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„Mutter, alle Krankheit heilen
Kann allein der Helfer Tod!
Horch! wie rings die Wölfe jappen!
Weh dir, Schiff, in deiner Noth!“ –

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Still – Gebet und frohe Lieder

Sind mit Einem Mal verhallt;
Fluthgebrauße, Schiffeskrachen,
Lauter Jammer nur erschallt.

Weh! geborsten ist das Fahrzeug

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Am verborgnen Klippenpfahl;

All die Pilger sind versunken,
Hundertdreißig an der Zahl.

Wagner von Laufenburg.


Der feurige Mann.

Ein Laufenburger Schiffer, Joseph Zimmermann, fuhr eines Abends spät mit seinem Weidling (kleines Fahrzeug) von Seckingen heimwärts. Als er dem s. g. Scheffigen (Anlandungsplaze) gegenüber war, sah er den jenseitigen steilen Rain herunter einen feurigen Mann kommen, sich dem Ufer nähern und mit den Händen fortwährend winken und andeuten, er möchte ihn herüberholen. Der unerschrockene Schiffer, wohl überlegend, daß er keine andere Wahl habe, wenn er nach Hause wolle, fuhr hinüber, nahm ohne alle Umstände den ungebetenen Rufer auf den Vordertheil des Weidlings und ruderte mit ihm nach dem jenseitigen Ufer zurück. Dort angekommen wollte ihm Jener zum Dank die Hand reichen. Allein der Schiffer, wohl wissend, daß es auf diese Art um ihn geschehen wäre, reichte dem Feuermännlein statt der Hand das Ruder, in welches jener denn auch deutlich alle fünf Finger einbrannte. Selbst dem Boden des Schiffchens hatte derselbe, wo er saß, den ganzen Sitztheil vollständig eingebrannt.

So erzählen’s noch viele Schiffer daselbst, wie sie es von ihren Vätern und Großvätern gehört haben.

J. A. Rueb.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_159.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)