Seite:Badisches Sagenbuch 068.jpg

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verlegen da, bis der Blitzschwab sich hinter ihnen herum drückte und ein Paar hinunter stieß, indem er ausrief: „Frisch gewagt, ist halb geschwommen!“ Da Diese nicht untersanken, faßte sich auch der Gelbfüßler ein Herz, und that einen Hupf hinunter, ihm folgte der Blitzschwab und der Nestelschwab mit besserem Vertrauen, und zuletzt ritt der Allgäuer auf dem Spieße hinab, und plumpte drunten Einer auf den Andern, bis sie merkten, daß sie mit der Nase nur in grünes Gras gefallen waren, worauf sie sich allgemach mit etwas gequetschten Rippen wieder aufmachten und an dem Spieße wiederum fürbaß schritten.

Nach mehr als Einem andern Abenteuer, das zu lang wäre zu erzählen, gelangten die sieben Schwaben an einen wirklichen großen See, und da sagte der Seehaas, der ihn gleich erkannte „Das ist der Bodensee.“ An dessen Ufern sollte, wie die Sage ging, ein gefährliches Ungeheuer hausen, welches zu bekämpfen und zu erlegen die sieben tapfern Schwaben sich fest vorgenommen hatten. Da sie nun des Sees ansichtig geworden und zugleich des Waldes, indem das Ungeheuer sich aufhielt, – man wußte nicht, war’s ein gräulicher Lindwurm oder ein feuerspeiender Drache – so fiel ihnen zumeist das Herz in die Kniekehle, sie machten Halt, und zündeten ein Feuerlein an, auf daß der Knöpfleschwab noch zu guter Letzt, (denn wer konnte wissen, ob das Unthier sie nicht allesammt mit Haut und Haar verschlingen werde, mit oder ohne ihren Spieß?) eine Mahlzeit Knöpfle und Spätzle bereite, und stellte während dem Essen Todesbetrachtungen an. Und nach diesem begannen sie ihre Schlachtordnung herzurichten, dabei gab es aber allerlei Span und Zwietracht. Der Allgäuer sagte, er sei nun bislang immer der Vorderst gewesen, wäre Zeit, daß er nun auch einmal der Hinterste sey, und es solle der Blitzschwab voran. Der meinte aber: „Kuraschi hab’ i gnueg im Leib, aber nit Leib gnueg für die Kuraschi und das Beest von Ungeheuer.“ Der Spiegelschwab wischte sich die Nase am Aermel und that den Vorschlag, es solle doch wohl besser seyn, wenn Einer für Alle sterbe, und meinte, der Knöpfleschwab könne ihnen diesen kleinen Gefallen thun; der aber schrie Zetermordio, als habe das Ungeheuer ihn schon am Schlafittig. Und so sprachen und stritten sie noch eine Weile hin und her, bis sie sich friedsam einigten

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)