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Un sie göhn, und sie stöhn am breite Strand,

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Keit (wirft) d’Aeltscht ihr Schwesterli weg vom Sand.


„Lieb Schwesterli, hilf mer doch uf an’s Land,
I will der au geh mi rothes Goldband!“

„Di rothes Goldband wirdi scho übercho,
Doch sottu uf Gotts grüener Erd nümme goh!“

15
„Hilf mer uf an’s Land, lieb Schwesterli,

Mi Briggem (Bräutigam) soll der au gschenket si!“

„Di Briggem wirdi scho übercho,
Doch solltu uf Gotts grüener Erd nümme goh.“

„Se helfe min Aetti, isch frumm und guet,

20
Mi Hochzit trinkt in chlorer Fluet.


„So helfe denn au mi Muetterli,
Mi Hochzit trinkt im tiefe Rhi.

„Se helfe mi Briggem im grüene Land,
Mi Brutbett hani uf wißem Sand.“ –

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Dört wohnt au e Spielma vom Rhi nit wit,

Und er goht an Strand, wo die Liiche lit.

Und er lengt sie usem Rhistrom rus,
Und macht si ne schöne Harfe drus.

Und er nimmt der Jungfrau schneewißi Brust,

30
Und die Harfe mueß stimme und chlinge just.


Und er nimmt der Jungfrau Fingerli do,
Und macht si Harfeschrube dervo.

Und er nimmt der Jungfrau Goldlöckeli,
Die müen em Harfesaite si.

35
Zum Hochzithus treit er die Harfe do,

Wo die Brutlüt alle zsemme sin cho.

Und as er uf der Harfe der erste Schlag thut,
Die Brut sitzt im Brutstuhl gar wohlgemuth.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_185.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)