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*) Karsau, ein, wie Sipplingen am Bodensee, durch die zusammenziehende Herbe seines Rebensaftes berüchtigtes Dorf, 3 Stunden von Seckingen.


Die Wölfe.[1]

Auf des Rheines blauen Wellen
Zieht dahin ein schnelles Schiff,
Zieht vorüber Städte, Burgen,
Dorf und Wald und Felsenriff.

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Pilger sitzen viel darinnen,

Kommend von dem Gnadenort,
Kehren mit Gebet und Liedern
Wieder nach der Heimath Port.

Pilger sitzen auch darinnen

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Muntern Schlages, frischen Bluts,

Denn das Bad, wo man genesen,
Läßt man immer frohen Muths.

Fröhlich sind von Herzen Alle,
Hundertdreißig zählt die Schaar,

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Zwei nur scheinen bang und traurig,

Aller Erdenfreuden baar.

Weinend sitzt da eine Mutter,
Ach! von greisen Haaren schon,
Und mit jammervoller Miene

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Neben ihr der kranke Sohn.


Irr und wild sind seine Sinne
Wohl seit langen Jahren her;
Alle Bäder und Arzneien
Machen Den gesund nicht mehr.

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Wie die Einen in dem Schiffe

Innig beten immerfort,
Und die Andern scherzen, lachen,
Sprechen Die kein einzig Wort.


  1. So heißt eine für die Schiffer höchst gefährliche Stelle im Rheine, der sich hier durch mächtige Klippen Bahn brechen muß; zwischen Laufenburg und Seckingen.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)