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Otto, um nur das unleidliche Geschwätz endlich loszuwerden, sich das erbetene Wort entreißen ließ. Doch auch damit gab Robert sich noch nicht zufrieden; er schrieb an seinen Bruder einen Brief, darin er ihm trocken, gradezu geschäftsmäßig, den Empfang jenes Versprechens bestätigte und ihm überdies riet, diese Bestätigung sorgfältig aufzubewahren, um sich vielleicht später einmal Anklägern oder Zweiflern gegenüber mit der unwiderleglichen Rechtfertigung einer notwendigen Tat ausweisen zu können.

Nach Absendung seines Briefes fühlte Robert sich beruhigt, und es war von nun an, wie im gegenseitigen Einverständnis, zwischen den Brüdern von jener Abmachung mit keinem Worte, ja nicht einmal andeutungsweise mehr die Rede gewesen. Robert aber fühlte sich wie von einem Bann befreit; ja ihm war, als wäre nun von allen Möglichkeiten, die sein Dasein bedrohen könnten, grade jene düsterste ein für allemal aus der Welt geschafft. Auch als er sich im letzten Frühling gezwungen sah, jeder Beschäftigung zu entsagen, weil sein Gedächtnis versagte – als er sich aus der Gesellschaft zurückzog, weil ihn die gleichgültigsten Worte ärgerlich oder gar schmerzlich berührten, als er sogar sein geliebtes Klavierspiel aufgeben mußte, weil es ihn selbst manchmal bis zu Tränen rühren konnte, deren er sich dann schämte –, auch damals hatte er keineswegs den

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 026. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_026.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)