Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 051.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Da sie ihren Schritt allmählich verlangsamt hatte, zweifelte Robert nicht, daß sie die Verfolgung nicht übelnahm, und an einer Straßenecke, schon weiter draußen in der Vorstadt, richtete er unbefangen das erste Wort an sie.

„Würden Sie mir’s übelnehmen, Fräulein, wenn ich um die Erlaubnis bäte, mich Ihrem Spaziergang anzuschließen?“ – Sie darauf mit einer angenehmen Stimme, weder erstaunt noch beleidigt: „Es ist kein Spaziergang, ich gehe nach Hause.“ Sie sah ihn kaum an. – „Aber die Erlaubnis“, meinte er, „darf ich wohl als erteilt betrachten?“

Sie zuckte die Achseln, etwa, als wollte sie sagen: Mit mir muß man wirklich nicht so viel Geschichten machen; – dann erst sah sie ihn von der Seite an. Er sprach davon, daß sie ihm schon auf der Ringstraße aufgefallen sei; – wie sie auf der Bank gesessen war, die Hände in den Manteltaschen, die Rolle auf dem Schoß, den Blick vor sich hin gerichtet – das sei ein hübsches Bild gewesen. – „Sie sind doch kein Maler?“ fragte sie. – „Leider nicht“, erwiderte er. Und da er keinen Grund hatte, ihr seinen Namen zu verhehlen, so stellte er sich in aller Form vor. Sie nannte den ihren ganz beiläufig, und in dem leicht weiterfließenden Gespräch, ohne sich erst eindringlich fragen zu lassen, erzählte sie ihm allerlei von ihrem Leben. Sie gab Klavierlektionen;

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 051. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_051.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)