Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 412.jpg

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Die 7. Erfahrung.

128. Der Schwanz des Löwens und die Aehre der Jungfrauen sind stets von einander 35° 2’, wenn man sie nahe bey dem Meridiano zu messen pfleget. Allein wenn der erste nur 34° über dem Horizont erhoben ist, stehet die andere beynahe in eben dem Verticalcircul schon in dem Horizont, da sie doch beynahe Grad unter demselben ist. So haben die Holländer, als sie den Winter über hinter der Tartary verblieben, nach einer Nacht von drey Monaten zu Mittage die Sonne gesehen, da sie doch etliche Grade unter dem Horizont war. Keplerus Epit. Astron. lib. I. part. 3. p. 60. 61.

Der 1. Zusatz.

129. Weil die Strahlen der Sterne und der Sonne in unsere Augen fallen, wenn sie noch unter dem Horizint sind, und doch nach geraden Linien fortgehen (§. 6. Optic.); so müssen sie in der Luft gebrochen werden (§. 14. Optic.), und zwar merklich, da sie nicht allein das Bild des Sternes, sondern der ganzen Sonne über dem Horizont erheben können.

Der 2. Zusatz.

130. Da nun wegen der Refraction die Sonne höher gesehen wird, als sie würklich stehet; müsset ihr von den durch den Quadranten gemessenen Höhen der Sonne und Sterne die gehörige Refraction erst abziehen, wenn ihr die wahre Höhe haben wollet.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_412.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)