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war, bemerkte Leinbach trocken: „Deine Lähmung scheint ja zurückgegangen zu sein.“ – Robert wandte sich hastig nach ihm um. Doch die Miene des Freundes zeigte nur den gewöhnlichen Ausdruck eines matt überlegenen Spottes. „Ich habe mir nie eine Lähmung eingebildet“, sagte Robert. „Ein Hypochonder mag ich ja sein, aber ein Idiot bin ich nicht. Übrigens habe ich mich noch nie so jung und so frisch gefühlt wie jetzt.“ – „Ja“, seufzte Leinbach, „wer auch sechs Monate Urlaub nehmen könnte! Wenn unsereiner so lange seine Freiheit haben wollte, müßte er gradezu durchbrennen. Im übrigen“, setzte er anscheinend unvermittelt hinzu, „was sagst du zu der Affäre Rolf?“

„Affäre Rolf?“ Robert stand das Herz still. Was hatte das zu bedeuten: Affäre Rolf? Hatte das einen Bezug auf ihn? War er in irgendeine Sache verwickelt, ohne es zu ahnen? Paula? Sie sind gestern beide abgereist. Mutter und Tochter. Es war vollkommen ausgeschlossen, daß er Paula umgebracht hatte. Fassung, Ruhe! Was war das wieder?! Er hatte doch nie jemanden umgebracht. Das stand ja fest, er wußte es – nie. „Was ist das für eine Affäre?“ fragte er ruhig.

„Ach, du hast wohl heute noch keine Zeitung gelesen? Doktor Rolf ist durchgegangen. Unterschlagene Depots, Mündelgelder und dergleichen – man hat schon lang was gemunkelt.“

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 080. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_080.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)