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ungewohnten Gebärde der Herzlichkeit die Hand auf die Schulter. Und mit einem allzu freundlichen Lächeln sagte er: „Hast du wirklich jemals im Ernst daran gedacht, daß ich von deiner mir gütigst erteilten Ermächtigung Gebrauch machen würde?“ Und mit einem etwas angestrengten Versuch, zu scherzen, fügte er hinzu: „Da hätte ich es schon längst tun müssen.“

„Darin kann ich dir freilich nicht Unrecht geben“, erwiderte Robert bedrückt, „aber nun ist ja doch alles anders geworden, Gott sei Dank. Ja, Otto, daß ich Paula gefunden habe, das ist ein Glück ohnegleichen, ein ganz unverdientes Glück. Dabei mußt du wissen, daß ich es beinahe versäumt hätte.“ Er vermochte zu seiner eigenen Verwunderung zu seinem Bruder freier und aufgeschlossener zu reden als sonst. Er sprach davon, wie haltlos und verloren er seit Jahren dahingedämmert, wie die Amtsgeschäfte ihn nicht befriedigt, alle Vergnügungen ihn gelangweilt hätten, wie er immer wieder von allerlei sonderbaren und albernen Einbildungen gequält und umhergehetzt worden sei; wie aber von der Stunde ab, da Paula in sein Leben getreten war, die ganze Welt gleichsam lichtere Farben angenommen, wie er nun sogar in seinem Berufe eine ungewohnte Befriedigung finde, wie insbesondere die Musik dadurch, daß seine Braut auch hier sich ihm als eine wahre Gefährtin

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_132.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)