Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 046.jpg

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mochte, die Bergstraße an den See hinuntergefahren war.

Woran er sich aber durchaus nicht zu erinnern vermochte, das war der Augenblick, da er von Alberta endgültig Abschied genommen hatte. Noch sah er sich mit ihr auf einem schmalen Pfad, der, von dem breiteren Spazierweg abzweigend, ins Dunkel des Waldes führte; er entsann sich auch, daß er später, schon in der Finsternis, allein, von schwerer Müdigkeit befangen, auf einem Baumstumpf gesessen war; aber wie er den Weg ins Hotel zurückgefunden, was er in seinem Zimmer getan, wie er zu Bett gegangen und wie er des Morgens wieder aufgestanden war, davon wußte er nicht das geringste mehr. Erst beim Bezahlen der Rechnung in der Hotelhalle, wo eben der Boden gefegt wurde, setzte sein Gedächtnis wieder ein. Und plötzlich, mit einer bohrenden Angst, fragte er sich, ob das Gespräch mit Alberta nach jenem ihm in Erinnerung gebliebenen äußerlich scheinbar ruhigen Abschluß nicht etwa noch eine Fortsetzung ganz anderer Art gefunden hatte, die ihm aus dem Gedächtnis entschwunden; ob er nicht wirklich, von wühlender Eifersucht übermannt, zu einem Schlage gegen sie ausgeholt – ob er sie nicht gar erwürgt und nachher unter verwittertem Laub versteckt und eingescharrt hatte? Nur dies war sicher: Er war mit ihr in den Wald gegangen und ohne sie zurückgekehrt;

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 046. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)