Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 317.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Der 4. Lehrsatz.

50. Ein Körper siehet von weiten dunkeler aus als in der Nähe.

Beweis.

Von jedem Puncte eines jeden erleuchteten Körpers fliessen unzählig viel Strahlen aus (§. 18.): sie fahren aber immer weiter von einander, je weiter man von dem Körper wegkommet (§. 9.). Derowegen können in der Nähe mehr Strahlen in die Augen fallen, als in der Weite, und also siehet er in der Nähe heller, in der Weite dunkeler aus W. Z. E.

Anmerkung.

51. Weil die weiten Sachen kleiner (§. 23.), in grossen Theilen undeutlicher (§. 26.) und dabey dunkeler (§. 50.) aussehen, als die nahen; so kan man auf einer Fläche verschiedene Dinge mahlen, deren eines weiter weg zu seyn scheinet, als das andere. Und auf diesem Grunde nebst dem Schatten, den die Körper werfen, beruhet die ganze Mahler-Kunst, als welche die cörperlichen Dinge auf einer Fläche dergestalt vorstellet, wie sie dem Auge in der Natur erscheinen.

Der 5. Lehrsatz.

52. Was unter Einem Winkel gesehen wird, siehet gleich groß aus: was unter einem grösseren gesehen wird, siehet grösser aus, und was unter einem kleineren gesehen wird, kleiner.

Beweis.

Weil zwey oder mehrere Sachen AC und ED unter Einem Winkel ABC gesehen werden; so ist das Bild im Auge von einerley Grösse. Und

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_317.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)