Mitteme zierlige Band us rosiger Siden umwunde,
Unte ne Letschli dra, und ’s Gschirli zuem Netze vo Silber,
Und im Chrebs e Spüehli, und scho ne wengeli g’spunne.
Wie het mi Eveli gluegt! Was isch das Eveli gsprunge!
Gsangbuech weg und Maie weg und ’s Rädli in d’Arm gno,
Und het’s g’chüßt und druckt. „O liebi Frau Gotte, vergelts Gott!“
’s het nit z’Mtttag gesse. Sie hen doch e Hammen im Chöl gha.
Gspunne hets mit Hand und Füeße; het em nit d’Muetter
’s Rädli in Chaste gstellt, und gseit: „Gedenke des Sabaths!
Isch nit Christus der Her hüt vo de Todten erstande?“ –
Nu, di Rädli hesch. Doch Eveli, Eveli, weisch au,
Frili weisch’s, worum denn nit, und het sie ’m verheiße:
„Wenn de ’s in Ehre hesch, solls au an Plunder nit fehle
Und am andere Sege;“ se het sies g’halte wie’s recht isch.
Het nit in churzer Zit der Weber e Trogete Garn gholt?
Tuech und Tuech uf d’Bleiche treit und Strängli zuem Färber?
He, me het jo gseit, und wenns au dussen im Feld seig,
’s Rädli spinn elleinig furt, und wie si der Fade
Unten in d’Spuehle zieh’, wach’s unterm rosige Vendel
Und wer het im ganze Dorf die suferste Chleider
Sunntig und Werchtig treit, die reinlichsten Ermel am Hemd gha,
Und die suferste Strumpf und alliwil freudigi Sinne?
’s Frauweli im Felseg’halt si liebligi Gotte.
Zue der Muetter gseit mit ernstlige Mine und Worte:
„Numme ’s Riedligers Tochter zue ihre Tugede gfallt mer!“
Muetterherz isch hald verschreckt, zwor sotti’s und sage.
Wo sie wieder e mol vo’s Meiers Tochter und Matte
„’s git e chräftig Mittel,“ seit sie, „wenn de verhext bisch.
Hemmer für’s Riedligers g’huust? Di Vater setzt di ufs Pflichttheil,
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_202.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)