Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 459.jpg

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die Sonne herum gehet, mit der Weltaxe beständig parallel bleiben. Und daher ist eine besondere Bewegung von nöthen, dadurch dieses erhalten wird.

Die 1. Anmerkung.

237. Copernicus nennet diese Bewegung motum reflexionis. Damit ihr euch dieselbe desto füglicher einbilden könnet; so setzet, es sey auf eine Flagge eine Kugel dergestalt gemahlet, daß ihre Axe mit der Weltaxe parallel ist. Fahret mit dem Schiffe um eine Insul. Wenn der Südwind bläset; so wird die Flagge beständig gegen Norden stehen, und also die Axe der daran gemahlten Kugel unverändert mit der Weltaxe parallel erhalten werden.

Der 2. Zusatz.

238. Wiederum, indem die Erde sich um ihre Axe beweget, suchet alle Materie, die ihr zugehöret, sich von dem Mittelpuncte des Circuls, in dessen Peripherie sie sich befindet, zu entfernen, und zwar unter dem Aequatore am meisten, gegen die Pole weniger: wie ich in meinen Element Mech. erwiesen. Da nun eben diese Materie vermöge ihrer Schwere gegen den Mittelpunct der Erbe getrieben wird; so muß die vorige Kraft ihr widerstehen (§. 12. Hydrost.). Derowegen muß die Materie leichter über dem Aequatore, als gegen die Pole seyn.

Die 2. Anmerkung.

239. Auch dieses hat die Erfahrung bekräftiget. Denn als man die Perpendiculuhren von Paris in die Insul Cayenne in America gebracht, welche nicht über 4 bis 5 Grad von dem Aequatore entfernt ist; hat man befunden, es müsse daselbst das pendulum 1 Linie kürzer als zu Paris

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 459. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_459.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)