Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 109.jpg

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„Und wie kommt’s, daß auch daraus nichts geworden ist?“

„Ich weiß selber nicht recht. Wahrscheinlich lag es daran, daß beide Geschichten zu gleicher Zeit spielten. Und so hat sich meine Seele bald dem einen, bald dem andern zugeneigt.“

„Deine Seele …“, wiederholte er leise und nahm ihre Hand.

Sie umfaßte mit ihren Fingern die seinen. „Du hast recht. Es war nicht die Seele allein. Aber gefährlich wurde es doch niemals; weder da, noch dort. Vielleicht, weil ich nicht wußte, wohin mit mir. Und so ist ‚nichts draus‘ geworden, wie du früher sagtest, weder eine Ehe, noch sonst was … nichts.“

„Und du bereust nicht, – daß du vielleicht ein Glück versäumt hast?“

„Zuweilen ist es schon vorgekommen, das will ich nicht leugnen. Aber du vergißt, mein Lieber“, und sie lächelte müd, „ich bin aus guter Familie.“

Er erwiderte nichts, und sie wandelten weiter im leise herabsinkenden Schnee. Wie rein ist solch ein Leben, dachte er bei sich, wie fleckenlos und rein. Bin ich ihrer wert? Sie weiß, daß ich mancherlei erlebt habe. Doch sie fragt um nichts. Nun ja, warum sollte sie auch neugierig sein? Sie vermutet in meinem Leben nichts anderes als das, was junge Männer eben durchzumachen pflegen. Von dem Dunkel in meiner

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_109.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)