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„Gewiß bin ich das, sonst hätte ich meinen Beruf längst aufgegeben.“

Also er erinnert sich, dachte Robert, er will mich in Sicherheit wiegen, indem er mir zu verstehen gibt, daß ich nicht wahnsinnig bin und daher nichts von ihm zu befürchten habe. Aber woher weiß er, daß ich nicht wahnsinnig bin? Ich habe ihn ja schon wieder angelogen. Von meinen neuesten Wahnideen habe ich ihm nichts gesagt. Aber er ahnt sie vielleicht. Ich darf nicht so lange stumm bleiben. Er sieht zwar durch das Wagenfenster auf die Straße hinaus, aber mein Schweigen fällt ihm auf. Er fühlt, daß ich ihm etwas verberge. So geht es nicht weiter. Ich muß ihm die Wahrheit sagen. Wenn nicht heute, so morgen. Es muß Klarheit werden zwischen mir und ihm.

„Im übrigen“, meinte Otto, indem er sich plötzlich wieder zu seinem Bruder wandte, „wir sind da etwas weit abgekommen. Hast du mir nicht noch irgendein Leid zu klagen?“

„Wozu?“ erwiderte Robert gleichfalls leichteren Tons, „da du mich ja doch für einen elenden Komödianten hältst, weil ich nicht sämtliche Hotelstubenmädchen der Schweiz wegen versuchten Giftmordes habe verhaften lassen.“

Otto ging auf den Scherz nicht ein. „Weißt du, was ich glaube“, sagte er in dem ernsthaften, etwas

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 091. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_091.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)