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leichten Zögern umarmte er ihn, worauf sie beide etwas verlegen waren. Marianne nickte wie befriedigt. „Du kommst heute wohl schon aus dem Ministerium?“ fragte Otto. – „Du überschätzt meinen Eifer“, sagte Robert. „Mein Urlaub ist noch nicht abgelaufen, und es wäre nicht undenkbar, daß ich noch auf ein paar Tage ins Gebirge gehe. Edmund, den ich gestern abend zufällig im Café getroffen habe, rät mir dazu.“ Er hatte absichtlich Leinbachs Vornamen genannt, um ihn gewissermaßen als den alten Freund und nicht etwa in seinem für Otto immer etwas anzweifelbaren ärztlichen Charakter ins Gespräch einzuführen. Otto konnte trotzdem ein ironisches Lächeln nicht unterdrücken. Um so mehr ließ es sich Robert später, als man bei Tische saß, angelegen sein, Leinbachs menschliche Vorzüge, insbesondere seine Liebenswürdigkeit und Gutherzigkeit zu loben, wobei er die Absicht verfolgte, sich von dieser Seite eines Schutzes gegenüber feindseligen Mächten zu versichern. Er sprach lebhaft, mit bewußter Aufgeräumtheit, berichtete dann ebenso von seiner Reise, verweilte mit besonderer Wärme bei der Schilderung der schönen Sommertage am Vierwaldstätter See, ohne Albertens zu erwähnen, und es war ihm dabei, als wenn er irgendeinen über ihm schwebenden Verdacht abwehren müßte.

Nach Tisch, da der Bruder Ordination abhalten

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 042. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_042.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)