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Freundes ebenso geschmacklos wie lächerlich, da er Frau Leinbach als ein höchst hausbackenes, braves und völlig anmutloses Wesen kannte; – wie sich Leinbach denn überhaupt gehütet hätte, ein Wesen anderer Art zur Ehe zu nehmen, da ihm seelische Unbequemlichkeiten noch weit verhaßter waren als körperliche.

Als sie dann, immer höher schreitend, unter einer wahrhaft sommerlichen Mittagssonne eine Bergwiese durchquerten, gab dies Leinbach Anlaß zu einem Vergleich mit den trügerischen Sommerstunden menschlicher Herbsttage, von denen kluge Leute sich nicht dürften betrügen lassen. „Warum trügerisch?“ meinte Robert ablehnend, „wenn es wirklich warm ist in solchen Stunden …?! Heute könnte man sich zum Beispiel ohne die geringste Gefahr hier ins Gras legen; wie denkst du drüber?“ Leinbach war einverstanden. Sie breiteten die Mäntel aus, streckten sich auf sie hin und blickten talwärts, sich der gleichen Aussicht erfreuend, die Robert tags vorher von weiter unten mit Paula genossen hatte. Ein starkes Wohlgefühl durchdrang ihn. Ich bin gesund und noch jung, sagte er sich. Was ist es nur, was mich manchmal mit so unheimlicher Gewalt überkommt? Wer weiß übrigens, ob nicht die meisten Menschen von ähnlichen Gespenstern heimgesucht werden? Andererseits gibt es vielleicht Leute, die tatsächlich irgendeinmal

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 078. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_078.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)