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Und Segen wohnt in diesem Gold; bald, in gerechtem Kriege

Wird neu das Glück dem Kaiser hold und führet ihn zum Siege.
Kaum hat er wieder seinen Thron auf Lorbeern aufgeschlagen,
Sorgt er vor Allem, seinen Lohn dem Köhler abzutragen.

Aus seiner Wälder stillem Schoos läßt er den Jüngling holen,

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Und spricht: „Sieh, dieser Segen floß allein aus deinen Kohlen!

Empfange meiner Tochter Hand zu deiner Treue Ruhme,
Dazu des Breisgau’s reiches Land zu deinem Herzogthume!

Zähringen hab ich es benannt nach deinem Heimathsthale,
Wo einst dein Meiler hat gebrannt mit solchem goldnen Strahle;

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Zu deinem Stammschloß nah daran sollst du den Grundstein legen,

Und möge dein Geschlecht fortan erblühn im ewigen Segen!“

A. Schzlr.


Ein Todtenbaum.[1]
(1122.)

Wo aus schwarzen Tannenwäldern himmelhohe Klippen ragen,
Donnernd des Gebirgs Gewässer an die Felsenrippen schlagen,
Kommt ein Männerzug geschritten auf des Pfaden schmalem Saum,
Feierlich in ihrer Mitten tragend einen Todtenbaum.

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Und der Zug, aus finsterm Walde immer weiter aufwerts geht er,

Bis von mondbeglänzter Halde ragt das Kloster zu Sanct Peter;
Vor dem hohen Thore stellen sie die schwere Bürde ab:
„Mönche, kommt aus euren Zellen! Euer Fürst begehrt ein Grab!“

Aus dem besten Schlafe ringen sich die Brüder nur verdrossen;

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Ahnungslos, was Jene bringen, wird die Pforte nun erschlossen,

  1. [356] Im Jahre 1121 war es in der Nähe von Straßburg zu unruhigen Auftritten gekommen. In dem Gebiete des Grafen Hugo von Dagsburg hatten sich die Einwohner gegen diesen aufgelehnt. Da er sich allein nicht mächtig genug fühlte, sie wieder zum Gehorsam zurückzuführen, rief er den Herzog Berthold III. von Zähringen zu Hülfe, denselben Fürsten, der die Stadt Freiburg gegründet hat. Berthold zog nach Molsheim und wollte sich daselbst mit seinen Leuten einquartieren; als aber die Bürger dies zu verhindern suchten, kam es zu einem Kampfe, in welchem der Herzog das Leben einbüßte. Nach einigen Berichten soll Bischof Cuno von Straßburg zu diesem Ereignisse mitgewirkt haben.
    (Siehe Strobel’s „Geschichte des Elsaßes.“ 1. Bd. S. 353.)
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_355.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)