu lindern und zu stillen verstanden.
Eine grosse Auszeichnung wurde Klein-Bautzen während des Cantonnements im Jahre 1829 zu Theil. Unser letzt verstorbener König hatte damals hier als Prinz sein Hauptquartier aufgeschlagen und durchstreifte [155] die schönen Parthieen hiesiger Gegend, um solche selbst mit geübter Hand aufzunehmen.
Der Besitzer von Klein-Bautzen ist abwechselnd mit dem von Preititz Collator über Kirche und Schule. Der letztere Ort ist nach Klein-Bautzen eingepfarrt und zeitweilig sind beide Rittergüter vereinigt gewesen.
Die Kirche ist, wie oben erwähnt zu finden, von Herrn von Rechenberg erbaut und mit Vermächtnissen und Schenkungen von demselben und seinen Nachkommen reichlich bedacht worden.
Sie steht am nördlichen Ende des Dörfchens mitten auf dem Gottesacker, von uralten Linden und auf der Nordseite von hohen Fichten, Birken und Silberpappeln beschattet. Auf der Abend- und Südseite grenzen die Gebäude, der Hof und der Garten der Pfarre an den Kirchhof. Die Kirche wie der Thurm ist massiv. Der Eingang zur Kirche befindet sich auf der Südseite und ist sehr niedrig.
Die Kirche selbst enthält sehr viele alte Denkmäler früherer Besitzer von Klein-Bautzen und Preititz, die sich grösstentheils bleibende Andenken um Kirche und Schule erworben haben.
Das Schulgebäude, welches von der Pfarre mehr nach dem Dorfe zu gelegen, hat eine angenehme bequeme Wohnung und ist seit dem Jahre 1829 durch einen Anbau um ein Bedeutendes vergrössert worden.
Das Jahr 1839 war in so fern für die Parochie wichtig, als in demselben beide Dörfer Klein-Bautzen und Preititz als separate Heimathsbezirke constituirt und die Landgemeinde-Ordnung eingeführt wurde.
Klein-Bautzen und Preititz gehören jetzt zum Gerichtsamte- zum Bezirksgerichte- zur Amtshauptmannschaft und zum Regierungsbezirke Bautzen und ersteres hat jetzt 39 bewohnte Gebäude, mit 58 Familienhaushaltungen und 262 Einwohnern.