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Und im hellen Mondlicht schauen sie, fast dünkt es ihnen Traum,
In der Männer Kreis den rauhen Stamm von einem hohlen Baum.

„Sagt, was führt euch her? Was bringt ihr da für einen Baum getragen?“ –
„Dieser Stamm birgt einen andern, der auch nimmer aus wird schlagen!

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Hier in eurer Todten Mitte stellt ihn jetzt in fromme Hut –

Herzog Berthold ist’s der Dritte, der in diesem Baumsarg ruht!

„Ueberm Rhein, bei Molsheim ist er gestern in der Schlacht gefallen,[1]
Durch die bischöflichen Knechte, und es war sein letztes Lallen:
Schafft, o Freunde, meine Leiche in Sanct Peters Gotteshaus,

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Daß ich dort im Friedensreiche ruh’ bei meinem Vater aus.


„So empfangt die euch vertraute, des geliebten Fürsten Hülle,
Der die „freie Burg“[2] erbaute und begabt’ mit Segensfülle;
Laßt uns nun vereint ihn senken in den gottgeweihten Raum,
Aber gebt zum Angedenken uns zurück den Todtenbaum!“

A. Schlzr.

¹) Im Jahre 1121 war es in der Nähe von Straßburg zu unruhigen Auftritten gekommen. In dem Gebiete des Grafen Hugo von Dagsburg hatten sich die Einwohner gegen diesen aufgelehnt. Da er sich allein nicht mächtig genug fühlte, sie wieder zum Gehorsam zurückzuführen, rief er den Herzog Berthold III. von Zähringen zu Hülfe, denselben Fürsten, der die Stadt Freiburg gegründet hat. Berthold zog nach Molsheim und wollte sich daselbst mit seinen Leuten einquartieren; als aber die Bürger dies zu verhindern suchten, kam es zu einem Kampfe, in welchem der Herzog das Leben einbüßte. Nach einigen Berichten soll Bischof Cuno von Straßburg zu diesem Ereignisse mitgewirkt haben.

(Siehe Strobel’s „Geschichte des Elsaßes.“ 1. Bd. S. 353.)
  1. Specklin spricht von einer förmlichen Schlacht, welche zwischen den fürstlichen und bischöflichen Truppen soll geliefert worden seyn: „Do wurde“ – fährt er fort – „hertzog Bertolff von Zeringen und graf Hugo und wol 1000 man erschlagen. Den hertzogen fuerte man in einem ausgeholten baum, und an beden enden zugespund und verbicht, zur Begrebnusz nach St. Peter uff dem Schwartzwalde.“
  2. Freiburg im Jahr 1120.
    (Siehe H. Schreiber’s „Urkundenbuch der Stadt Freiburg i. B.“ Th. I. S. 3 ff.)
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_356.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)