Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 411.jpg

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Beweis.

Es sey der eine Stern in S, der andere in L; so ist des näheren Parallaxis dem Winkel TSV; des weiteren aber dem Winkel TLV (§. 122.) gleich. Nun ist TSV grösser als TLV (§. 74. Geom.). Derowegen ist die Parallaxis des näheren grösser, als die Parallaxis des weiteren. W. Z. E. [Fig. 8]

Zusatz.

126. Da nun die Parallaxis immer abnimmet, je weiter der Körper von der Erde weggehet; so muß sie auch endlich unmerklich werden, und ehe dieses geschiehet, so klein, daß man sie auf die (§. 123.) vorgeschriebene Art nicht mehr finden kan, nemlich von wenigen Secunden.

Der 4. Lehrsatz.

127. Wenn ein Stern im Horizont gesehen wird, so hat er die gröste Parallaxin, die er haben kan.

Beweis.

Verlängert LV in R, und lasset aus dem Mittelpuncte der Erde T die Perpendicularlinie TR herunterfallen. So verhält sich wie der Sinus Totus zu TK, so der Sinus des Winkels K zu TV, und wie der Sinus Totus zu TL, so der Sinus des Winkels L zu TR (§. 19. Trig.). Da nun TK = TL; so ist auch der Sinus des Winkels K zu dem Sinu des Winkels L wie TV zu TR. Und weil TV grösser als TR (§. 144. Geom.); so muß der Winkel K grösser als der Winkel L, folgends die Horizontalparallaxis die gröste seyn (§. 122.). W. Z. E. [Fig. 8]

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_411.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)